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FBW-Bewertung: Der Tod ist ein Arschloch (2025)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Bestattungen sind Rituale, bei denen sich die Menschen von den Gestorbenen verabschieden können, und sie sollten der jeweiligen Persönlichkeit der Toten angemessen sein. Doch in den meisten Fällen sind Bestattungen extrem normierte Veranstaltungen, über deren Form die Hinterbliebenen nur sehr eingeschränkt bestimmen können. Dagegen gibt es seit einiger Zeit eine Bewegung von Bestattungsunternehmen, die Bestattungen sehr individuell zu gestalten. Bei diesen Unternehmen können dazu Menschen ihre eigenen Trauerfeiern und Beerdigungen bis zum letzten Detail selber vorausplanen. Der Berliner Eric Wrede ist mit seiner Bestattungsfirma ein Vorreiter und der bekannteste Vertreter dieser neuen Trauerkultur und Michael Schwarz hat mit DER TOD IST EIN ARSCHLOCH einen leisen und erstaunlich lebensfrohen Dokumentarfilm über ihn und seine Arbeit gemacht. Im Film werden Wrede und sein Team porträtiert und die Kamera zeigt sie bei ihrer Arbeit. Wie außergewöhnlich diese ist, wird schon bei der ersten Sequenz deutlich, in der gezeigt wird, wie zwei von Wredes Mitarbeiter*innen eine Verstorbene in einen Sarg betten ? und eine von ihnen spricht dabei mit der Toten. Es dauert eine Weile, bis deutlich wird, wer da wen anspricht und diese Irritation ist ein geschickt eingesetztes Stilmittel, durch das die Neugierde des Publikums schon in den ersten Minuten des Films geweckt wird. Und die so geweckten Erwartungen werden im Rest des Films nicht enttäuscht, denn es gelingt Schwarz, sowohl die Arbeit von Wrede und seinem Team wie auch die Philosophie dahinter sehr anschaulich und einfühlsam zu vermitteln. Beim Umgang mit dem Tod und den Toten bewahrt er dabei immer eine angemessene Distanz und so gelingt es ihm, das immer noch mit einem starken Tabu behaftete Thema ohne jeden morbiden oder schaulustigen Unterton zu behandeln. Zu dem menschenfreundlichen und natürlichen Umgang mit dem Tod, denn Eric Wrede und sein Team propagieren, gehört auch viel Humor. Dies macht nicht nur der Titel des Films deutlich, sondern Schwarz zeigt zum Beispiel auch, wie einige junge Menschen bei einem Vortrag von Wrede in einem der Särge? probeliegen dürfen. Im letzten Teil des Films wird dann der Idealfall einer von Wredes Firma organisierten Bestattung vorgeführt. Gabi ist eine seiner Kundinnen und hat zugleich als Trauerrednerin mit ihm zusammengearbeitet. Kurz vor ihrem Tod bespricht sie genau mit Wrede, wie sie sich ihre eigene Bestattung wünscht und sie hat dem Filmemacher und seinem Team gestattet, diesen für sie sehr intimen Moment mit der Kamera aufzunehmen. Der Film endet dann mit der dort geplanten Trauerfeier und dabei wird deutlich, wie persönlich und bewegend solch ein letzter Abschied für die Trauergemeinde sein kann. DER TOD IST EIN ARSCHLOCH ist ein Film, der sein Publikum tief berühren kann, denn in ihm werden existentielle Fragen verhandelt, mit denen jeder und jede von uns sich auch einmal auseinandersetzen werden muss. Und wie wird dann unsere Bestattung aussehen?



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