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Zikaden (2025)
Drama über zwei konträre Frauen, die zwischen Brandenburg und Berlin mit ganz verschiedenen Familienproblemen ringen und sich dadurch näherkommen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die Immobilienmaklerin Isabell (Nina Hoss) ist überfordert. Ihre Eltern sind pflegebedürftig und kommen in ihrer großen Berliner Altbauwohnung nicht mehr allein zurecht. Gleichzeitig fordern das von Isabells Vater selbst entworfene Wochenendhaus in Brandenburg und Isabells Partner, der französische Ingenieur Philippe (Vincent Macaigne), jede freie Minute ihrer Aufmerksamkeit. Mit den Nerven langsam, aber sicher am Ende trifft sie in der Hitze des brandenburgischen Sommers auf die einige Jahre jüngere Anja (Saskia Rosendahl), die ganz andere Probleme hat.
Alleinerziehend und immer auf der Suche nach einem neuen Job kämpft Anja rund um die Uhr darum, für sich und ihre kleine Tochter Greta zu sorgen. Während sie bei der Arbeit ist, stromert Greta mit zwei Nachbarjungen unbeaufsichtigt durch die Gegend. Anjas Begegnung mit Isabell wiederum löst in den beiden Frauen etwas aus.
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Filmkritik
"Zikaden": Kleine Feuer überall
Die als Schauspielerin bekannte Ina Weisse interessiert sich als Regisseurin für Familiendynamiken. Im Zentrum ihres dritten abendfüllenden Spielfilms, der bei der 75. Berlinale in der Sektion Panorama Premiere feierte, stehen nun zwei Frauen und deren Familienkonstellationen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die blonde, schlanke und kinderlose Isabell stammt aus wohlhabendem Haus. Sie ist gebildet, stets elegant gekleidet, beruflich erfolgreich und trotz alledem zurückhaltend, verunsichert, ja gar ängstlich im Umgang mit ihren pflegebedürftigen Eltern und ihrem frustrierten Partner, der das Beziehungsende provoziert. Ganz anders die brünette, burschikose Anja, die aus armen Verhältnissen stammt. Als alleinerziehende Mutter der kleinen Greta hetzt sie mit Pragmatismus und Straßenschläue von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob, um sich und ihre Tochter über Wasser zu halten und ist dabei weder auf den Mund gefallen noch schüchtern. Als diese zwei Frauen erstmals aufeinandertreffen, erzeugt das eine Irritation und eine Reibung, aus denen sich der Reiz dieses Dramas speist. Mit Nina Hoss als Isabell und Saskia Rosendahl als Anja sind die zwei konträren Hauptrollen perfekt besetzt.
Warum die Immobilienmaklerin Isabell und die Gelegenheitsjobberin Anja wurden, wie sie sind, deutet Ina Weisse in dem von ihr selbst verfassten Drehbuch nur an. Lag es bei Isabell am übermächtigen Vater, einem erfolgreichen Architekten? Liegt es an Versagensängsten? Lag es bei Anja an den schwierigen Lebensumständen, die sie schon als Kind dazu zwangen, erfindungsreich zu sein? Und was von all dem, das sie Isabell erzählt, ist wahr und was gelogen? Weisse erzählt das zwischen den Zeilen, über Blicke, Gesten, Körpersprache und sukzessiv eingestreute Dialoge. Ihr genügen Details, um das Innenleben ihrer Figuren nonverbal nach außen zu kehren, etwa wenn Isabell am Flughafenschalter in letzter Minute noch einmal hektisch ihre Handtasche durchwühlt und ihrem Partner damit den letzten Nerv raubt. Oder wenn Anja sich ganz selbstverständlich durch das brandenburgische Wochenendhaus von Isabells Eltern bewegt, so als sei sie hier selbst zu Hause. Dabei kommt sie Isabell stets ein entscheidendes Stück zu nahe, was wiederum eine Spannung erzeugt, die zwischen Abstoßung und Anziehung hin- und herpendelt.
Frauen ohne Männer
Es ist dieses Unausgesprochene und Undefinierbare, das In-der-Schwebe-Halten, das dafür sorgt, dass das Kinopublikum bis zum Filmende bei der Stange bleibt. Ist die Beziehung zwischen Isabell und Anja freundschaftlicher, (ersatz-)familiärer oder amouröser Natur? Und spielt das überhaupt eine Rolle? Führt Anja etwas im Schilde oder entspringt ihr mitunter unerklärliches Verhalten schlicht ihrer Natur? Diese Fragen, die man sich beim Zuschauen zwangsläufig stellt, helfen über manche unnötige Länge hinweg. Denn zwischendurch spiegelt die Handlung etwas zu sehr die brandenburgische Landschaft, in der große Teile des Films spielen. Hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, passiert so wenig, dass der Film stets Gefahr läuft zu langweilen.
Dass man nicht alles in diesem Film wörtlich nehmen sollte, sollte noch erwähnt werden. Im Gegensatz zu ihrem vorangegangenen Drama "Das Vorspiel" (2019), in dem ebenfalls Nina Hoss die Hauptrolle spielte, setzt Ina Weisse dieses Mal zwar nur dezent, aber an entscheidenden Stellen eben auf Symbolik anstatt auf Realismus. Dementsprechend steht gegen Ende tatsächlich ein Haus in Flammen, nachdem die zwei Protagonistinnen die gesamte Handlung über bemüht wahren, im übertragenen Sinn kleine Feuer auszutreten. Die allerletzte von Kamerafrau Judith Kaufmann eingefangene Einstellung spricht schließlich Bände: Eine rein weibliche Ersatzfamilie sitzt gemeinsam an einem Tisch; die Männer, die sie zeitlebens in ihrer freien Entfaltung zurückgehalten haben, sind endgültig aus ihren Leben verschwunden.
Fazit: "Zikaden", der dritte abendfüllende Spielfilm von Schauspielerin und Regisseurin Ina Weisse, erzählt von zwei konträren Frauen und der Anziehungskraft, die beide aufeinander ausüben. Das mit Nina Hoss und Saskia Rosendahl ideal besetzte Drama hat durchaus seinen Reiz, aber auch so viele Leerstellen und Leerlauf, dass es stets Gefahr läuft, in Langeweile abzudriften.
Die als Schauspielerin bekannte Ina Weisse interessiert sich als Regisseurin für Familiendynamiken. Im Zentrum ihres dritten abendfüllenden Spielfilms, der bei der 75. Berlinale in der Sektion Panorama Premiere feierte, stehen nun zwei Frauen und deren Familienkonstellationen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die blonde, schlanke und kinderlose Isabell stammt aus wohlhabendem Haus. Sie ist gebildet, stets elegant gekleidet, beruflich erfolgreich und trotz alledem zurückhaltend, verunsichert, ja gar ängstlich im Umgang mit ihren pflegebedürftigen Eltern und ihrem frustrierten Partner, der das Beziehungsende provoziert. Ganz anders die brünette, burschikose Anja, die aus armen Verhältnissen stammt. Als alleinerziehende Mutter der kleinen Greta hetzt sie mit Pragmatismus und Straßenschläue von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob, um sich und ihre Tochter über Wasser zu halten und ist dabei weder auf den Mund gefallen noch schüchtern. Als diese zwei Frauen erstmals aufeinandertreffen, erzeugt das eine Irritation und eine Reibung, aus denen sich der Reiz dieses Dramas speist. Mit Nina Hoss als Isabell und Saskia Rosendahl als Anja sind die zwei konträren Hauptrollen perfekt besetzt.
Warum die Immobilienmaklerin Isabell und die Gelegenheitsjobberin Anja wurden, wie sie sind, deutet Ina Weisse in dem von ihr selbst verfassten Drehbuch nur an. Lag es bei Isabell am übermächtigen Vater, einem erfolgreichen Architekten? Liegt es an Versagensängsten? Lag es bei Anja an den schwierigen Lebensumständen, die sie schon als Kind dazu zwangen, erfindungsreich zu sein? Und was von all dem, das sie Isabell erzählt, ist wahr und was gelogen? Weisse erzählt das zwischen den Zeilen, über Blicke, Gesten, Körpersprache und sukzessiv eingestreute Dialoge. Ihr genügen Details, um das Innenleben ihrer Figuren nonverbal nach außen zu kehren, etwa wenn Isabell am Flughafenschalter in letzter Minute noch einmal hektisch ihre Handtasche durchwühlt und ihrem Partner damit den letzten Nerv raubt. Oder wenn Anja sich ganz selbstverständlich durch das brandenburgische Wochenendhaus von Isabells Eltern bewegt, so als sei sie hier selbst zu Hause. Dabei kommt sie Isabell stets ein entscheidendes Stück zu nahe, was wiederum eine Spannung erzeugt, die zwischen Abstoßung und Anziehung hin- und herpendelt.
Frauen ohne Männer
Es ist dieses Unausgesprochene und Undefinierbare, das In-der-Schwebe-Halten, das dafür sorgt, dass das Kinopublikum bis zum Filmende bei der Stange bleibt. Ist die Beziehung zwischen Isabell und Anja freundschaftlicher, (ersatz-)familiärer oder amouröser Natur? Und spielt das überhaupt eine Rolle? Führt Anja etwas im Schilde oder entspringt ihr mitunter unerklärliches Verhalten schlicht ihrer Natur? Diese Fragen, die man sich beim Zuschauen zwangsläufig stellt, helfen über manche unnötige Länge hinweg. Denn zwischendurch spiegelt die Handlung etwas zu sehr die brandenburgische Landschaft, in der große Teile des Films spielen. Hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, passiert so wenig, dass der Film stets Gefahr läuft zu langweilen.
Dass man nicht alles in diesem Film wörtlich nehmen sollte, sollte noch erwähnt werden. Im Gegensatz zu ihrem vorangegangenen Drama "Das Vorspiel" (2019), in dem ebenfalls Nina Hoss die Hauptrolle spielte, setzt Ina Weisse dieses Mal zwar nur dezent, aber an entscheidenden Stellen eben auf Symbolik anstatt auf Realismus. Dementsprechend steht gegen Ende tatsächlich ein Haus in Flammen, nachdem die zwei Protagonistinnen die gesamte Handlung über bemüht wahren, im übertragenen Sinn kleine Feuer auszutreten. Die allerletzte von Kamerafrau Judith Kaufmann eingefangene Einstellung spricht schließlich Bände: Eine rein weibliche Ersatzfamilie sitzt gemeinsam an einem Tisch; die Männer, die sie zeitlebens in ihrer freien Entfaltung zurückgehalten haben, sind endgültig aus ihren Leben verschwunden.
Fazit: "Zikaden", der dritte abendfüllende Spielfilm von Schauspielerin und Regisseurin Ina Weisse, erzählt von zwei konträren Frauen und der Anziehungskraft, die beide aufeinander ausüben. Das mit Nina Hoss und Saskia Rosendahl ideal besetzte Drama hat durchaus seinen Reiz, aber auch so viele Leerstellen und Leerlauf, dass es stets Gefahr läuft, in Langeweile abzudriften.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Zikaden"
Land: Frankreich, DeutschlandJahr: 2025
Genre: Drama
Länge: 100 Minuten
Kinostart: 19.06.2025
Regie: Ina Weisse
Darsteller: Nina Hoss, Saskia Rosendahl, Vincent Macaigne
Verleih: DCM GmbH
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