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Kein Tier. So Wild. (2025)
No Beast. So Fierce
Shakespeare trifft auf das Berlin von heute: Moderne Film-Theater-Variante von "Richard III.“.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Zwei rivalisierende Großfamilien mit arabischen Wurzeln – die Yorks und die Lancasters – stehen sich vor Gericht erneut gegenüber. Rashida York (gespielt von Kenda Hmeidan) setzt dem blutigen Bandenkrieg ein grausames Ende, indem sie die Anführer der Lancasters töten lässt. Doch obwohl sie sich durch diesen radikalen Schritt Respekt verdient, bleibt sie in den Augen ihrer eigenen Familie vor allem eines: eine Frau. Ein Spielball der Männer. Doch Rashida will nach oben, sie will mehr Einfluss erlangen – koste es, was es wolle. Dabei geht sie über Grenzen, die nur wenige zu überschreiten wagen. Auf dem Weg zur Königin der Berliner Unterwelt muss Rashida intrigieren, verführen, töten. Als sie auf dem Höhepunkt ihrer Macht ist, wird sie jedoch von ihren Erinnerungen eingeholt. Es sind die Erinnerungen an eine Kindheit voller Entbehrungen, in Armut und der Angst vor dem nächsten Bombenhagel.
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Filmkritik
Shakespeares Geschichte des Richard von Gloucester
Regisseur Burhan Qurbani kennt sich aus mit Literaturverfilmungen. 2020 sorgte er mit seiner modernen Neufassung von Döblins "Berlin Alexanderplatz“ für Furore. Einen modernen, zeitgemäßen Anstrich verpasst er mit "Kein Tier. So Wild.“ nun dem populären Shakespeare-Stück "Richard III.“. Shakespeares Königsdrama handelt von Richard von Gloucester, dem machtbesessenen und verkrüppelten jüngeren Bruder des englischen Königs Edward IV. Aus Richard von Gloucester macht Qurbani die skrupellose Rashida York, eine der radikalsten Frauenfiguren in einem Film europäischer Produktion im bisherigen Kinojahr 2025.
Überhaupt sind es in "Kein Tier. So Wild.“ die weiblichen Charaktere, die in dieser ebenso mitreißenden wie provokativen Geschichte um den Aufstieg und Fall einer Unterweltkönigin herausstechen. Sie versuchen sich in einer von rücksichtslosen, geldgierigen Clan-Mitgliedern und zwielichtigen (männlichen) Unterwelt-Gestalten bevölkerten Parallelwelt zu behaupten. Ein patriarchales Paralleluniversum, in dem neben Rashida (brillant: Kenda Hmeidan) allerdings noch weitere Frauen tragende Rollen spielen.
Sinnbildliche Frauenfiguren
Zu diesen zentralen und die Handlung immer wieder vorantreibenden Frauenfiguren zählen unter anderem die "Familien-interne“ Konkurrentin Elisabet (virtuos: Verena Altenberger) und eine Frau namens Mishal. Diese ist eine treue Gehilfin Rashidas, gewissermaßen ihre "Frau fürs Grobe“. Hiam Abbas spielt diese Figur eiskalt und mit höchster Präzision. In der von Männern beherrschten Welt müssen die Frauen ähnlich eigensinnig, unnachgiebig und brutal wie das andere Geschlecht agieren, um an ihre Ziele zu gelangen. So könnte eine Botschaft dieses mit bitterbösen, unsympathischen und ziemlich finsteren Charakteren gespickten Dramas lauten – von denen sich keiner als Identifikationsfigur eignet. "Ich tue was ich will, darin liegt die größte Macht“, heißt es an einer Stelle und dieser Satz steht stellvertretend für die Vorgehensweise und Wesenszüge der Handelnden.
Ebenso rabiat und einheitlich geht Qurbani bei der Bildsprache vor. Düsternis und oftmals dunkle, strenge Farben bestimmen die Sets und Kulissen, bei denen der Filmemacher bewusst auf Übertreibung und Theatralik setzt. Die Hintergründe, Handlungsorte und Szenerien erinnern hier und da nicht zufällig an Theaterkulissen, womit Qurbani geschickt auf die Vorlage verweist. Surreale Innenräume treffen auf syrische Wüstenlandschaften, sterile Parkhäuser, apokalyptische Endzeit-Szenerien und prächtige Justizgebäude. Am Ende wird klar: "Kein Tier. So Wild.“ ist vor allem die Geschichte einer traumatisierten Frau, deren Wunden aus der Kindheit nie verheilt sind.
Fazit: Faszinierende und präzise dargestellte Parabel über den Aufstieg und Fall einer Berliner Unterwelt-Königin. Die rätselhafte Aura des Films und die starken Frauenfiguren stehen dem Hang zu übersteigerter Künstlichkeit und bewusster Überzeichnung entgegen.
Regisseur Burhan Qurbani kennt sich aus mit Literaturverfilmungen. 2020 sorgte er mit seiner modernen Neufassung von Döblins "Berlin Alexanderplatz“ für Furore. Einen modernen, zeitgemäßen Anstrich verpasst er mit "Kein Tier. So Wild.“ nun dem populären Shakespeare-Stück "Richard III.“. Shakespeares Königsdrama handelt von Richard von Gloucester, dem machtbesessenen und verkrüppelten jüngeren Bruder des englischen Königs Edward IV. Aus Richard von Gloucester macht Qurbani die skrupellose Rashida York, eine der radikalsten Frauenfiguren in einem Film europäischer Produktion im bisherigen Kinojahr 2025.
Überhaupt sind es in "Kein Tier. So Wild.“ die weiblichen Charaktere, die in dieser ebenso mitreißenden wie provokativen Geschichte um den Aufstieg und Fall einer Unterweltkönigin herausstechen. Sie versuchen sich in einer von rücksichtslosen, geldgierigen Clan-Mitgliedern und zwielichtigen (männlichen) Unterwelt-Gestalten bevölkerten Parallelwelt zu behaupten. Ein patriarchales Paralleluniversum, in dem neben Rashida (brillant: Kenda Hmeidan) allerdings noch weitere Frauen tragende Rollen spielen.
Sinnbildliche Frauenfiguren
Zu diesen zentralen und die Handlung immer wieder vorantreibenden Frauenfiguren zählen unter anderem die "Familien-interne“ Konkurrentin Elisabet (virtuos: Verena Altenberger) und eine Frau namens Mishal. Diese ist eine treue Gehilfin Rashidas, gewissermaßen ihre "Frau fürs Grobe“. Hiam Abbas spielt diese Figur eiskalt und mit höchster Präzision. In der von Männern beherrschten Welt müssen die Frauen ähnlich eigensinnig, unnachgiebig und brutal wie das andere Geschlecht agieren, um an ihre Ziele zu gelangen. So könnte eine Botschaft dieses mit bitterbösen, unsympathischen und ziemlich finsteren Charakteren gespickten Dramas lauten – von denen sich keiner als Identifikationsfigur eignet. "Ich tue was ich will, darin liegt die größte Macht“, heißt es an einer Stelle und dieser Satz steht stellvertretend für die Vorgehensweise und Wesenszüge der Handelnden.
Ebenso rabiat und einheitlich geht Qurbani bei der Bildsprache vor. Düsternis und oftmals dunkle, strenge Farben bestimmen die Sets und Kulissen, bei denen der Filmemacher bewusst auf Übertreibung und Theatralik setzt. Die Hintergründe, Handlungsorte und Szenerien erinnern hier und da nicht zufällig an Theaterkulissen, womit Qurbani geschickt auf die Vorlage verweist. Surreale Innenräume treffen auf syrische Wüstenlandschaften, sterile Parkhäuser, apokalyptische Endzeit-Szenerien und prächtige Justizgebäude. Am Ende wird klar: "Kein Tier. So Wild.“ ist vor allem die Geschichte einer traumatisierten Frau, deren Wunden aus der Kindheit nie verheilt sind.
Fazit: Faszinierende und präzise dargestellte Parabel über den Aufstieg und Fall einer Berliner Unterwelt-Königin. Die rätselhafte Aura des Films und die starken Frauenfiguren stehen dem Hang zu übersteigerter Künstlichkeit und bewusster Überzeichnung entgegen.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Kein Tier. So Wild."
Land: DeutschlandJahr: 2025
Genre: Abenteuer, Krimi
Originaltitel: No Beast. So Fierce
Länge: 150 Minuten
Kinostart: 08.05.2025
Regie: Burhan Qurbani
Darsteller: Mehdi Nebbou, Hiam Abbass, Hassan Akkouch, Ibrahim Al-Khalil, Verena Altenberger
Verleih: Port au Prince Pictures GmbH