Good Fortune - Ein ganz spezieller Schutzengel (2025)

Aziz Ansaris Ruf als Komödiant gründet sich besonders auf seine Rolle als Assistent Tom Haverford im Dauerbrenner "Parks and Recreation“, als Sprecher des Kaninchen Squint in "Ice Age“ und als Darryl in der Cartoon-Serie "Bob’s Burger“. Nun versucht der Standup-Comedian, sich ebenfalls auf dem Regiestuhl zu behaupten. Bei einigen Episoden der von ihm kreierten Netflix-Serie "Master of None“ um einen indisch stämmigen Schauspieler führte er schon Regie. Zu dieser Dramedy-Serie mögen gewiss eigene Erfahrungen um das Überleben in New York ebenso eingeflossen sein wie bei seinem Kinodebüt.

Als Urlaub von seinen Actionrollen verkörpert Keanu Reeves den Schutzengel Gabriel, der durch seine Gutmütigkeit in der Rangordnung der Himmelsboten ganz unten steht. Dies lässt sich schon an seinen kleinen Flügeln erkennen. Die Gemeinschaft der Engel erscheint wie eine witzige Variante von "Der Himmel über Berlin“ beziehungsweise “City of Angels“. Auch der Aziz Ansari verkörperte Arj steht als im Auto übernachtender Hilfsarbeiter beinahe am Ende der Nahrungskette. Mit bissigem Humor kommentiert Ansari an dessen Arbeitssituation die nicht immer gerechtfertigte Praxis der Sterne-Bewertungen: Ein Missgeschick, eine schlechte Beurteilung beim einem App-Auftrag, und schon gerät die eigene Existenz in Schwierigkeiten.

Arj trifft auf den selbstgefälligen Tech-Unternehmer Jeff, der seine Zeit mit Nichtstun am Villen-Swimmingpool totschlägt. Seth Rogen, mit dem Ansari schon mehrfach zusammen arbeitete (wie bei dessen Regiearbeit "Das ist das Ende“), wiederholt seine Paraderolle als arrogantes, scheinbar joviales Großmaul, dem Glückstreffer nur so zufallen. Dass Arj seinen Assistentenjob bei ihm verliert, hängt allerdings mit leichtsinnigem Verhalten seiner Figur zusammen. Schutzengel Gabriel vertauscht die Lebenssituation der beiden Kontrahenten, um ihnen eine Lehre zu erteilen, was aber nicht funktioniert: Arj gefällt sich als wohlhabender Nichtstuer, während Jeff sozial abstürzt.

Was als Charles Dickens-/Ebenezer Scrooge-Anleihe beginnt, verliert mit Gabriels Menschwerdung aufgrund seines angerichteten Chaos zunehmend an Witz und Tempo. Aziz Ansaris Blick auf Abgründe des US-Klassen- und Sozialsystems erscheint löblich. Viele seiner überspitzten Beobachtungen sind nicht weit von der Realität der (US-)Gesellschaft entfernt. Die Schere zwischen den Schichten klappt immer weiter auseinander. Doch das Timing wirkt zu verschleppt. Daneben mag die Love Story zwischen Arj und Elena (Keke Palmer) über die Rassen hinweg zwar charmant aufgebaut, aber gleichfalls nicht ganz glaubwürdig sein. Die Versöhnungsbotschaft am Ende mutet daneben allzu konstruiert an.

Fazit: Nur streckenweise witziger Frank Capra-Reboot als sozialkritische Fantasy-Komödie mit zumindest bestens aufgelegten Akteuren.