Civil War (2024)

Die Instabilität westlicher Demokratien

Wenige Monate vor den US-Präsidentenwahlen könnte ein schonungsloser, radikaler Film wie "Civil War“ aktueller kaum sein. Regisseur Alex Garland zeigt ein erschreckendes Szenario, das angesichts der Kapitol-Erstürmung vor einigen Jahren durch fanatische Trump-Anhänger und aufgrund der immer größer werdenden Gräben zwischen Demokraten und Republikanern nicht mehr völlig abwegig und realitätsfremd scheint. Vielleicht nicht in der dargestellten ausufernden, das ganze Land erfassenden Gewalt und Anarchie. Jedoch zumindest in Anflügen. Zum Nachdenken regt "Civil War“ damit allemal an.

Militärs und aufständische Milizen kämpfen überall auf der Welt gegeneinander und liefern sich erbitterte Schlachten. Die Bilder der Kriegsschauplätze und zerstörten Städte strahlen die TV-Sender täglich aus. In "Civil War“ erwischt es nun mit den USA eine einst als unbesiegbar geltende Weltmacht. Garlands Botschaft: Auch als stabil geltende, westliche Demokratien sind nicht vor Zerstörung, Krieg und Eskalation geschützt. Vor allem dann nicht, wenn Soldaten verrohen, Politiker immer extremer Handeln und der Hass auf unbescholtene Bürger übergeht. Entsprechend beklemmend und düster gestaltet sich die Gesamtstimmung des Films, von Beginn an.

Emotionslosigkeit und menschliche Verrohung

Und das lässt sich auch an den Verhaltensweisen und Wesenszügen der Figuren ablesen. Etwa an Kriegsjournalistin Lee (brillant: Kirsten Dunst), die verbittert wirkt. Emotionslos und kühl. Der Job und die Gräueltaten, die sie ablichten musste, haben sie so werden lassen. Die Reise, die sie mit ihren Kollegen und Kolleginnen Richtung Washington antritt, gleicht einer apokalyptischen Reise in den Höllenschlund. Verstümmelte Leichen säumen die Strecke, erhängte Unschuldige baumeln von Laternen, die Städte sind von Bombenkratern bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Bald zeigt sich: Professionelle, objektive Kriegsberichterstattung und ein erbarmungslos geführter, blutiger Bürgerkrieg – das verträgt sich nicht.

Fazit: Realistisches Zukunftsszenario oder utopische Dystopie? Das apokalyptische Kriegs-Roadmovie "Civil War“ entführt in ein kriegszerstörtes, von desaströsen Zuständen geprägtes Amerika der nahen Zukunft, in dem die Politik ihre Führungsgewalt längst eingebüßt hat.