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Vermiglio (2025)

Vermiglio: Authentischer Blick auf die eigene FamilienchronikKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

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In einem abgelegenen Dorf im Trentino residiert Lehrer Cesare Graziadei (Tommaso Ragno) mit seiner zehnköpfigen Familie. Als gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ihr desertierte Neffe Attilio (Santiago Fondevila) mit seinem Kamerad Pietro (Guiseppe De Domenico) auftaucht, findet der Neuankömmling Unterschlupf in ihrer Scheune. Die älteste Tochter Lucia (Martina Scrinzi) verliebt sich in den schweigsamen Pietro. Lucia schlägt eine Heirat vor, gegen die ihr Vater nichts einzuwenden hat. Nach Ende des Kriegs drängen die Dorfbewohner Pietro, seine Eltern in Sizilien zu besuchen. Der frisch Vermählte verspricht seiner hochschwangeren Frau, bald zurückkehren. Die Tage vergehen, doch Lucia wartet vergeblich.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Maura Delperos zweiter Spielfilm als Familiensaga der Vierziger dreht sich um Themen wie Tradition und Moderne, Bildung, Zusammenhalt und Zukunftsplanung. Man merkt die dokumentarische Laufbahn der Regisseurin bei der Beschreibung des dörflichen Alltags aus Gesängen, Brauchtum und Kirchgang durchaus an. In ruhigem Erzählrhythmus angelegt, lebt das von ihrer Familienhistorie inspirierte Drama vom Blick auf Gesten, Details und Reibungsflächen zwischen den Charakteren. Dazu benötigt sie nur wenige Dialoge. Stille und Geräusche erweisen sich als ebenso wichtig. Leerstellen und abrupte Schnitte werden erst langsam gefüllt. Spannung entwickelt sich gegen Ende durch die Ungewissheit über das Schicksal der Personen.

Bei der Charakterisierung setzt Delpero bewusst auf Ambivalenzen. Gewiss erweist sich Vater Cesare als Patriarch (Darsteller Tommaso Ragno war nach "Nostalgia“ hier ein weiteres Mal in einem Oscar-Vorschlag Italiens vertreten). Einerseits bestimmt er, welche Tochter die höhere Schule besuchen darf. Vor der Familie besitzt er Geheimnisse im abgeschlossenen Schreibtisch und besorgt sich trotz finanzieller Engpässe Klassik-Schallplatten. Auf der anderen Seite hält er nichts vom Krieg, verteidigt die Deserteure gegenüber der Dorfbevölkerung und steht für Bildung und Kunst ein.

Lucias Mutterschaft und die (zunächst fehlende) Akzeptanz des Kindes nimmt eine zunehmend bedeutende Rolle ein, worin sich die Schwangerschaft der Regisseurin während der Vorbereitungsphase niederschlug. Die Geschwister müssen sich wenige Betten teilen und sich arrangieren. Die Schwestern Flavia und Ada gewinnen langsam stärkere Konturen. Flavia wird auserkoren, die höhere Schule zu besuchen. Von ihrer ersten Periode zeigt sie sich geschockt. Bei Ada erwacht allmählich ebenfalls die Sexualität. Hingezogen fühlt sich die Missachtete zur Dorfaußenseiterin Virginia – vielleicht, weil es sich bei beiden um Außenseiterinnen handelt. Damit kann sie ebenso wenig umgehen. Langsam kristallisiert sich das unausgesprochene Bedürfnis der Schwestern nach Unabhängigkeit heraus.

Bei der Besetzung setzte Maura Delpero idealerweise auf eine Kombination von professionellen Schauspielern mit Laien. Die authentischen Bilder im Wandel der Jahreszeiten verbinden sich mit den Schicksalen der Charaktere, was sich nicht immer zum Besten entwickelt. Neben vielen Filmpreisen wurde "Vermiglio“ als Werk für die große Leinwand mit dem Grand Jury Preis des Filmfestivals in Venedig 2024 ausgezeichnet.

Fazit: Italiens Oscar-Vorschlag funktioniert als authentisches Bergdrama mit glaubwürdigen Figuren, das seine Konflikte um Liebe, Verrat und Enttäuschungen erst langsam enthüllt.




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Besetzung & Crew von "Vermiglio"

Land: Italien, Frankreich, Belgien
Jahr: 2025
Genre: Drama, Historie
Länge: 119 Minuten
Kinostart: 24.07.2025
Regie: Maura Delpero
Darsteller: Tommaso Ragno, Roberta Rovelli, Martina Scrinzi, Giuseppe De Domenico, Carlotta Gamba
Kamera: Mikhail Krichman

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