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An Hour from the Middle of Nowhere (2025)
Deutscher Dokumentarfilm über einen Einzelkämpfer im Niemandsland der USA.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Marty Rosenbluth, 1960 im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn geboren, hat seine Berufung spät gefunden. Erst im Alter von 47 Jahren entschloss er sich dazu, Jura an der University of North Carolina zu studieren. Mit seinem Studienabschluss wollte er seine Arbeit, die er Jahre zuvor nach seinem ersten Abschluss am Antioch College für Amnesty International in Israel und im Westjordanland geleistet hatte, vertiefen. Dann bemerkte er jedoch, dass er gar nicht so weit reisen musste, um sich für Menschenrechte einzusetzen. Die Probleme, die es anzupacken galt, lagen vor der eigenen Haustür.
Marty zog nach Lumpkin im Stewart County im US-Bundesstaat Georgia. Hier steht mitten im Nirgendwo ein Abschiebegefängnis, in dem bis zu 2000 Menschen Platz haben. Die abgelegene Lage der Einrichtung hat Methode, denn sie erschwert es nicht nur den Angehörigen der Inhaftierten, diese zu besuchen, sondern auch ihren Anwälten. Die meisten davon sitzen im mehr als 200 Kilometer entfernten Atlanta. Marty ist der einzige Migrationsanwalt weit und breit und geht seinen Job jeden Tag aufs neue mit Herzblut an.
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Filmkritik
"An Hour from the Middle of Nowhere": Einzelkämpfer mit Herz
Dieser Mann macht Mut. In Zeiten, in denen ein US-Präsident vermeintliche Straftäter ohne rechtsstaatliches Verfahren in ein Gefängnis nach El Salvador abschiebt, setzt sich Marty Rosenbluth mit bescheidenen Mitteln, aber scheinbar unbegrenzter Energie gegen Abschiebungen zur Wehr. Der Dokumentarfilm von Ole Elfenkämper und Kathrin Seward, der diesen stets positiv eingestellten Einzelkämpfer bei seiner nervtötend eintönigen Arbeit begleitet, ist freilich vor Donald Trumps jüngstem Winkelzug entstanden. Wie Rosenbluth diesen nicht legalen Schikanen der US-Regierung begegnet, erfährt das Kinopublikum somit nicht. Dafür bekommt es viel von den Ungerechtigkeiten des Justizsystems vermittelt.
Ein Blick über die Schulter
Elfenkämper und Seward ziehen ihren Dokumentarfilm in einem beobachtenden Modus auf. Die vom Duo selbst geführte Kamera blickt dem Anwalt bei seiner täglichen Arbeit in Lumpkin über die Schulter; einem Ort, der mehr Inhaftierte als Einwohner hat. Hier, in seinem Arbeitszimmer in einem kleinen Haus, gibt Marty Rosenbluth Auskunft über die systemischen Windmühlen, gegen die er tagtäglich ankämpft und darüber, dass die Misere in der US-Abschiebe-Politik nicht erst mit Donald Trump, sondern schon unter Barack Obama begann und von der Regierung Joe Biden nicht zurückgedreht wurde. Umringt von Akten blickt Marty auf seinen Werdegang zurück und lässt womöglich zur Verwunderung mancher Kinozuschauer wissen, dass er in jungen Jahren ein Anhänger konservativer Politik gewesen ist und sich dies erst durch seine Arbeit änderte.
Ein zweiter Erzählstrang
Marty Rosenbluth selbst ist eine echte Type und ein Geschenk für jeden Filmemacher. Die Sätze, die er beispielsweise in Interviews mit einem Radiosender von sich gibt, sind druckreif. Eine seiner Formulierungen hat es sogar zum Filmtitel gebracht, denn der Anwalt spricht davon, dass das Abschiebegefängnis in Lumpkin nicht nur mitten im Nirgendwo läge, sondern davon sogar noch eine Stunde entfernt sei, um dessen absichtsvoll abgelegene Lage auf den Punkt zu bringen. Würde sich der Film nur um den Anwalt drehen, wäre er eventuell zu kurz bzw. zu redundant geworden. Das Regieduo entscheidet sich zumindest dafür, neben Marty Rosenbluth auch noch eine zweite Person zu begleiten, Maria, die Ehefrau eines Inhaftierten, die versucht, mit ihren Kindern über die Runden zu kommen. Dieser Perspektivwechsel erscheint schlüssig, doch so richtig fügt sich dieser zweite Erzählstrang nicht in den Film ein und bleibt dessen größte Schwäche.
Fazit: Ole Elfenkämper und Kathrin Seward haben einen Dokumentarfilm gedreht, der genau zur richtigen Zeit ins Kino kommt. Darin blicken sie dem Migrationsanwalt Marty Rosenbluth bei seiner mühevollen Arbeit über die Schulter und legen die Schwächen und Ungerechtigkeiten des US-Justizsystems offen. Trotz der aktuell für viele Migranten aussichtslosen Lage macht ein unermüdlicher Einzelkämpfer wie der im Film porträtierte Marty Rosenbluth Hoffnung.
Dieser Mann macht Mut. In Zeiten, in denen ein US-Präsident vermeintliche Straftäter ohne rechtsstaatliches Verfahren in ein Gefängnis nach El Salvador abschiebt, setzt sich Marty Rosenbluth mit bescheidenen Mitteln, aber scheinbar unbegrenzter Energie gegen Abschiebungen zur Wehr. Der Dokumentarfilm von Ole Elfenkämper und Kathrin Seward, der diesen stets positiv eingestellten Einzelkämpfer bei seiner nervtötend eintönigen Arbeit begleitet, ist freilich vor Donald Trumps jüngstem Winkelzug entstanden. Wie Rosenbluth diesen nicht legalen Schikanen der US-Regierung begegnet, erfährt das Kinopublikum somit nicht. Dafür bekommt es viel von den Ungerechtigkeiten des Justizsystems vermittelt.
Ein Blick über die Schulter
Elfenkämper und Seward ziehen ihren Dokumentarfilm in einem beobachtenden Modus auf. Die vom Duo selbst geführte Kamera blickt dem Anwalt bei seiner täglichen Arbeit in Lumpkin über die Schulter; einem Ort, der mehr Inhaftierte als Einwohner hat. Hier, in seinem Arbeitszimmer in einem kleinen Haus, gibt Marty Rosenbluth Auskunft über die systemischen Windmühlen, gegen die er tagtäglich ankämpft und darüber, dass die Misere in der US-Abschiebe-Politik nicht erst mit Donald Trump, sondern schon unter Barack Obama begann und von der Regierung Joe Biden nicht zurückgedreht wurde. Umringt von Akten blickt Marty auf seinen Werdegang zurück und lässt womöglich zur Verwunderung mancher Kinozuschauer wissen, dass er in jungen Jahren ein Anhänger konservativer Politik gewesen ist und sich dies erst durch seine Arbeit änderte.
Ein zweiter Erzählstrang
Marty Rosenbluth selbst ist eine echte Type und ein Geschenk für jeden Filmemacher. Die Sätze, die er beispielsweise in Interviews mit einem Radiosender von sich gibt, sind druckreif. Eine seiner Formulierungen hat es sogar zum Filmtitel gebracht, denn der Anwalt spricht davon, dass das Abschiebegefängnis in Lumpkin nicht nur mitten im Nirgendwo läge, sondern davon sogar noch eine Stunde entfernt sei, um dessen absichtsvoll abgelegene Lage auf den Punkt zu bringen. Würde sich der Film nur um den Anwalt drehen, wäre er eventuell zu kurz bzw. zu redundant geworden. Das Regieduo entscheidet sich zumindest dafür, neben Marty Rosenbluth auch noch eine zweite Person zu begleiten, Maria, die Ehefrau eines Inhaftierten, die versucht, mit ihren Kindern über die Runden zu kommen. Dieser Perspektivwechsel erscheint schlüssig, doch so richtig fügt sich dieser zweite Erzählstrang nicht in den Film ein und bleibt dessen größte Schwäche.
Fazit: Ole Elfenkämper und Kathrin Seward haben einen Dokumentarfilm gedreht, der genau zur richtigen Zeit ins Kino kommt. Darin blicken sie dem Migrationsanwalt Marty Rosenbluth bei seiner mühevollen Arbeit über die Schulter und legen die Schwächen und Ungerechtigkeiten des US-Justizsystems offen. Trotz der aktuell für viele Migranten aussichtslosen Lage macht ein unermüdlicher Einzelkämpfer wie der im Film porträtierte Marty Rosenbluth Hoffnung.
Falk Straub
TrailerAlle "An Hour from the Middle of Nowhere"-Trailer anzeigen

Besetzung & Crew von "An Hour from the Middle of Nowhere"
Land: DeutschlandJahr: 2025
Genre: Dokumentation
Länge: 83 Minuten
Kinostart: 15.05.2025
Regie: Ole Elfenkämper
Kamera: Ole Elfenkämper
Verleih: barnsteiner-film