Dann passiert das Leben (2025)

"Dann passiert das Leben": Getrennt von Tisch und Bett

Dass mit diesem Paar etwas nicht stimmt, ist von vornherein klar. Beim Verlassen ihres alten Hauses, an dem die elektrischen Rollläden noch das Modernste sind, sitzt zwar jeder Handgriff. Während der anschließenden Fahrt zum Fliesenladen sitzen Rita (Anke Engelke) und Hans (Ulrich Tukur) aber in getrennten Autos. Die kleinen, gegenseitig gesetzten Spitzen sind witzig, aber auch Ausdruck einer tieferliegenden Verletzung. Als Hans wenige Szenen später im Rektorat seiner Schule von seiner Nachfolgerin Regine (Katja Lechthaler) aufgesucht wird, wird schließlich ganz ohne Worte klar, weshalb die Ehe mit Rita in die Brüche ging.

In Szenen wie diesen, wenn die Regisseurin und Drehbuchautorin Neele Leana Vollmar auf nonverbale Kommunikation vertraut, wenn sie die Gesten und Blicke ihrer Schauspieler Bände sprechen lässt und die Position der Charaktere im Raum, die Nähe oder Distanz zueinander und ihre Körperhaltung alles sagt, ist dieses Drama sehr gelungen. Dann wird deutlich, dass nicht nur Hans' und Ritas Badezimmer neue Fliesen, sondern ihre Ehe eine Generalsanierung benötigt. Sobald die Protagonisten jedoch den Mund aufmachen, wird es schwierig.

Glaubwürdiges Paar, gekünstelte Dialoge

Bislang hat Vollmar in erster Linie mit Literaturverfilmungen geglänzt. Sie hat Jan Weilers Bestseller "Maria, ihm schmeckt's nicht!" und zuletzt Bov Bjergs "Auerhaus" fürs Kino adaptiert. Dazwischen hat sie zwei "Rico, Oscar"-Kinderbücher und eins aus der "Mein Lotta-Leben"-Reihe verfilmt. Ihr neustes Drama ist ein Originalstoff, dessen Drehbuch sie selbst verfasst hat. Handlung und Dialoge sind allerdings so geschrieben, dass sie genauso gut einem Roman entnommen sein können.

Gerade bei den Dialogen ist das ein Problem. Denn viele davon überzeugen nicht, weil sie zu nah an der geschriebenen Sprache und zu weit weg von der gesprochenen sind. Was sie im besten Fall literarisch überhöht und im schlimmsten Fall gekünstelt oder gar hölzern klingen lässt. Dagegen können selbst Ulrich Tukur und Anke Engelke nicht anspielen. Es gelingt ihnen aber immerhin, glaubwürdig darzustellen, dass sich dieses Paar ein halbes Leben lang kennt und fast genauso lange auf die Nerven geht.

Auch die Handlung überzeugt nicht vollends, vor allem das Ende wirkt aufgepfropft. Ist der erste dramatische Wendepunkt ebenso überzeugend wie notwendig, um das einander fremd gewordene Paar durch ein gemeinsam durchlittenes Trauma wieder näher aneinander zu rücken, so wirkt der tragische Schluss erzwungen. Doch der Versuch, ausgerechnet hier auf Melodramatik zu setzen, um noch etwas stärker auf die Tränendrüse drücken zu können, geht nach hinten los. Denn das Publikum verlässt den Kinosaal mehr irritiert als gerührt.

Fazit: Neele Leana Vollmar ("Maria, ihm schmeckt's nicht!", "Auerhaus") setzt in ihrem neuen Film "Dann passiert das Leben" auf einen selbst verfassten Originalstoff, was nicht vollends überzeugt. So glaubwürdig Anke Engelke und Ulrich Tukur das im Zentrum stehende Ehepaar auch verkörpern, gegen die oft gekünstelt klingenden Dialoge kommen sie nicht an. Und so tragisch diese Ehe auch verläuft, am Ende ruft die erzwungene Melodramatik eher Irritation denn Mitgefühl hervor.