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Memory Hotel (2024)
Stop-Motion-Animationsfilm über die Nachkriegsgeschichte aus ostdeutscher Perspektive und den Kampf um die Erinnerung.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Im Jahr 1945 wollen die Eltern der fünfjährigen Sophie mit ihr nach Amerika fliehen, denn die Rote Armee ist im Anmarsch. Sie stranden jedoch in einem Hotel, in welchem sich der Nazi-Offizier Scharf mit dem Hitlerjungen Beckmann verschanzt hat. Scharf attackiert die Familie und Sophie fällt in einen tiefen Aufzugsschacht. Im Hotel landet der Sowjetsoldat Wassili mit seinem Fallschirm, gefolgt vom General und vielen Kameraden. Er wird beauftragt, das Hotel in die Zukunft zu führen. Sophie erwacht ohne Gedächtnis, aber beobachtet von Beckmann, der sich in den Weiten des Luftschutzkellers versteckt.
Sophie muss fortan für die sowjetischen Militärs im Keller Essen zubereiten und die Speisen im Aufzug nach oben befördern. Sie wächst zur Frau heran und Wassili hält um ihre Hand an. Doch im letzten Moment sagt Sophie Nein. Beckmann fängt an, Essensrationen zu stehlen und auch Scharf mischt noch mit im Gebäude. Nach und nach kehren Sophies Erinnerungen zurück.
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Filmkritik
"Memory Hotel“: Ein filmisches Herzensprojekt
Wenn jemand 25 Jahre lang an einem Film arbeitet, in den nicht viele Leute investieren wollen, dann muss es sich um ein Herzensprojekt handeln. Der Regisseur und Drehbuchautor Heinrich Sabl, der Puppenspiel und Animation studiert hat, präsentiert nun seinen Stop-Motion-Animationsfilm, der sich mit einer symbolhaften Erzählung der ostdeutschen Geschichte von 1945 bis nach dem Mauerfall widmet. "Memory Hotel“ ist ein origineller Kunstfilm, der als Stop-Motion-Animation für erwachsenes Publikum vielen potenziellen Geldgebern lange Zeit zu ungewöhnlich und daher riskant erschien.
Erwacht in neuer Zeit
Sabl, Jahrgang 1961, wuchs in der DDR nahe Görlitz auf. Schon in den 1990er Jahren wollte er diesen Film machen, um das soziale Gedächtnis seiner Generation ins neue Jahrtausend hinüber zu retten. Die Weltpremiere sollte dann aber erst 2024 stattfinden, auf dem Festival DOK Leipzig, wo "Memory Hotel“ mit einer besonderen Erwähnung im internationalen Wettbewerb Animationsfilm bedacht wurde. Die Heldin der Geschichte, Sophie, verliert ihre Eltern und ihr Gedächtnis, dann ziehen Sowjetsoldaten ins Hotel. Sophie lebt fortan unter sowjetischer Besatzung, mit einigen Leichen und Geheimnissen im Keller, die ihrer Entdeckung harren. Obwohl Wassili sie unermüdlich umwirbt, mag sie ihn nicht erhören.
Mit viel Liebe zum Detail
Die Figuren, die in diesem Gebäude mit den langen unterirdischen Gängen und Schächten leben, regen zu vielfältigen Assoziationen an. Da gibt es die nicht aufgearbeitete Nazi-Vergangenheit, den Ost-West-Konflikt, die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung, den Kampf der Ideologien. Mit großer Freude am Detail schmückt Sabl die Handlung aus, in der alte Fahrkarten nach Amerika wie ein Schatz gehütet werden, Russisch Roulette gespielt wird und Sophie sich der Männerwelt und ihren Regeln nicht unterwirft.
Puppen und Maschinen
Die animierten Puppenfiguren und das Hotelgebäude mit seinem Inventar fesseln den Blick. Maschinen mit Zahnrädern, die zur Fließbandproduktion und Beförderung von Sachen dienen, sind oft in Betrieb und die Lust am Tüfteln mit Requisiten und Animation gebiert eine Menge Szenen, die inhaltlich vielleicht nicht zwingend notwendig sind. Die Animation wird auch mal verlassen, wenn ein Fahrrad, von dem nur das Vorderrad zu sehen ist, über einen Feldweg fährt.
Wo aber liegt nach dem Mauerfall die Zukunft? In Amerika, im goldenen Westen? Sophie könnte nun die Reise antreten, die ihre Eltern im Sinn hatten – aber aus heutiger Sicht möchte man ihr fast eher raten, sich neu und zwar europäisch zu orientieren.
Fazit: Der Regisseur und Drehbuchautor Heinrich Sabl hat 25 Jahre an diesem Animationsfilm gearbeitet, der symbolhaft die ostdeutschen Jahrzehnte nach 1945 ins Visier nimmt. Mit Puppenfiguren in Stop-Motion-Technik und einem detailliert und fantasievoll ausgestatteten Hotelgebäude als Schauplatz vertieft sich die Handlung auf originelle Weise in Themen wie Vergessen und Erinnern, das Leben unter sowjetischer Kontrolle, die Suche nach der eigenen Identität. Man fühlt sich zu Assoziationen angeregt und bestaunt die muntere Kreativität, die in dieser Bilderfülle steckt.
Wenn jemand 25 Jahre lang an einem Film arbeitet, in den nicht viele Leute investieren wollen, dann muss es sich um ein Herzensprojekt handeln. Der Regisseur und Drehbuchautor Heinrich Sabl, der Puppenspiel und Animation studiert hat, präsentiert nun seinen Stop-Motion-Animationsfilm, der sich mit einer symbolhaften Erzählung der ostdeutschen Geschichte von 1945 bis nach dem Mauerfall widmet. "Memory Hotel“ ist ein origineller Kunstfilm, der als Stop-Motion-Animation für erwachsenes Publikum vielen potenziellen Geldgebern lange Zeit zu ungewöhnlich und daher riskant erschien.
Erwacht in neuer Zeit
Sabl, Jahrgang 1961, wuchs in der DDR nahe Görlitz auf. Schon in den 1990er Jahren wollte er diesen Film machen, um das soziale Gedächtnis seiner Generation ins neue Jahrtausend hinüber zu retten. Die Weltpremiere sollte dann aber erst 2024 stattfinden, auf dem Festival DOK Leipzig, wo "Memory Hotel“ mit einer besonderen Erwähnung im internationalen Wettbewerb Animationsfilm bedacht wurde. Die Heldin der Geschichte, Sophie, verliert ihre Eltern und ihr Gedächtnis, dann ziehen Sowjetsoldaten ins Hotel. Sophie lebt fortan unter sowjetischer Besatzung, mit einigen Leichen und Geheimnissen im Keller, die ihrer Entdeckung harren. Obwohl Wassili sie unermüdlich umwirbt, mag sie ihn nicht erhören.
Mit viel Liebe zum Detail
Die Figuren, die in diesem Gebäude mit den langen unterirdischen Gängen und Schächten leben, regen zu vielfältigen Assoziationen an. Da gibt es die nicht aufgearbeitete Nazi-Vergangenheit, den Ost-West-Konflikt, die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung, den Kampf der Ideologien. Mit großer Freude am Detail schmückt Sabl die Handlung aus, in der alte Fahrkarten nach Amerika wie ein Schatz gehütet werden, Russisch Roulette gespielt wird und Sophie sich der Männerwelt und ihren Regeln nicht unterwirft.
Puppen und Maschinen
Die animierten Puppenfiguren und das Hotelgebäude mit seinem Inventar fesseln den Blick. Maschinen mit Zahnrädern, die zur Fließbandproduktion und Beförderung von Sachen dienen, sind oft in Betrieb und die Lust am Tüfteln mit Requisiten und Animation gebiert eine Menge Szenen, die inhaltlich vielleicht nicht zwingend notwendig sind. Die Animation wird auch mal verlassen, wenn ein Fahrrad, von dem nur das Vorderrad zu sehen ist, über einen Feldweg fährt.
Wo aber liegt nach dem Mauerfall die Zukunft? In Amerika, im goldenen Westen? Sophie könnte nun die Reise antreten, die ihre Eltern im Sinn hatten – aber aus heutiger Sicht möchte man ihr fast eher raten, sich neu und zwar europäisch zu orientieren.
Fazit: Der Regisseur und Drehbuchautor Heinrich Sabl hat 25 Jahre an diesem Animationsfilm gearbeitet, der symbolhaft die ostdeutschen Jahrzehnte nach 1945 ins Visier nimmt. Mit Puppenfiguren in Stop-Motion-Technik und einem detailliert und fantasievoll ausgestatteten Hotelgebäude als Schauplatz vertieft sich die Handlung auf originelle Weise in Themen wie Vergessen und Erinnern, das Leben unter sowjetischer Kontrolle, die Suche nach der eigenen Identität. Man fühlt sich zu Assoziationen angeregt und bestaunt die muntere Kreativität, die in dieser Bilderfülle steckt.
Bianka Piringer
Besetzung & Crew von "Memory Hotel"
Land: Deutschland, FrankreichJahr: 2024
Genre: Animation
Länge: 101 Minuten
Kinostart: 30.10.2025
Regie: Heinrich Sabl
Kamera: Andreas Kaiser
Verleih: Neue Visionen