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Kreator - Hate & Hope (2025)

Deutscher Dokumentarfilm über die bekannteste Thrash-Metal-Band des Landes.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 2.7 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 7 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Mehr als 40 Jahre im Geschäft sind Kreator längst eine generationenübergreifende Band. Vor ihren Konzerten stehen Fans der ersten Stunde mit ihren Kindern in der Schlange, die bei der Gründung 1982 noch nicht einmal geboren waren. Doch nicht nur in Deutschland ist die Gruppe aus Essen, die gemeinsam mit Destruction, Sodom und Tankard zu den "Big Four" des deutschen Thrash-Metal zählt, beliebt. Die Musiker stehen rund um den Globus auf der Bühne.

Cordula Kablitz-Post hat die vier aktuellen Bandmitglieder Miland "Mille" Petrozza, Jürgen "Ventor" Reil, Sami Yli-Sirniö und Frédéric Leclercq über einen Zeitraum von einem Jahr begleitet. Sie war mit den Jungs auf Tournee in Deutschland, Japan, Malaysia, Indonesien und den USA, ist mit ihnen in Paris ins Museum gegangen und hat ihnen bei den Proben in einem Kellerraum der stillgelegten Essener Zeche Carl über die Schulter geblickt. Neben viel lustigem Touralltag werden auch ernste Themen angeschnitten, etwa wenn "Mille" Petrozza an der Seite von Maik Weichert, dem Gitarristen der Band Heaven Shall Burn, die Gedenkstätte Buchenwald besucht.

Bildergalerie zum Film "Kreator - Hate & Hope"

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"Kreator – Hate & Hope": Hart, laut und ziemlich lustig

Wie Miland "Mille" Petrozza und Jürgen "Ventor" Reil, der Frontmann und der Schlagzeuger der Band Kreator zum Heavy Metal kamen, wissen beide noch ganz genau. Ihre Leidenschaft für die US-Gruppe Kiss war die Initialzündung und schweißte die Kindergartenfreunde noch enger zusammen. Ein altes Foto, auf dem sie sich wie ihre Vorbilder geschminkt und gekleidet, inklusive selbst gebastelter Gitarren, in Schale schmissen, zeugt davon. Und Petrozza hat noch eine Anekdote im Repertoire, die den Kern seiner eigenen Band, der Heavy-Metal-Szene und dieses Dokumentarfilms veranschaulicht.

Sein erstes Kiss-Konzerte durfte der kleine "Mille" nur in Begleitung seiner älteren Schwester besuchen, weil seine Eltern dort üble, potenziell gewaltbereite Rocker vermuteten. Das Gegenteil war der Fall. In der Rückschau beschreibt Petrozza die Atmosphäre als beinahe familiär. Um diese (stereo-)typische Fehlannahme kreist auch der neue Film von Cordula Kablitz-Post. Nur weil die Musik hart, schnell und laut ist, von Tod und Teufel handelt und sich in ihrem Artwork betont martialisch gibt, heißt das noch lange nicht, dass sie von finsteren Typen gemacht wird. Kreator ist vielen Fans rund um den Globus über die Jahre hinweg zu einer zweiten Familie geworden, so wie die Band selbst eine Art Familie ist – mit allem, was dazugehört.

Nähe und Distanz

Die Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Cordula Kablitz-Post ist schon lange im Geschäft und mit dem Alltag von Musikern vertraut. Sie hat Musikvideos für Udo Lindenberg und Sven Väth inszeniert, Nina Hagen und Campino fürs Fernsehen porträtiert und über dessen Band Die Toten Hosen und das deutsche Techno-Phänomen Scooter Kinofilme gedreht. Wie schon Campino lernte Kablitz-Post auch "Mille" Petrozza bei einer Fernsehproduktion kennen, woraus die Idee zum vorliegenden Film erwuchs. Dass der perfektionistische Kreator-Frontmann seit einer schlechten Erfahrung aus der Vergangenheit kein Kamerateam mehr nah an sich herangelassen hat, ist ein Problem, dass auch Kablitz-Posts Film nicht gänzlich abschütteln kann.

So fällt schnell auf, dass nur Schlagzeuger Jürgen Reil dem Filmteam sein Zuhause, eine kleine, ziemlich vollgestopfte Wohnung in einem alten Essener Arbeiterviertel, öffnet. Vom Gitarre spielenden Sänger erfährt das Kinopublikum derweil nur, dass er inzwischen im Süden lebt. Doch Kablitz-Post macht das Beste aus Petrozzas verschlossener Art – und kann zum Glück auf die übrigen Bandmitglieder zählen. Denn erst im Zusammenspiel mit Jürgen Reils lakonischem Pragmatismus, der jede unnötige Arbeit vermeidet und stattdessen einfach "Mille" machen lässt, und den sonnigen Gemütern des finnischen Leadgitarristen Sami Yli-Sirniö (seit 2001 in der Band) und des französischen Bassisten Frédéric Leclercq (seit 2019 in der Band) ergibt sich eine unschlagbare Mischung aus Ernst des Lebens und Humor auf Tour.

Katharsis statt Klischees

Erzählerisch zieht Kablitz-Post ihre Doku wie einen filmischen Gedankenstrom auf. Zwar steht die Bandgeschichte am Anfang und die aktuelle Tournee am Ende, ansonsten folgt der Film aber keiner klaren Chronologie, sondern Stichwörtern, die einer der Interviewten vorgibt. Wenn die Bandmitglieder beispielsweise ihre körperlichen Wehwehchen beklagen, dann wendet sich der Film für einen kurzen Moment der Frage nach dem Altern in der Musikbranche zu. Und wenn Maik Weichert, der Gitarrist der ostdeutschen Gruppe Heaven Shall Burn, von einem politischen Aha-Moment Anfang der 1990er-Jahre bei einem Kreator-Konzert in Gera erzählt, dann beleuchtet Kablitz-Post "Mille" Petrozzas antifaschistische Haltung.

Allzu viel Tiefe sollte man von dem Film dennoch nicht erwarten. Denn an anderen kritischen Punkten – etwa dem, wie negativ sich das Tourleben auf das Familienleben der Bandmitglieder auswirkt – bleibt der Film nur an der Oberfläche. Auch auf die mehrfach erwähnten, angeblich so elaborierten Songtexte wird nicht näher eingegangen. Mehr als reinen Fanservice leistet "Kreator – Hate & Hope" aber trotzdem.

Zum einen macht die Doku auf eine deutsche Band aufmerksam, die womöglich einen größeren Bekanntheitsgrad im Ausland als im eigenen Land besitzt, was die aus aller Herren Länder zum im Regenchaos versinkenden "Klash of the Ruhrpott" angereisten Fans unterstreichen. Zum anderen vermittelt Kablitz-Post auch all jenen, die mit Heavy Metal bislang nichts am Hut hatten, warum (die meisten) Klischees über diese Musikrichtung nicht zutreffen und weshalb gerade in ihr so viel kathartisches Potenzial steckt. Und zu guter Letzt gewährt sie mit tollem Archivmaterial und amüsanten Anekdoten einen Einblick in eine überschaubare deutsche Subkultur der 1980er-Jahre, in der der Erfolg auch viel von kuriosen Zufällen abhing.

Immersive Inszenierung

Und wer weiß, vielleicht gewinnt Kreator durch diesen Film ja noch den einen oder anderen Fan hinzu. Mitreißend ist deren Musik selbst für ausgemachte Metal-Hasser. Was an der Inszenierung der Live-Auftritte liegt. Die Kamera stürzt sich unerschrocken in jedes Mosh-Pit und jede Wall of Death, wodurch sich die ekstatische Energie nahtlos in den Kinosaal überträgt. Überhaupt kann sich "Kreator – Hate & Hope" sehen, während der Live-Mitschnitte dank des Dolby-Atmos-Sounds vor allem aber hören lassen. Auf der auditiven Ebene ist der Film ein echtes Brett. Und visuell ist es schon eindrucksvoll mitanzusehen, wenn Kreator, diese ehemalige Schülerband aus dem tristen Essen, das altehrwürdige Hollywood Palladium in der Millionenmetropole Los Angeles rocken. Nicht viele Dokumentarfilme sind so intensiv wie immersiv.

Fazit: Mit "Kreator – Hate & Hope", der die gleichnamige Band aus dem Ruhrpott während einer Welttournee begleitet, hat die Regisseurin Cordula Kablitz-Post eine Heavy-Metal-Doku für die ganze Familie abgeliefert. Wirklich in die Tiefe dringt der Film zwar nicht, ist dafür aber ebenso mit- wie hinreißend. Ein audiovisuelles Brett über eine der bekanntesten unbekannten Musikgruppen aus Deutschland.




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Zum Video: Kreator: Dystopie und Hoffnung

Besetzung & Crew von "Kreator - Hate & Hope"

Land: Deutschland
Jahr: 2025
Genre: Dokumentation
Länge: 110 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 04.09.2025
Regie: Cordula Kablitz-Post
Darsteller: Kreator
Verleih: Neue Visionen

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