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Beule - Zerlegt die Welt (2022)
Beule
Deutsche Komödie von und mit Janek Rieke über eine verkorkste Paarbeziehung.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Olli (Janek Rieke) wird von allen nur "Beule" genannt, weil er jeden von ihm provozierten Kampf verliert und dabei ordentlich Prügel einsteckt. Gemeinsam mit seiner Freundin Anja (Julia Hartmann) lebt er in einer Bootswerkstatt, die er irgendwo in Norddeutschland betreibt. Doch die beiden sind knapp bei Kasse. Als mal wieder der Regen durchs undichte Dach tropft, heuert Olli mit seinen Kumpels Kalle (Gerdy Zint), Henning (David Bredin) und Sören (Daniel Michel) für ein halbes Jahr auf einem Schiff an.
Nach seiner Rückkehr will Anja unbedingt ein Kind, wovor Olli zurückschreckt. Denn für die Vaterrolle scheint er, der seine Wut am liebsten mit der Axt an Zigarettenautomaten auslässt, schlicht und ergreifend nicht geeignet. Als Anja schwanger wird, dreht sie in Ollis Augen vollkommen durch, weshalb ihm sein Bruder, der Arzt Richard (Max Giermann), zu einer Trennung rät. Stattdessen flüchtet sich Olli in die Arme der Tankstellenverkäuferin Mia (Nilam Farooq) – und die Probleme nehmen erst richtig ihren Lauf.
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Filmkritik
"Beule – Zerlegt die Welt": Wenn's mal wieder länger dauert
Beinahe ein Vierteljahrhundert liegen zwischen Janek Riekes erstem und seinem zweiten abendfüllenden Spielfilm als Regisseur. Obwohl sein Debüt, die Komödie "Härtetest" (1998), aus dem Stand für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde, hat es bis ins Frühjahr 2019 gedauert, bevor der gebürtige Hamburger erneut auf dem Regiestuhl Platz nahm. Im Anschluss daran gingen dreieinhalb weitere Jahre ins Land, bis "Beule" im Oktober 2022 beim Filmfest Hamburg seine Weltpremiere feierte. Bis die komplett ohne Filmförderung entstandene Komödie nun endlich regulär in die Kinos kommt, musste das Publikum noch einmal knapp drei Jahre warten. Doch wird, was lange währt, damit auch endlich gut?
Große Spielfreude und verschenktes Potenzial
Die Antwort darauf lautet ja und nein. Dass Rieke, der einem breiten Publikum durch seine Rolle als Kommissar Max Winter in der Fernsehserie "Der Kriminalist" bekannt ist, Heißhunger hatte, endlich wieder einen eigenen Film zu drehen, ist "Beule" in jeder einzelnen Einstellung anzumerken. Er selbst, der in die Titelrolle geschlüpft ist, und das übrige Ensemble – von Julia Hartmann über Max Giermann bis Nilam Farooq – haben richtig Bock. Ihre Spielfreude ist es denn auch, die über viele Schwächen hinwegtröstet. Denn die gute Laune, mit der hier alle Beteiligten zu Werke gehen, überträgt sich mühelos aufs Publikum.
Die größte Schwäche ist das von Rieke selbst verfasste Drehbuch, das eine Ansammlung guter bis großartiger Einfälle ist, dafür aber nie eine ordentliche Struktur findet. Stattdessen hüpft die Handlung teils vogelwild zwischen ihren einzelnen Strängen und den Figuren hin und her und verschenkt dabei jede Menge Potenzial. Bestes Beispiel für eine vergebene Chance ist die von Nilam Farooq gespielte Mia. Erst wird sie als nächtlicher Flirt aufwändig eingeführt, dann aber allzu schnell vom Drehbuch vergessen. Und als sie schließlich sehenswert in den finalen Akt kracht, wird sie nach ihrem Paukenschlag umgehend wieder fallengelassen.
Warum der Titelheld "Beule" und seine von Julia Hartmann verkörperte Lebensgefährtin Anja nicht mit Mia, sondern mit ihrer Psychiaterin ins Krankenhaus eilen, bleibt ein Rätsel. Eine Fahrgemeinschaft, die aus einem Paar im Krisenmodus bestanden hätte, das auf die Fahrdienste der verhassten Geliebten angewiesen ist, hätte so viel mehr Möglichkeiten geboten. Und es ist nicht das einzige Mal, dass man sich im Kinosaal am Kopf kratzt und denkt: "Das hätte ich an dieser Stelle aber ganz anders und dadurch deutlich besser gemacht!"
Verkorkst, aber urkomisch
Dass "Beule" trotzdem funktioniert, liegt neben der erwähnten Spielfreude an mehreren Aspekten. Der von einem Voice-over-Kommentar der Hauptfigur zusammengehaltene Film beschwört in seiner Machart Gangsterfilme und Gaunerkomödien der 1990er-Jahre herauf. Flotte Schnitte, ironisch eingestreute Vor- und Rückblenden, ein Spiel mit der filmischen Form und augenzwinkernd eingebaute Zitate aus Klassikern von "Shining" (1980) über "GoodFellas" (1990) bis zum "Wolf of Wall Street" (2013) verbreiten eine schwarzhumorige Grundstimmung, die im Gegensatz zu vielen anderen Nachahmern des Kinos eines Martin Scorsese, Quentin Tarantino oder Guy Ritchie ausnahmsweise aufgeht. Janek Riekes komödiantisches Talent und sein Gespür für Timing sind nicht von der Hand zu weisen. So verkorkst wie die im Film vorgeführte Beziehung auch sonst vieles an seinem Film sein mag, er ist auch urkomisch.
Fazit: Lang hat's gedauert, bis der Schauspieler Janek Rieke endlich wieder als Regisseur tätig war. Sein zweiter abendfüllender Film, in dem er selbst die Hauptrolle spielt und auch als Drehbuchautor und Produzent fungierte, ist eine mal rabenschwarze, mal ironisch leichte Komödie über eine verkorkste Beziehung. Und so konfus die Handlung mitunter auch geraten sein mag, sympathisch geschriebene Figuren, ein gut aufgelegtes Ensemble und eine Grundstimmung, die an große Vorbilder aus den 1990er-Jahren erinnert, machen "Beule – Zerlegt die Welt" trotz allem sehenswert.
Beinahe ein Vierteljahrhundert liegen zwischen Janek Riekes erstem und seinem zweiten abendfüllenden Spielfilm als Regisseur. Obwohl sein Debüt, die Komödie "Härtetest" (1998), aus dem Stand für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde, hat es bis ins Frühjahr 2019 gedauert, bevor der gebürtige Hamburger erneut auf dem Regiestuhl Platz nahm. Im Anschluss daran gingen dreieinhalb weitere Jahre ins Land, bis "Beule" im Oktober 2022 beim Filmfest Hamburg seine Weltpremiere feierte. Bis die komplett ohne Filmförderung entstandene Komödie nun endlich regulär in die Kinos kommt, musste das Publikum noch einmal knapp drei Jahre warten. Doch wird, was lange währt, damit auch endlich gut?
Große Spielfreude und verschenktes Potenzial
Die Antwort darauf lautet ja und nein. Dass Rieke, der einem breiten Publikum durch seine Rolle als Kommissar Max Winter in der Fernsehserie "Der Kriminalist" bekannt ist, Heißhunger hatte, endlich wieder einen eigenen Film zu drehen, ist "Beule" in jeder einzelnen Einstellung anzumerken. Er selbst, der in die Titelrolle geschlüpft ist, und das übrige Ensemble – von Julia Hartmann über Max Giermann bis Nilam Farooq – haben richtig Bock. Ihre Spielfreude ist es denn auch, die über viele Schwächen hinwegtröstet. Denn die gute Laune, mit der hier alle Beteiligten zu Werke gehen, überträgt sich mühelos aufs Publikum.
Die größte Schwäche ist das von Rieke selbst verfasste Drehbuch, das eine Ansammlung guter bis großartiger Einfälle ist, dafür aber nie eine ordentliche Struktur findet. Stattdessen hüpft die Handlung teils vogelwild zwischen ihren einzelnen Strängen und den Figuren hin und her und verschenkt dabei jede Menge Potenzial. Bestes Beispiel für eine vergebene Chance ist die von Nilam Farooq gespielte Mia. Erst wird sie als nächtlicher Flirt aufwändig eingeführt, dann aber allzu schnell vom Drehbuch vergessen. Und als sie schließlich sehenswert in den finalen Akt kracht, wird sie nach ihrem Paukenschlag umgehend wieder fallengelassen.
Warum der Titelheld "Beule" und seine von Julia Hartmann verkörperte Lebensgefährtin Anja nicht mit Mia, sondern mit ihrer Psychiaterin ins Krankenhaus eilen, bleibt ein Rätsel. Eine Fahrgemeinschaft, die aus einem Paar im Krisenmodus bestanden hätte, das auf die Fahrdienste der verhassten Geliebten angewiesen ist, hätte so viel mehr Möglichkeiten geboten. Und es ist nicht das einzige Mal, dass man sich im Kinosaal am Kopf kratzt und denkt: "Das hätte ich an dieser Stelle aber ganz anders und dadurch deutlich besser gemacht!"
Verkorkst, aber urkomisch
Dass "Beule" trotzdem funktioniert, liegt neben der erwähnten Spielfreude an mehreren Aspekten. Der von einem Voice-over-Kommentar der Hauptfigur zusammengehaltene Film beschwört in seiner Machart Gangsterfilme und Gaunerkomödien der 1990er-Jahre herauf. Flotte Schnitte, ironisch eingestreute Vor- und Rückblenden, ein Spiel mit der filmischen Form und augenzwinkernd eingebaute Zitate aus Klassikern von "Shining" (1980) über "GoodFellas" (1990) bis zum "Wolf of Wall Street" (2013) verbreiten eine schwarzhumorige Grundstimmung, die im Gegensatz zu vielen anderen Nachahmern des Kinos eines Martin Scorsese, Quentin Tarantino oder Guy Ritchie ausnahmsweise aufgeht. Janek Riekes komödiantisches Talent und sein Gespür für Timing sind nicht von der Hand zu weisen. So verkorkst wie die im Film vorgeführte Beziehung auch sonst vieles an seinem Film sein mag, er ist auch urkomisch.
Fazit: Lang hat's gedauert, bis der Schauspieler Janek Rieke endlich wieder als Regisseur tätig war. Sein zweiter abendfüllender Film, in dem er selbst die Hauptrolle spielt und auch als Drehbuchautor und Produzent fungierte, ist eine mal rabenschwarze, mal ironisch leichte Komödie über eine verkorkste Beziehung. Und so konfus die Handlung mitunter auch geraten sein mag, sympathisch geschriebene Figuren, ein gut aufgelegtes Ensemble und eine Grundstimmung, die an große Vorbilder aus den 1990er-Jahren erinnert, machen "Beule – Zerlegt die Welt" trotz allem sehenswert.
Falk Straub
TrailerAlle "Beule - Zerlegt die Welt"-Trailer anzeigen

Besetzung & Crew von "Beule - Zerlegt die Welt"
Land: DeutschlandJahr: 2022
Genre: Komödie
Originaltitel: Beule
Kinostart: 11.09.2025
Regie: Janek Rieke
Darsteller: Janek Rieke als Olli, Julia Hartmann als Anja, Max Giermann, Nilam Farooq, Gerdy Zint
Verleih: Filmwelt