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Das leere Grab (2024)

The Empty Grave

Der Dokumentarfilm schildert die Bemühungen zweier Familien in Tansania, die nach Deutschland verschleppten Gebeine ihrer Vorfahren zurückzuerhalten.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Auf dem Gebiet des heutigen Tansania wüteten einst deutsche Kolonialherren. Im Majimaji-Krieg zu Anfang des 20. Jahrhunderts töteten sie zahlreiche Anführer und Kämpfer. Zu rassistischen Forschungszwecken wurden Skelette und abgetrennte Schädel aus der Kolonie Deutsch-Ostafrika nach Deutschland gebracht, wo sie noch heute, in der Regel nur anonym beschriftet, in Museen und Institutionen lagern. Im Süden Tansanias trauert die Familie des Anführers Songea Mbano, dessen Schädel vor 115 Jahren nach Deutschland verschleppt wurde, noch immer oft an seinem Grab. Der Urgroßenkel John Mbano bekommt von den Ältesten den Auftrag, die erfolglose Suche nach dem Schädel fortzusetzen und ihn heimzuholen. John und seine Frau Cesilia reisen nach Berlin.

In Deutschland bemüht sich der Aktivist Mnyaka Sururu Mboro seit vielen Jahren um Aufklärung über die Verbrechen der Kolonialherrschaft. Im Norden Tansanias hofft die Familie Kaaya auf Rückgabe der Gebeine des Anführers Mangi Lobulu Kaaya. Sein Skelett wird schließlich gefunden, es wurde nach Amerika verkauft. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bittet bei seinem Besuch in Tansania um Vergebung für die Verbrechen der Kolonialzeit. Die Familien aber warten weiter darauf, die Gebeine der Urgroßväter beerdigen zu können.

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"Das leere Grab“: Tansanische Gebeine in deutschen Museen

In Deutschland haben die wenigsten Menschen vom Majimaji-Krieg gehört, in welchem Afrikaner zu Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die brutalen deutschen Kolonialherren kämpften. Aus dem Gebiet des heutigen Tansania brachten die Deutschen damals nicht nur zahlreiche Artefakte mit, sondern auch Gebeine ermordeter Krieger und Gefangener. Sie lagern in Depots deutscher Museen und Stiftungen, während Menschen in Tansania unter dem Trauma leiden, ihre Vorfahren nicht beerdigen zu können. Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay, eine deutsche und eine tansanische Filmemacherin, begeben sich mit ihrem Dokumentarfilm "Das leere Grab“ auf Spurensuche.

Ein Urenkel reist nach Berlin

In Tansania sind die Wunden der Kolonialzeit für die Familien Mbano und Kaaya nie verheilt. Mittlerweile versucht die Generation der Urgroßenkel, die Gebeine zweier Vorfahren in Deutschland aufzuspüren und heimzuholen. Die Menschen brechen in Tränen aus, wenn sie von ihrem Schmerz und ihrer Wut berichten, die Urgroßväter nicht in Würde beerdigen zu können. Den Brückenschlag zwischen dem Anliegen der Familien und den deutschen Institutionen schlagen Aktivisten wie der in Berlin lebende Mnyaka Sururu Mboro und sein Mitstreiter Konradin Kunze. Sie recherchieren, wo Gebeine aus Tansania lagern, sie machen aufmerksam auf Straßennamen, die nach Kolonialherren benannt sind, sie zeigen einer Schulklasse einen Film über das Wüten in der früheren Kolonie. Es beeindruckt, wie reflektiert und klar Schüler*innen ihre Betroffenheit ausdrücken und ihr Unverständnis, warum die Gebeine nicht zurückgegeben werden.

Labyrinthische Suche, offene Wunden

Die beiden Filmemacherinnen wählen die beobachtende Perspektive und interessieren sich für die subjektive, zwischenmenschliche Ebene. Nie wird das Rätsel, warum die Gebeine weiterhin in Deutschland lagern, direkt angesprochen, es fehlen entsprechende Interviews mit Politikern oder Expertinnen. Antworten muss man sich selbst erschließen, im Labyrinth der von den Familien angestoßenen Suche. Wie erfährt man, wo die Gebeine lagern, um beispielsweise einen DNA-Test machen zu können? Wie ließe sich eine verantwortungsvolle Rückgabe ohne Verwechslungen oder Missachtung von Nachkommen bewerkstelligen? Wer soll diese Aufgabe auf politischer Ebene in die Hand nehmen? Ein öffentliches Bewusstsein für das nicht beendete Unrecht zu schaffen, ist ein fälliger erster Schritt, zum dem dieser sehenswerte Film beiträgt.

Fazit: Gebeine ermordeter Afrikaner aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika lagern seit über 100 Jahren in deutschen Museen und Sammlungen. Auf dieses Unrecht und das Leid, das es den Nachkommen bis heute zufügt, macht der spannende Dokumentarfilm von Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay aufmerksam. Zwei Familien in Tansania wollen herausfinden, wo die Gebeine der Urgroßväter sind und an wen sie die Forderung nach Rückgabe überhaupt richten müssen. Berliner Aktivisten unterstützen sie. Aus der Perspektive Betroffener werden mühsam errungene Fortschritte und neue Hürden konkret erfahrbar.




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Besetzung & Crew von "Das leere Grab"

Land: Deutschland, Tansania
Jahr: 2024
Genre: Dokumentation
Originaltitel: The Empty Grave
Länge: 97 Minuten
Kinostart: 23.05.2024
Regie: Cece Mlay, Agnes Lisa Wegner
Darsteller: Ernest Kaaya, Felix Kaaya, Cesilia Mbano, John Mbano
Kamera: Nicholas Calvin, Marcus Winterbauer
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH

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