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Das Verschwinden des Josef Mengele (2025)

The Disappearance of Josef Mengele

Ein Täter ohne ReueKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

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Basierend auf dem Roman von Olivier Guez schildert Kirill Serebrennikow das geheime Leben des berüchtigten Lagerarztes von Auschwitz in Südamerika. Über 30 Jahre entzieht er sich der Justiz, bis die Nachkriegszeit ihn einholt. In Argentinien wird er von den lokalen Behörden geduldet und in Deutschland weiterhin von seiner Familie unterstützt. Nach der Entführung und Verhaftung von Adolf Eichmann zeigt sich der Druck auf ihn immer deutlicher. Paranoia aus Angst vor Entdeckung breitet sich in seinem Leben zunehmend aus.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Es beginnt in einem studentischen Hörsaal 2023 in São Paulo: "Keine Angst, Er kann Euch nichts mehr tun!“ scherzt ein Dozent, der seinen medizinischen Studentinnen und Studenten das Skelett des berüchtigten NS-Kriegsverbrechers Josef Mengele aus Forschungszwecken präsentiert. Im Hinblick auf Zwillinge unter seinen Zuhörern verweist er auf dessen Faszination für Geschwisterpaare samt der grausamen Experimente mit ihnen im KZ Ausschwitz. Bitterer Humor durchzieht Kirill Serebrennikows episodenhaft aufgebauten, durch die Zeit springenden Blick auf das Leben des Folterarztes, der für seine Verbrechen nie zur Rechenschaft gezogen wurde.

Die düstere, in Schwarzweiß gehaltene Zeitreise unterstreicht Mengeles sozialen Abstieg von den Fünfzigern bis in die Siebziger hinein. Decknamen wie "Peter“ oder "Gregor“ werden in großen Lettern eingeblendet. 1956 kehrt er unbehelligt nach Günzburg zurück, wo ihn Freunde und Familie mit Worten wie "Die Deutschen wollen den Nationalsozialismus“ in Empfang nehmen. 1958 feiert der "Todesengel von Auschwitz“ eine rauschende Hochzeit mit NS-Fähnchen auf der Torte in der argentinischen Villa Clara. Die Perfidie der Situationen unterstreicht Kirill Serebrennikow mehrfach durch Spiegelungen in (Brillen-)Gläsern.

Als ihn sein Sohn Rolf in den Siebzigern besucht, findet er einen verbitterten alten Mann in schäbiger Hütte vor, der sich in Rechtfertigungen, Abstreitungen und Ausflüchten versteigt. Die Parolen haben sich nicht geändert, als Mengele über Linke und Israel als Störenfried des Weltfriedens wettert. Hinter seinem großen Schnurrbart glänzt August Diehl bei der Entwicklung des zynischen Lebemanns bis zum weinerlichen Greis.

Als Erinnerungen führen die einzigen farbigen Blöcke nach Ausschwitz. Harmonische Bilder am Badesee im Stil von "The Zone of Interest“ werden von grausamen Einstellungen zu Menschenselektion, Erschießungen und Experimenten aus vermeintlich wissenschaftlichen Zwecken abgelöst. Durch nachgestellte Dokumentaraufnahmen entsteht eine inszenatorische Brechung. Die Schockbilder dienen dazu, Mengeles Menschenverachtung hervorzuheben.

Inszenatorisch hält sich der im Exil lebende russische Regisseur zumindest in der ersten Hälfte eher zurück. Seine letzten Produktionen wie "Petrov’s Flu“ oder der in Deutschland eher halbherzig gestartete "Tchaikovsky’s Wife“ lebten von einem theaterhaften, überdreht-atemlosen Stil. In Ansätzen findet er sich in "Das Verschwinden des Josef Mengele“ mit Wutausbrüchen und Tobsuchtsanfälle des sich in Bedrängnis fühlenden KZ-Arztes ebenso wieder wie Serebrennikows gesellschaftskritischer Ansatz: Mengele konnte auch deshalb jahrzehntelang untertauchen, weil er sich neben der Unterstützung durch Familie und wohlhabende Ewiggestrigen auf die Habgier der Behörden verlassen konnte. Bestechung und Schmiergelder holten ihn aus mancher brenzligen Lage heraus. Seine Paranoia vor der Entdeckung konnte dies aber auf Dauer nicht verhindern. Ein verstörender Score unterstreicht dies nachhaltig.

Fazit: Episodenhaft aufgebauter Blick auf die Flucht eines fanatischen Naziverbrechers in sezierendem Kamerablick mit einem brillanten August Diehl. Zugleich übt das Drama bittere Kritik an den Gesellschaftsstrukturen zwischen Wegschauen und Billigung von Naziverbrechen.




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Besetzung & Crew von "Das Verschwinden des Josef Mengele"

Land: Frankreich, Mexiko, Deutschland, Spanien, Großbritannien
Jahr: 2025
Genre: Drama, Historie, Biografie
Originaltitel: The Disappearance of Josef Mengele
Kinostart: 23.10.2025
Regie: Kirill Serebrennikov
Darsteller: August Diehl, Dana Herfurth, Burghart Klaußner, Maximilian Meyer-Bretschneider, Heinz K. Krattiger
Kamera: Vladislav Opelyants
Verleih: DCM GmbH

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