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One Battle After Another (2025)
Kein Frieden im UntergrundKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung:
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
16 Jahre nach der Zerschlagung der Untergrund-Organisation "French 75“ werden ehemalige Revolutionäre (Leonardo DiCaprio, Benicio Del Toro, Regina Hall) von einem alten Feind wieder aufgescheucht. Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) macht Jagd auf "Ghetto Pats“ Tochter Chase (Willa Ferguson-Beverly Hills) aus Furcht, seine Affäre mit ihrer untergetauchten Mutter Perfidia (Teyana Taylor) könnte ans Licht kommen. Dabei ist dem gewissenlosen US-Marshall jedes Mittel von Machtmissbrauch bis Mord recht.
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Filmkritik
Zum zweiten Mal nach dem verschlungenen Drogen-Detektivkrimi "Inherent Vice“ adaptierte Paul Thomas Anderson einen Roman von Thomas Pynchon. Ähnlich wie sein Protagonist Zoyd Wheeler aus "Vineland“ tauchte der öffentlichkeitsscheue Literat vor Jahrzehnten ab, wenngleich ihn andere Gründe animierten. Anderson nutzte den gesellschaftskritischen, in den Achtziger spielenden Roman nur als Ausgangslage, auf die er Figurenkonstellation und Handlungsgeflecht seines politischen Actionthrillers aufbaute.
 
Nicht nur der Prolog mit der Befreiung zahlreicher Häftlinge aus einem Lager der United States Immigration and Customs Enforcement wirkt wie ein Kommentar zur Verschärfung der US-Einwanderergesetze. Auch die rassistische Verschwörergruppe "Christmas Adventure Club“, auf deren Mitgliedschaft der Enforcement-Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) hofft, wirkt wie ein Abbild der rechten Gesellschaftsströmung. Allerdings kann man sich als einen der wenigen Einwände an der doch recht stereotyp gezeichneten Reichenclique mit Akteuren wie dem gewohnt verschlagen grinsenden Dauerschurken Kevin Tighe stören. Umso skrupelloser entwickelt sich Kommisskopf Lockjaw, der sich wie ein Pitbull an seinen Gegenspielern festbeißt – und dies anfangs mehr aus sexuellen Gründen.
 
Eigentlich wollte ihn die schwarze Aktivistin Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor) von der Rebellengruppe "French 75“ während der Befreiungsaktion sexuell erniedrigen und seine Männlichkeit bloßstellen. Doch Lockjaw fühlt sich dadurch erst recht angefixt und begibt sich auf Jagd nach dem Widerstands-Netzwerk mit dem Ziel, von Perfidia sexuelle Gefälligkeiten zu erpressen. Diese explosive Affäre sorgt letztlich für die Zerstörung der Gruppe. Um nach einem Mord ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, geht die schwangere Aktivistin einen Deal mit der Gegenseite ein. Einer der Spannungsmomente dreht sich um die Frage, ob ihre Tochter Chase Infinity (Willa Ferguson-Beverly Hills) aus der Affäre mit dem perfiden Rassisten oder ihrem Freund "Ghetto Pat“ entstammt. Pat alias Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio), zuständig für die Sprengstoffaktionen, wirkt schon zu Beginn wie ein Fremdkörper innerhalb der teils schwarz, stark weiblich besetzten Truppe.
 
Paranoia und Cineasten-Puzzle
 
Der sprechende Name der Tochter Chase Infiniti – unendliche Jagd – verweist auf das sich entspinnende Katz-und-Maus-Spiel des Stoffs hin. DiCaprio glänzt als kiffender Slacker, der sich unter Vorsichtsmaßnahmen im ländlichen Versteck eingerichtet hat und weiterhin wie ein Relikt wirkt. Als Lockjaw nach 16 Jahren die Jagd auf ihn und seine Tochter eröffnet, entwickeln sich Spannung und Komik aus der misslichen Lage des Gejagten im Bademantel. Mit alten Sicherheitsmaßnahmen und Codenamen muss sich Bob permanent herumschlagen, so wie er zuvor mit seiner pubertierende Tochter und ihrem Freundeskreis kaum zurechtkam.
 
Aus "Inherent Vice“ übernahm Anderson Benicio del Toro als Bobs Rettungsanker, der als Kampftrainer Sensei Sergio einen ähnlichen Namen trägt. Jena Malone taucht nur auf der US-Tonspur auf. Alana Haim aus "Licorice Pizza“ erhielt als Aktivistin Mae West im Gegensatz zu ihrer schlagfertigen Namensgeberin eine weitgehende stumme, kleine Nebenrolle.
 
So erweist sich die überlange Odyssee gespickt mit kleinen Anspielungen. Ein Warner Cartoon im Hintergrund deutet auf den teils überdrehten Humor, "Die Schlacht um Algier“ auf einem TV-Gerät auf Parallelen zur erbarmungslosen Jagd zwischen dem um Ruf und Existenz besorgten Lockjaw und dem Altrevoluzzer hin. Andersons langjähriger Komponist Johnny Greenwood von "Radiohead“ wechselt ähnlich der Off-Kommentare aus verschiedenen Perspektiven je nach Stimmung die musikalische Begleitung. Der Score pendelt zwischen nervösem Jazz über Sixties-Soul zu symphonischen und choralen Klängen bis zu Ella Fitzgeralds Version von "Hark! The Herald Angels Sing“ als Verweis auf den Fäden ziehenden "Christmals Adventure Club“. Der ausgezeichnete Score sorgt ebenso für die Qualität des politischen, im Vistavision-Format gedrehten Thrillers wie die Darstellerleistungen, der präzise Schnitt und die temporeiche Inszenierung.
 
 
Fazit: Trotz mancher Figurenklischees überzeugt Paul Thomas Andersons kommerziellster Film durch seine Verknüpfung eines Vater-Tochter-Dramas mit einem satirisch Verfolgungsthriller als bissiger Kommentar zur US-Gegenwart.
Nicht nur der Prolog mit der Befreiung zahlreicher Häftlinge aus einem Lager der United States Immigration and Customs Enforcement wirkt wie ein Kommentar zur Verschärfung der US-Einwanderergesetze. Auch die rassistische Verschwörergruppe "Christmas Adventure Club“, auf deren Mitgliedschaft der Enforcement-Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) hofft, wirkt wie ein Abbild der rechten Gesellschaftsströmung. Allerdings kann man sich als einen der wenigen Einwände an der doch recht stereotyp gezeichneten Reichenclique mit Akteuren wie dem gewohnt verschlagen grinsenden Dauerschurken Kevin Tighe stören. Umso skrupelloser entwickelt sich Kommisskopf Lockjaw, der sich wie ein Pitbull an seinen Gegenspielern festbeißt – und dies anfangs mehr aus sexuellen Gründen.
Eigentlich wollte ihn die schwarze Aktivistin Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor) von der Rebellengruppe "French 75“ während der Befreiungsaktion sexuell erniedrigen und seine Männlichkeit bloßstellen. Doch Lockjaw fühlt sich dadurch erst recht angefixt und begibt sich auf Jagd nach dem Widerstands-Netzwerk mit dem Ziel, von Perfidia sexuelle Gefälligkeiten zu erpressen. Diese explosive Affäre sorgt letztlich für die Zerstörung der Gruppe. Um nach einem Mord ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, geht die schwangere Aktivistin einen Deal mit der Gegenseite ein. Einer der Spannungsmomente dreht sich um die Frage, ob ihre Tochter Chase Infinity (Willa Ferguson-Beverly Hills) aus der Affäre mit dem perfiden Rassisten oder ihrem Freund "Ghetto Pat“ entstammt. Pat alias Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio), zuständig für die Sprengstoffaktionen, wirkt schon zu Beginn wie ein Fremdkörper innerhalb der teils schwarz, stark weiblich besetzten Truppe.
Paranoia und Cineasten-Puzzle
Der sprechende Name der Tochter Chase Infiniti – unendliche Jagd – verweist auf das sich entspinnende Katz-und-Maus-Spiel des Stoffs hin. DiCaprio glänzt als kiffender Slacker, der sich unter Vorsichtsmaßnahmen im ländlichen Versteck eingerichtet hat und weiterhin wie ein Relikt wirkt. Als Lockjaw nach 16 Jahren die Jagd auf ihn und seine Tochter eröffnet, entwickeln sich Spannung und Komik aus der misslichen Lage des Gejagten im Bademantel. Mit alten Sicherheitsmaßnahmen und Codenamen muss sich Bob permanent herumschlagen, so wie er zuvor mit seiner pubertierende Tochter und ihrem Freundeskreis kaum zurechtkam.
Aus "Inherent Vice“ übernahm Anderson Benicio del Toro als Bobs Rettungsanker, der als Kampftrainer Sensei Sergio einen ähnlichen Namen trägt. Jena Malone taucht nur auf der US-Tonspur auf. Alana Haim aus "Licorice Pizza“ erhielt als Aktivistin Mae West im Gegensatz zu ihrer schlagfertigen Namensgeberin eine weitgehende stumme, kleine Nebenrolle.
So erweist sich die überlange Odyssee gespickt mit kleinen Anspielungen. Ein Warner Cartoon im Hintergrund deutet auf den teils überdrehten Humor, "Die Schlacht um Algier“ auf einem TV-Gerät auf Parallelen zur erbarmungslosen Jagd zwischen dem um Ruf und Existenz besorgten Lockjaw und dem Altrevoluzzer hin. Andersons langjähriger Komponist Johnny Greenwood von "Radiohead“ wechselt ähnlich der Off-Kommentare aus verschiedenen Perspektiven je nach Stimmung die musikalische Begleitung. Der Score pendelt zwischen nervösem Jazz über Sixties-Soul zu symphonischen und choralen Klängen bis zu Ella Fitzgeralds Version von "Hark! The Herald Angels Sing“ als Verweis auf den Fäden ziehenden "Christmals Adventure Club“. Der ausgezeichnete Score sorgt ebenso für die Qualität des politischen, im Vistavision-Format gedrehten Thrillers wie die Darstellerleistungen, der präzise Schnitt und die temporeiche Inszenierung.
Fazit: Trotz mancher Figurenklischees überzeugt Paul Thomas Andersons kommerziellster Film durch seine Verknüpfung eines Vater-Tochter-Dramas mit einem satirisch Verfolgungsthriller als bissiger Kommentar zur US-Gegenwart.
Gregor Ries
TrailerAlle "One Battle After Another"-Trailer anzeigen

Besetzung & Crew von "One Battle After Another"
Land: USAJahr: 2025
Genre: Drama, Krimi
Länge: 170 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 25.09.2025
Regie: Paul Thomas Anderson
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Benicio Del Toro, Sean Penn, Wood Harris, Regina Hall
Kamera: Michael Bauman
Verleih: Warner Bros.






