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FBW-Bewertung: Robot Dreams (2024)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die Jury war von ROBOT DREAMS von Pablo Berger restlos begeistert: Diese Begeisterung schloss die gesamte filmische Machart inklusive Animation ein, aber natürlich auch die erzählte Geschichte, die zwar wunderbar versöhnlich ist, aber klassische Strukturen einer Romantic oder Buddy Comedy elegant und psychologisch aufhebt und auf einer höheren, wahrhafteren Ebene durchführt.

Seine erzählerischen, unerwartbaren, aber wunderbaren Kunstgriffe, fand die Jury, macht ROBOT DREAMS fast allen üblichen Subgenrevertretern weit überlegen ? durch größere Lebensnähe und Weisheit. Das schließt zweifelsohne tragische Elemente und nostalgische Erinnerungen ein, die aber das Leben selbst nicht tragisch färben.
ROBOT DREAMS spielt in den 1980er Jahren als einer Referenzzeit unserer Gegenwart, in der die technischen, digitalen Neuerungen einsetzten, die unsere Gegenwart bestimmen und unsere Zukunft revolutionieren werden. Im Zentrum aber steht das zeitlose Thema der Einsamkeit, die ein Hund in New York versucht durch einen Roboter ? also durch moderne Technik ? zu überwinden. Dabei entstehen echte gegenseitige Empathie und Freundschaft. Der Film hebt die Grenze zwischen natürlichen Wesen ? hier alles in Form von Tieren, die New York bewohnen und damit eine wunderbar bunter und diverse Gesellschaft bilden ? und Robotern auf. Damit werden auf extrem kluge Art und Weise eine heutige multikulturelle Wirklichkeit und der immense Einfluss von Technik auf unser Leben abgebildet und gleichzeitig in die Vergangenheit entrückt.

Auf der animierten Bilderebene sind die 1980er Jahre fantastisch und liebevoll und extrem detailreich und unfassbar witzig umgesetzt. Nicht nur jede vorkommende Straßenkreuzung ist zwischen Soho und Brooklyn konkret wiedergegeben, was auch für den Rummel-Strandpark Coney Island gilt. Es wimmelt auch von geistreichen Anspielungen und Witzen ? so hat der Hund Stephen Kings ?Friedhof der Kuscheltiere? auf dem Nachttisch liegen. Überhaupt findet man unzählige geistreiche, spielerische Zeit- und Kulturgeschichtsanspielungen ? bis hin zu Woody-Allen-Klassikern wie MANHATTAN. Animationstechnisch reizt ROBOT DREAMS die Möglichkeiten der räumlichen Perspektiven voll aus: Drohnenflüge, wild-elegante Kamerafahrten, wilde Drehungen aus der ?Sicht? einer Bowlingkugel, umklappende Dimensionen wie bei Christopher Nolans INCEPTION. Dazu werden rührende Details eingefügt, wie das Gesichter-Malen auf beschlagenen Scheiben eines Busses, bei denen das Kondenswasser dann Tränen laufen lässt.

Dass all diese detailreichen und psychologisch tiefen Erzählungen ohne ein einziges gesprochenes Wort auskommen, empfand die Jury als ganz große Leistung und zusätzlichen Zauber, der den Film global einsetzbar und verständlich macht.
Wunderbar gelang auch das titelgebende Spiel mit Traum und Wirklichkeit, in dem der Roboter ? durch einen technischen Ausfall zwangsweise zurückgelassen, während sein Hundefreund aufopfernd darum kämpft, ihn zurückzubekommen ? liebevoll Rückkehrphantasien entwickelt. Aber auch hier ist die Verlustangst in der Liebe eingebaut. Denn während einer Zwangstrennung warten Liebende nicht nur, sondern leben auch weiter ? mit allen Gefahren von neuen Erfahrungen, die auch Dog durchläuft.

Für die Jury war bei alledem klar, dass es sich bei ROBOT DREAMS um keinen klassischen Animationsfilm für Kinder handelt, vielmehr um einen die ganze Familie unterhaltenden Film, der auch für Kinder ab 6 oder 8 Jahren zu empfehlen ist, weil in dieser Erzählung eben auch einmal klassische Träume zerplatzen dürfen. In großer Mehrheit stimmte die Jury mitgerissen, begeistert und tief bewegt für das höchste Prädikat BESONDERS WERTVOLL.






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