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Der Meister und Margarita (2025)
The Master and Margaret
Teuflisch gute Adaption: Der Regisseur Michael Lockshin hat den gleichnamigen Roman von Michail Bulgakow verfilmt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Im Moskau der 1930er-Jahre steht der Kommunismus in voller Blüte, unliebsame Elemente gilt es, mit der Wurzel auszureißen. Dazu zählt das Theaterstück eines bekannten Schriftstellers (Jewgeni Zyganow), in dessen Zentrum Pontius Pilatus (Claes Bang) steht. Der religiöse Stoff passt nicht zur atheistischen Staatsräson, also wird das Stück kurz vor der Premiere abgesetzt und dessen Verfasser aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Mittellos und am eigenen Schicksal verrückt geworden, landet er in einem Irrenhaus, in dem er auf einen ihm bekannten Poeten (Danil Steklow) trifft, der ihm eine wahnwitzige Geschichte erzählt, die der Schriftsteller schließlich heimlich niederschreibt.
Sie handelt von einem merkwürdigen Ausländer, vermutlich einem Deutschen namens Woland (August Diehl), der sich selbst als "Professor für Schwarze Magie" bezeichnet. Gemeinsam mit seinen zwei seltsamen Gefährten und einem sprechenden Kater namens Behemoth nistet sich Woland in der Wohnung Nummer 50 im Haus Sadowaja 302b ein und wirbelt mit seinen magischen Theateraufführungen das Moskauer Nachtleben durcheinander.
Diese Geschichte kommt dem Schriftsteller, der seinen eigenen Namen vergessen hat und von seiner Geliebten Margarita (Julia Snigir) stets nur "der Meister" genannt wurde, bekannt vor. Hat nicht auch er diesen Woland in Moskau getroffen? Und nahm Margarita nicht als Königin an einem von Woland veranstalten Ball teil, nachdem sie durch eine Flugsalbe zur Hexe geworden war? Der Schriftsteller kann es nicht mit Gewissheit sagen, denn die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion verschwimmen.
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Filmkritik
"Der Meister und Margarita": Dichtung und Wahrheit
Heute gilt "Der Meister und Margarita" als einer der besten russischen Romane des 20. Jahrhunderts. Doch nicht nur die Geschichte, die sich der Schriftsteller Michail Bulgakow (1891–1940) dafür ausdachte, auch die Entstehungsgeschichte des Romans selbst ist abenteuerlich. Mehr als zwölf Jahre schrieb Bulgakow an seinem Opus magnum, die letzte Fassung diktierte er seiner Frau kurz vor seinem Tod. Veröffentlicht wurde der Roman allerdings erst über ein Vierteljahrhundert später. Als das Werk ab November 1966 zunächst in Fortsetzung in der Literaturzeitschrift "Moskwa" erschien, war es freilich nicht vollständig, sondern von der Zensur erheblich gekürzt worden. Als Samisdat, also als von offizieller Seite nicht genehmigte, sogenannte graue Literatur kursierte die ungekürzte Version unter der Hand dennoch.
Was die Zensurbehörde seinerzeit zu beanstanden hatte, liegt auf der Hand. Denn selbst unter der Fülle der Figuren und Ideen, die Bulgakow in verschiedenen literarischen Stilen und unter Zuhilfenahme der Elemente der phantastischen Literatur zu einem wahren Wunderwerk der Fabulierlust verschmilzt, lässt sich die Kritik am kommunistischen System bzw. am Stalinismus herauslesen. Der Roman im Roman, der der biblischen Geschichte von Jeschua und Pontius Pilatus einen realistischeren Anstrich verleiht, ist mehr als bloße Kritik an der Gottlosigkeit des Kommunismus. Jeschuas Prophezeiung, dass jede weltliche Macht irgendwann einmal obsolet werden würde, ist bei Bulgakow wörtlich zu nehmen. Man könnte sogar so weit gehen, wie Ralf Schröder es in seinen literaturgeschichtlichen Anmerkungen in der deutschen Ausgabe von "Der Meister und Margarita" getan hat, in Pontius Pilatus Josef Stalin zu sehen, in Jeschua Bulgakow und in den Hohepriestern um den Jeschua-Ankläger Kaiphas die Führungsmitglieder der Russischen Assoziation proletarischer Schriftsteller, die dafür sorgten, "dass Anfang 1929 alle Stücke Bulgakows verboten wurden", so Schröder. Michail Bulgakows eigener Werdegang spiegelt sich also nicht nur in der Figur des Jeschua im Roman im Roman, sondern auch in der Figur des titelgebenden Meisters, der schließlich mithilfe des teuflischen Woland Rache an seinen Kritikern nimmt.
Bulgakows "literarische Abrechnung" (Schröder) macht freilich nicht am sowjetischen Literaturbetrieb halt. Die satirischen Passagen, in denen die Moskauer Bevölkerung die Fassung verliert, wenn Geld oder elegante Abendkleider umsonst zu haben sind, sich zu Hause versteckte Rubel wie von Zauberhand in ausländische Devisen verwandeln oder unliebsame Konkurrenten im Handumdrehen zur "Kur" auf Jalta landen, spießen genüsslich die über alle Klassen hinweg grassierende Raffgier und Korruption und den sowjetischen Überwachungsstaat, in dem Menschen von heute auf morgen einfach verschwanden, genüsslich auf. Auch das faustische Motiv, das bereits im Romantitel im Namen Margarita anklingt, lässt sich nach Schröder als Systemkritik begreifen. Denn um den stalinistischen Terror zu rechtfertigen, sei in den 1930er-Jahren auch Goethes "Faust" vor den Staatskarren gespannt worden. Bulgakows Roman setzt dem seine eigene Interpretation des bekannten Stoffs entgegen.
Ein Ding der Unmöglichkeit: die Adaption eines Jahrhundertromans
Im Grunde ist dieser Roman also zu umfangreich, vor allem aber zu komplex, um ihn fürs Kino zu adaptieren. Nichtsdestoweniger wurde es bereits mehrfach versucht. Unter der Regie des Serben Aleksandar Petrović (1929–1994) entstand 1972 eine Version, in der viel Kritik an den Zuständen in Titos Jugoslawien steckte, was Petrović letzten Endes seine Dozentur an der Belgrader Filmakademie kostete. Mit gerade einmal 95 Minuten Laufzeit ist diese Verfilmung aber viel zu kurz, um den Roman auch nur annähernd zu fassen. Gleich zwei weitere Adaptionen, ein 1994 unter der Regie von Yuri Kara und ein 1996 unter der Regie von Sergey Desnitsky entstandener Film, kamen gar nicht erst in die Kinos, weil die Produzenten bzw. die Filmemacher mit dem Ergebnis nicht zufrieden waren. Karas Film schaffte es 2011 dann immerhin doch noch in die russischen Kinos, allerdings in einer um 44 Minuten gekürzten Version.
Bulgakows Jahrhundertroman zu verfilmen, ist folglich ein gewagtes Unterfangen. Und es gibt nicht viele zeitgenössische russische Regisseure, denen man dies zutrauen würde. Dass die Wahl ausgerechnet auf Michael Lockshin fiel, verwundert nur auf den ersten Blick. Zwar hatte der 1981 geborene Regisseur, der mit Musik- und Werbevideos reüssierte, erst einen einzigen abendfüllenden Spielfilm vorzuweisen, dessen Prämisse klingt allerdings nach einer vergleichbaren Schnapsidee. Dass dieses Debüt, der wilde Genremix "Silver Skates" (2020), allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz so prächtig funktionierte, dürfte Lockshin für den Regieposten bei "Der Meister und Margarita" prädestiniert haben.
Mehr als bloß burlesker Budenzauber
Und was will man sagen? Das Ergebnis ist um Längen besser als befürchtet. Lockshin beherrscht sein Handwerk und macht aus Bulgakows meisterhafter Vorlage zwar kein filmisches Meisterwerk, aber einen extraordinären Film. Das fängt bei der ebenso originären wie originellen Geschichte an, die freilich nicht von Lockschin und seinem Co-Autor Roman Kantor, sondern von Bulgakow stammt, für die das Drehbuchgespann aber ausgesprochen elegante Lösungen gefunden hat, um einerseits die in alle Richtungen ausufernde Offenheit der Vorlage beizubehalten und diese andererseits einzufangen. Durch eine geschickte Verflechtung einzelner im Roman getrennter Handlungsstränge, vor allem aber durch den Umstand, dass Lockshin und Kantor die zwei titelgebenden Figuren, die im Roman erst im zweiten Teil auftauchen, von Anfang an in die Filmhandlung integrieren, erzeugen sie die nötige erzählerische Geschlossenheit. Und das Außergewöhnliche dieses Films setzt sich in (fast) allen übrigen Gewerken fort.
Das Ensemble um das Trio Jewgeni Zyganow, Julia Snigir und August Diehl spielt groß auf. Ausstattung und Kostüme sehen umwerfend aus, die Bilder von Kameramann Maxim Schukow sind opulent und die Montage von Dmitri Korabelnikow und Dmitriy Slobzow verflicht die verschiedenen Orte, Zeit- und Erzählebenen ausgesprochen elegant. Auch die Spezialeffekte, wenn es übersinnlich wird, können sich sehen lassen. Allerdings überzeugen nicht alle computergenerierten Bilder, die übrigens nicht nur an den magischen Stellen zum Einsatz kommen, sondern auch, um ein kommunistisches Moskau zu zeigen, dass es in diesen absurden Auswüchsen so nie gegeben hat.
Dass die Adaption dabei mehr als burlesker Budenzauber ist, zeigt bereits die Tatsache, dass die Neuverfilmung vergleichbare Kontroversen auslöste wie knapp 60 Jahre zuvor Bulgakows Roman. Was nicht nur am gesellschafts- und systemkritischen Inhalt des Films, sondern auch an der Haltung seines Regisseurs liegt. Der in den USA geborene und in Moskau aufgewachsene Michael Lockshin hatte Russlands Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 von Anfang an kritisiert. Aus dem Pro-Putin-Lager folgten daraufhin Boykottaufrufe und zunächst wurde der Kinostart tatsächlich verschoben. Erst zwei Jahre nach dem ursprünglich vorgesehenen Termin kam "Der Meister und Margarita" schließlich in die russischen Kinos und entwickelte sich trotz alledem zum Kassenschlager. Was beweist, dass es auch heute noch einen Hunger nach Kino gibt, das die Sinne und den Geist gleichermaßen anspricht.
Fazit: Michael Lockshin hat sich an einen Klassiker der russischen Literatur herangewagt. Seine Adaption von Michail Bulgakows Jahrhundertroman "Der Meister und Margarita" ist zwar kein filmisches Meisterwerk, aber ein extraordinärer Film. Lockshin beherrscht sein Handwerk über alle Gewerke hinweg und lädt sein Publikum auf eine abenteuerliche, satirische und systemkritische Reise durchs sowjetische Moskau ein. Diese Neuverfilmung von "Der Meister und Margarita" ist Kino, das die Sinne und den Geist gleichermaßen anspricht.
Heute gilt "Der Meister und Margarita" als einer der besten russischen Romane des 20. Jahrhunderts. Doch nicht nur die Geschichte, die sich der Schriftsteller Michail Bulgakow (1891–1940) dafür ausdachte, auch die Entstehungsgeschichte des Romans selbst ist abenteuerlich. Mehr als zwölf Jahre schrieb Bulgakow an seinem Opus magnum, die letzte Fassung diktierte er seiner Frau kurz vor seinem Tod. Veröffentlicht wurde der Roman allerdings erst über ein Vierteljahrhundert später. Als das Werk ab November 1966 zunächst in Fortsetzung in der Literaturzeitschrift "Moskwa" erschien, war es freilich nicht vollständig, sondern von der Zensur erheblich gekürzt worden. Als Samisdat, also als von offizieller Seite nicht genehmigte, sogenannte graue Literatur kursierte die ungekürzte Version unter der Hand dennoch.
Was die Zensurbehörde seinerzeit zu beanstanden hatte, liegt auf der Hand. Denn selbst unter der Fülle der Figuren und Ideen, die Bulgakow in verschiedenen literarischen Stilen und unter Zuhilfenahme der Elemente der phantastischen Literatur zu einem wahren Wunderwerk der Fabulierlust verschmilzt, lässt sich die Kritik am kommunistischen System bzw. am Stalinismus herauslesen. Der Roman im Roman, der der biblischen Geschichte von Jeschua und Pontius Pilatus einen realistischeren Anstrich verleiht, ist mehr als bloße Kritik an der Gottlosigkeit des Kommunismus. Jeschuas Prophezeiung, dass jede weltliche Macht irgendwann einmal obsolet werden würde, ist bei Bulgakow wörtlich zu nehmen. Man könnte sogar so weit gehen, wie Ralf Schröder es in seinen literaturgeschichtlichen Anmerkungen in der deutschen Ausgabe von "Der Meister und Margarita" getan hat, in Pontius Pilatus Josef Stalin zu sehen, in Jeschua Bulgakow und in den Hohepriestern um den Jeschua-Ankläger Kaiphas die Führungsmitglieder der Russischen Assoziation proletarischer Schriftsteller, die dafür sorgten, "dass Anfang 1929 alle Stücke Bulgakows verboten wurden", so Schröder. Michail Bulgakows eigener Werdegang spiegelt sich also nicht nur in der Figur des Jeschua im Roman im Roman, sondern auch in der Figur des titelgebenden Meisters, der schließlich mithilfe des teuflischen Woland Rache an seinen Kritikern nimmt.
Bulgakows "literarische Abrechnung" (Schröder) macht freilich nicht am sowjetischen Literaturbetrieb halt. Die satirischen Passagen, in denen die Moskauer Bevölkerung die Fassung verliert, wenn Geld oder elegante Abendkleider umsonst zu haben sind, sich zu Hause versteckte Rubel wie von Zauberhand in ausländische Devisen verwandeln oder unliebsame Konkurrenten im Handumdrehen zur "Kur" auf Jalta landen, spießen genüsslich die über alle Klassen hinweg grassierende Raffgier und Korruption und den sowjetischen Überwachungsstaat, in dem Menschen von heute auf morgen einfach verschwanden, genüsslich auf. Auch das faustische Motiv, das bereits im Romantitel im Namen Margarita anklingt, lässt sich nach Schröder als Systemkritik begreifen. Denn um den stalinistischen Terror zu rechtfertigen, sei in den 1930er-Jahren auch Goethes "Faust" vor den Staatskarren gespannt worden. Bulgakows Roman setzt dem seine eigene Interpretation des bekannten Stoffs entgegen.
Ein Ding der Unmöglichkeit: die Adaption eines Jahrhundertromans
Im Grunde ist dieser Roman also zu umfangreich, vor allem aber zu komplex, um ihn fürs Kino zu adaptieren. Nichtsdestoweniger wurde es bereits mehrfach versucht. Unter der Regie des Serben Aleksandar Petrović (1929–1994) entstand 1972 eine Version, in der viel Kritik an den Zuständen in Titos Jugoslawien steckte, was Petrović letzten Endes seine Dozentur an der Belgrader Filmakademie kostete. Mit gerade einmal 95 Minuten Laufzeit ist diese Verfilmung aber viel zu kurz, um den Roman auch nur annähernd zu fassen. Gleich zwei weitere Adaptionen, ein 1994 unter der Regie von Yuri Kara und ein 1996 unter der Regie von Sergey Desnitsky entstandener Film, kamen gar nicht erst in die Kinos, weil die Produzenten bzw. die Filmemacher mit dem Ergebnis nicht zufrieden waren. Karas Film schaffte es 2011 dann immerhin doch noch in die russischen Kinos, allerdings in einer um 44 Minuten gekürzten Version.
Bulgakows Jahrhundertroman zu verfilmen, ist folglich ein gewagtes Unterfangen. Und es gibt nicht viele zeitgenössische russische Regisseure, denen man dies zutrauen würde. Dass die Wahl ausgerechnet auf Michael Lockshin fiel, verwundert nur auf den ersten Blick. Zwar hatte der 1981 geborene Regisseur, der mit Musik- und Werbevideos reüssierte, erst einen einzigen abendfüllenden Spielfilm vorzuweisen, dessen Prämisse klingt allerdings nach einer vergleichbaren Schnapsidee. Dass dieses Debüt, der wilde Genremix "Silver Skates" (2020), allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz so prächtig funktionierte, dürfte Lockshin für den Regieposten bei "Der Meister und Margarita" prädestiniert haben.
Mehr als bloß burlesker Budenzauber
Und was will man sagen? Das Ergebnis ist um Längen besser als befürchtet. Lockshin beherrscht sein Handwerk und macht aus Bulgakows meisterhafter Vorlage zwar kein filmisches Meisterwerk, aber einen extraordinären Film. Das fängt bei der ebenso originären wie originellen Geschichte an, die freilich nicht von Lockschin und seinem Co-Autor Roman Kantor, sondern von Bulgakow stammt, für die das Drehbuchgespann aber ausgesprochen elegante Lösungen gefunden hat, um einerseits die in alle Richtungen ausufernde Offenheit der Vorlage beizubehalten und diese andererseits einzufangen. Durch eine geschickte Verflechtung einzelner im Roman getrennter Handlungsstränge, vor allem aber durch den Umstand, dass Lockshin und Kantor die zwei titelgebenden Figuren, die im Roman erst im zweiten Teil auftauchen, von Anfang an in die Filmhandlung integrieren, erzeugen sie die nötige erzählerische Geschlossenheit. Und das Außergewöhnliche dieses Films setzt sich in (fast) allen übrigen Gewerken fort.
Das Ensemble um das Trio Jewgeni Zyganow, Julia Snigir und August Diehl spielt groß auf. Ausstattung und Kostüme sehen umwerfend aus, die Bilder von Kameramann Maxim Schukow sind opulent und die Montage von Dmitri Korabelnikow und Dmitriy Slobzow verflicht die verschiedenen Orte, Zeit- und Erzählebenen ausgesprochen elegant. Auch die Spezialeffekte, wenn es übersinnlich wird, können sich sehen lassen. Allerdings überzeugen nicht alle computergenerierten Bilder, die übrigens nicht nur an den magischen Stellen zum Einsatz kommen, sondern auch, um ein kommunistisches Moskau zu zeigen, dass es in diesen absurden Auswüchsen so nie gegeben hat.
Dass die Adaption dabei mehr als burlesker Budenzauber ist, zeigt bereits die Tatsache, dass die Neuverfilmung vergleichbare Kontroversen auslöste wie knapp 60 Jahre zuvor Bulgakows Roman. Was nicht nur am gesellschafts- und systemkritischen Inhalt des Films, sondern auch an der Haltung seines Regisseurs liegt. Der in den USA geborene und in Moskau aufgewachsene Michael Lockshin hatte Russlands Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 von Anfang an kritisiert. Aus dem Pro-Putin-Lager folgten daraufhin Boykottaufrufe und zunächst wurde der Kinostart tatsächlich verschoben. Erst zwei Jahre nach dem ursprünglich vorgesehenen Termin kam "Der Meister und Margarita" schließlich in die russischen Kinos und entwickelte sich trotz alledem zum Kassenschlager. Was beweist, dass es auch heute noch einen Hunger nach Kino gibt, das die Sinne und den Geist gleichermaßen anspricht.
Fazit: Michael Lockshin hat sich an einen Klassiker der russischen Literatur herangewagt. Seine Adaption von Michail Bulgakows Jahrhundertroman "Der Meister und Margarita" ist zwar kein filmisches Meisterwerk, aber ein extraordinärer Film. Lockshin beherrscht sein Handwerk über alle Gewerke hinweg und lädt sein Publikum auf eine abenteuerliche, satirische und systemkritische Reise durchs sowjetische Moskau ein. Diese Neuverfilmung von "Der Meister und Margarita" ist Kino, das die Sinne und den Geist gleichermaßen anspricht.
Falk Straub
TrailerAlle "Der Meister und Margarita"-Trailer anzeigen

Besetzung & Crew von "Der Meister und Margarita"
Land: Kroatien, RusslandJahr: 2025
Genre: Drama, Fantasy
Originaltitel: The Master and Margaret
Länge: 157 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 01.05.2025
Regie: Michael Lockshin
Darsteller: August Diehl als Woland, Yuliya Snigir als Margarita, Evgeniy Tsyganov als Master, Claes Bang, Yuri Kolokolnikov
Kamera: Maxim Zhukov
Verleih: Capelight Pictures