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Drama Queens (2024)
Erfolg oder Liebe?Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Glitterpop-Ikone Mimi Madamour (Louiza Aura) und Punksängerin Billie Kohler (Gio Ventura) lernen sich 2005 in einer Castingshow kennen und verlieben sich. Während Billie den Anforderungen des Formats nicht gerecht werden will und ausscheidet, gewinnt Mimi die Show. Von ihren Agenten wird sie zur blonden Popdiva mit bald weltweitem Ansehen stilisiert. Doch dieser Erfolg bringt Herausforderungen: Mimi verliert die Kontrolle über ihr Leben und ihre Beziehung zu Billie, als sie ihre Freundin öffentlich zurück stößt. Unerwartet wird Billie selbst erfolgreich.
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Filmkritik
Nach mehreren schrägen Kurzfilmen wie "Dorothys Dämonen“ legt Alexis Langois sein Langfilmdebüt "Reines de Drama“ vor. In dem Musical spielt er erneut mit Popkultur-Zitaten, Musikstilen, Camp-Einlagen und überdrehten Melodram-Motiven. Die tragisch-dramatische Liebesgeschichte zwischen der rebellischen Billie Kohler (colère = Wut) und der stärker angepassten Mimi Madamour (Mad Amour = verrückte Liebe) baut Kritik an den Mechanismen des Musikgeschäfts, des Trash-TVs wie Casting- und Enthüllungsshows sowie der Social Media-Hetze ein.
In Mimi verliebt ist nicht nur ihre Agentin Harmonie Corrine (Alma Jodorowsky) – der Name liefert eine Referenz auf den unkonventionellen Regisseur Harmony Korine. Ebenso stellt ihr der schwule Stalker Steevie Shady als größter Fan und Erzähler der Story nach – der genderfluide Bilal Hassani startete seine Karriere ähnlich in einer Castingshow. So entdeckt man im Plot um Vertrauen, Integrität und Ausnutzung zahlreiche Referenzen, während die Inszenierung an die stilisiert-knallbunte Ästhetik eines Bertrand Mandico ("The Wild Boys“) oder Yann Gonzalez erinnert. Der surreale Moment von Billie und Mimi auf einem Motorrad scheint direkt aus Gonzalez‘ theatralischem "Begegnung nach Mitternacht“ entnommen zu sein.
Beim Soundtrack trafen verschiedene Stile wie Rap, Pop, Rock, Chanson oder Achtziger-Elektrobeat aufeinander, manchmal innerhalb eines Songs. Dazu arbeitete Langois mit unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern wie Yelle (für Mimis Hit "Touche Pas“) oder Rebeka Warrior alias Julia Lanoë, DJane und Sängerin von "Kompromat“, zusammen. Julias androgyner Look stand Pate für die aggressiv-unangepasste Billie. Ihr Bekenntnis zur Homosexualität wäre heute angesichts Künstlerinnen von Wilhelmine bis zu Renée Rapp kaum noch Grund für Aufregung. Deshalb siedelten Langois und Co-Autorinnen den Haupthandlungsstrang 2005 an, wo eine lesbische Beziehung bei einem von der Industrie gesteuerten Popsternchen noch weniger gern gesehen war. Davon abgesehen legte Langois nicht nur Billies Liebessong mit Fisting-Metapher, sondern ebenso die "Mainstream“-Kompositionen mit ähnlich provokanten Lyrics an.
Die Musikeinlagen fielen durchweg gelungen aus. Weniger einheitlich erscheint die Inszenierung. Während Alexis Langois einerseits Trash-TV kritisiert, verfällt er andererseits bei den schrillen Drag-Queen-Einlagen selbst dem Trash-Appeal. Im Arte-Interview betonte er, dies sei die Szene, in der er sich bewege. Doch die Abschweifungen bremsen das oft hohe Tempo aus und lassen besonders das Ende zerdehnt erscheinen.
Fazit: Dramatische Liebesgeschichte zweier ungleicher Sängerinnen voller Popkultur-Zitate und mitreißender Musiknummern. Letztlich wirkt seine Melodram- und Musical-Hommage aber zu uneinheitlich und abschweifend entwickelt.
In Mimi verliebt ist nicht nur ihre Agentin Harmonie Corrine (Alma Jodorowsky) – der Name liefert eine Referenz auf den unkonventionellen Regisseur Harmony Korine. Ebenso stellt ihr der schwule Stalker Steevie Shady als größter Fan und Erzähler der Story nach – der genderfluide Bilal Hassani startete seine Karriere ähnlich in einer Castingshow. So entdeckt man im Plot um Vertrauen, Integrität und Ausnutzung zahlreiche Referenzen, während die Inszenierung an die stilisiert-knallbunte Ästhetik eines Bertrand Mandico ("The Wild Boys“) oder Yann Gonzalez erinnert. Der surreale Moment von Billie und Mimi auf einem Motorrad scheint direkt aus Gonzalez‘ theatralischem "Begegnung nach Mitternacht“ entnommen zu sein.
Beim Soundtrack trafen verschiedene Stile wie Rap, Pop, Rock, Chanson oder Achtziger-Elektrobeat aufeinander, manchmal innerhalb eines Songs. Dazu arbeitete Langois mit unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern wie Yelle (für Mimis Hit "Touche Pas“) oder Rebeka Warrior alias Julia Lanoë, DJane und Sängerin von "Kompromat“, zusammen. Julias androgyner Look stand Pate für die aggressiv-unangepasste Billie. Ihr Bekenntnis zur Homosexualität wäre heute angesichts Künstlerinnen von Wilhelmine bis zu Renée Rapp kaum noch Grund für Aufregung. Deshalb siedelten Langois und Co-Autorinnen den Haupthandlungsstrang 2005 an, wo eine lesbische Beziehung bei einem von der Industrie gesteuerten Popsternchen noch weniger gern gesehen war. Davon abgesehen legte Langois nicht nur Billies Liebessong mit Fisting-Metapher, sondern ebenso die "Mainstream“-Kompositionen mit ähnlich provokanten Lyrics an.
Die Musikeinlagen fielen durchweg gelungen aus. Weniger einheitlich erscheint die Inszenierung. Während Alexis Langois einerseits Trash-TV kritisiert, verfällt er andererseits bei den schrillen Drag-Queen-Einlagen selbst dem Trash-Appeal. Im Arte-Interview betonte er, dies sei die Szene, in der er sich bewege. Doch die Abschweifungen bremsen das oft hohe Tempo aus und lassen besonders das Ende zerdehnt erscheinen.
Fazit: Dramatische Liebesgeschichte zweier ungleicher Sängerinnen voller Popkultur-Zitate und mitreißender Musiknummern. Letztlich wirkt seine Melodram- und Musical-Hommage aber zu uneinheitlich und abschweifend entwickelt.
Gregor Ries
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Besetzung & Crew von "Drama Queens"
Land: Frankreich, BelgienJahr: 2024
Genre: Musical, Tragikomödie
Länge: 114 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 07.08.2025
Regie: Alexis Langlois
Darsteller: Louiza Aura als Mimi Madamour, Gio Ventura als Billie Kohler, Alma Jodorowsky als Harmonie Corrine, Nana Benamer als Kalthoum Tawra, Dustin Muchuvitz als Sandrine Sévère
Kamera: Marine Atlan
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH