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On Swift Horses (2025)

Prominent besetztes, queeres Liebesdrama, das im Amerika der 1950er-Jahre angesiedelt ist.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Anfang der 1950er-Jahre leben Muriel (Daisy Edgar-Jones) und Lee (Will Poulter) in wilder Ehe in Kansas, in einem einsam gelegenen Haus, das Muriel von ihrer Mutter geerbt hat. Lee, der an der Seite seines Bruders Julius (Jacob Elordi) im Koreakrieg gekämpft hat und noch ein letztes Mal zurück an die Front muss, träumt davon, mit seinem Sold gemeinsam mit Muriel und Julius ein neues Leben in Kalifornien zu beginnen. Doch Julius hat andere Pläne.

Während Lee und Muriel, die inzwischen geheiratet haben, nach San Diego ziehen und auf ein Häuschen in einer Neubausiedlung sparen, zieht es Julius in die Wüste Nevadas. Der talentierte Spieler versucht in Las Vegas sein Glück, wechselt dort aber alsbald die Seiten und legt als Angestellter eines Casinos Betrügern das Handwerk. Bei der Arbeit lernt er den Mexikaner Henry (Diego Calva) kennen und lieben. Auch im weit entfernten Kalifornien findet Muriel die Liebe, allerdings nicht in ihrer Ehe, sondern mit der Nachbarin Sandra (Sasha Calle).

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"On Swift Horses": "Queere Glücksspieler"

Der größte Vorwurf, der dem Liebesdrama des Regisseurs Daniel Minahan in seinem Herkunftsland gemacht wurde, bezieht sich weder auf dessen Inhalt noch auf die Umsetzung, sondern auf das Marketing des Films. Als das in den 1950er-Jahren angesiedelte Drama nach dem gleichnamigen, in Deutschland bislang noch nicht veröffentlichten Roman der Schriftstellerin Shannon Pufahl nach seiner Weltpremiere beim 49. Toronto International Film Festival auch regulär in die nordamerikanischen Kinos kam, wurde in der Werbekampagne nach Möglichkeit ein Bogen um die Tatsache gemacht, das gleich zwei der drei Hauptfiguren queer sind.

Ein Vorwurf, der sich zum Kinostart in Deutschland erneuern lässt. Denn auch hierzulande ist davon weder etwas auf dem Filmplakat noch in den offiziellen Inhaltsangaben der Filmhandlung zu lesen. Stattdessen ist von einer "Dreiecksbeziehung" die Rede, was beim Publikum die Hoffnung auf eine Ménage-à-trois zwischen zwei Brüdern und der Ehefrau des einen Bruders weckt, allerdings allenfalls in Ansätzen zutrifft. Die von Minahan auf der Leinwand lustvoll und sexy vorgeführten Beziehungen sind schon etwas komplexer als das und involvieren gleich fünf Personen.

Vertraut und doch einzigartig

Daniel Minahan, der sein Kinodebüt mit der Mediensatire "Series 7 – Bist du bereit?" (2001) gab, danach zum Fernsehen wechselte und dort unter anderem bei so erfolgreichen wie unterschiedlichen Serien wie "The L-Word", "Six Feet Under", "Deadwood", "Grey's Anatomy", "Game of Thrones", "House of Cards" und der Miniserie "Halston" auf dem Regiestuhl saß, kehrt nach mehr als 20 Jahren ins Kino zurück. Dass sein erst zweiter Kinofilm ein Liebesdrama werden würde, war dem 1962 geborenen Regisseur von vornherein klar. Dabei war es ihm besonders wichtig, dass die Geschichte "sowohl etwas Vertrautes als auch etwas Einzigartiges transportieren" musste. In Shannon Pufahls Vorlage fand er genau das.

Minahans Drehbuchautor Bryce Kass erzählt diese Geschichte im besten Sinne konventionell: chronologisch, zwischen den zwei Handlungsorten und drei Hauptfiguren alternierend, mit zwei Figuren, die einander spiegeln, und ohne die üblichen Klischees. Es wäre ein Leichtes gewesen, den von Will Poulter gespielten Ehemann Lee aus dramaturgischen Gründen zu einem für die Eisenhower-Ära typisch konservativen Antagonisten zu stilisieren, wie es etwa in der thematisch ähnlich gelagerten Romanverfilmung "Carol" (2015) unter der Regie von Todd Haynes der Fall ist. Stattdessen wird Poulters Figur als mitfühlender Ehemann und Bruder gezeichnet, der zwar nicht so weltoffen und freigeistig wie seine von Daisy Edgar-Jones gespielte Ehefrau Muriel und sein von Jacob Elordi verkörperter Bruder Julius ist, beiden aber Verständnis entgegenbringt.

Wer wagt, gewinnt

Diese Figurenzeichnung mag dem Film – wie manch andere Drehbuchentscheidung, beispielsweise die, darauf zu verzichten, Julius' und Muriels Spielleidenschaft zu einer Sucht werden zu lassen, die sie in den finanziellen Ruin treibt – viele dramatische Momente rauben. Sie führt aber zu etwas Erstaunlichem: Selbst ohne diese erwartbaren Handlungsverläufe oder vielleicht gerade, weil sie fehlen, funktioniert dieser Film. Es ist erfrischend, dass das Vertraute – das amerikanische Vorstadtidyll der 1950er ebenso wie das mafiöse Milieu in Las Vegas – hier nicht nur durch zwei parallel erzählte queere Liebesgeschichten, sondern eben auch dadurch zu etwas Einzigartigem wird, dass von diesen verbotenen Lieben mit einer Selbstverständlichkeit erzählt wird, die für Filme über jene Epoche unüblich ist.

Dass die Geschichte in einem abgelegenen Haus in Kansas beginnt und endet, ist sicherlich kein Zufall. Wie Dorothy im "Zauberer von Oz" (1939), einem Kultfilm der queeren Community, lässt auch Muriel das eintönige Leben auf dem Land hinter sich, um im kunterbunten Kalifornien aufzublühen und zu sich selbst zu finden. Und wie Julius, in dem sie sich vom ersten Moment an wiedererkennt, ohne es zu ahnen, ist auch Muriel eine Suchende. Schöner als der Regisseur, für den beide Figuren "queere Glücksspieler", kann man diese zwei nicht beschreiben. Dass übrigens keine der drei Hauptfiguren von einem Amerikaner gespielt wird – Daisy Edgar-Jones und Will Poulter kommen aus England, Jacob Elordi aus Australien –, diese Tatsache für das Gelingen des Films aber überhaupt keine Rolle spielt, ist eine amüsante Randnotiz, die unterstreicht, dass nur wer wagt, am Ende auch gewinnt.

Fazit: Mehr als 20 Jahre nach seinem ersten abendfüllenden Spielfilm kehrt der Regisseur Daniel Minahan mit einer Romanadaption ins Kino zurück. Für sein Comeback hat er sich eine queere Fünfecksgeschichte ausgesucht, die durch ihre ungewöhnliche Mischung aus Intimität und Selbstverständlichkeit besticht.




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Besetzung & Crew von "On Swift Horses"

Land: USA
Jahr: 2025
Genre: Drama
Länge: 117 Minuten
Kinostart: 29.05.2025
Regie: Daniel Minahan
Darsteller: Daisy Edgar-Jones, Jacob Elordi, Will Poulter, Diego Calva, Sasha Calle
Kamera: Luc Montpellier
Verleih: Leonine Distribution

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