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Seid einfach wie ihr seid (2025)
Zusammentreffen einer Familie nach Jahrzehnten der Trennung, das Filmstudentin Willie von ihrem Freund mit großem Eifer und Handkamera dokumentieren lässt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung:
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Willie Lindmann (Lou Strenger) möchte ihren Abschlussfilm über das erste Wiedersehen ihrer Eltern seit rund 25 Jahren drehen. Ihr Vater Jürgen hat Willie in der Kindheit und Jugend geprägt, während ihre Mutter Gloria mit Abwesenheit glänzte: Sie verließ die Familie, als Willie vier war und lebt seitdem als Lifecoach in Portugal. Die Filmstudentin beauftragt ihren Freund Männi damit, das Treffen mit der Kamera festzuhalten – in der Hoffnung, alte Geheimnisse ans Licht zu bringen und lange Verdrängtes zu thematisieren. Da Jürgen nichts von der anstehenden "Konfrontation“ mit Gloria weiß hat er seine zweite Frau Uta im Schlepptau, die mit ihren eigenen Traumata kämpft. Mit der Zeit nehmen die Konflikte zu, die Stimmung wird gereizter. Statt einer ruhigen Aussprache und eines gemütlichen Beisammenseins kochen die Emotionen in kürzester Zeit hoch.
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Filmkritik
Die Perspektive des Zuschauers
Nachdem sie zuvor schon eine Serie, sowie einen Kurz- und einen Dokufilm gedreht hat, legt Schauspielerin und Regisseurin Alice Gruia mit "Seid einfach wie ihr seid“ ihr Langfilm-Debüt vor. Ihren Hintergrund merkt man dem Werk jederzeit an, denn in "Seid einfach wie ihr seid“ verschwimmen tatsächlich die Grenzen zwischen fiktionalem Spielfilm und Dokumentation. Das gelingt Gruia vor allem aufgrund der Wahl der (technischen) Umsetzung und Inszenierungsart.
Die ungeschliffenen Handkamerabilder schaffen eine intime Nähe zu den Figuren. Man fühlt sich als externer Betrachter mitten hineinversetzt in dieses innerfamiliäre, hitzige Treffen, das immer mehr in ungeahnten, unvorhersehbaren Bahnen verläuft. Die Regisseurin spielt bewusst mit der Perspektive des Zuschauers. Und der unstete, unruhige Einsatz der Kamera manövriert uns dabei unmittelbar ins kammerspielartige und an ein Theaterspiel erinnernde Geschehen. Hervorzuheben ist außerdem die feine Balance aus Komik und emotionalen Momenten voller Schmerz und unterdrückter Gefühle.
"Hauen und Stechen“ in der Familie Die kaum mehr zu kontrollierenden Gefühlsschwankungen, allen voran auf Seiten der überforderten Uta (grandios: Johanna Gastdorf), lassen die Situation zunehmend eskalieren. Bisweilen fühlt man sich an reduzierte, an einem Schauplatz angesiedelte Familien- und Beziehungs-Tragikomödien wie "Der Gott des Gemetzels“ oder "Der Vorname“ erinnert. Es beginnt – so einigermaßen – friedlich und bedächtig, läuft mit der Zeit aber vollends aus dem Ruder. Und überhaupt überzeugen in diesem Chaos die gut aufgelegten Darsteller.
Neben Gastdorf bleibt zuvorderst Catrin Striebeck als Mutter Gloria im Gedächtnis. Sie startet mit würdevoller Zurückhaltung und kühler Distanz, bis sich ihre Verletzlichkeit immer mehr, oft in kleinen Gesten oder beiläufigen Äußerungen, offenbart. Jedoch gestaltet sich das Szenario, gerade zu Beginn, auch etwas bleiern und zäh. Bis alle Beteiligten eingetroffen vergeht eine gewisse Zeit. Ergänzend kommen Szenen hinzu, in denen viel geschwiegen oder wahlweise viel gesagt wird – ohne jedoch wirklich etwas zu sagen. Denn es bleiben nur hohle Phrasen, Worthülsen oder Small Talk übrig. Schade ist weiterhin, dass Gruia ihren Nebenfiguren, etwa dem Adoptivbruder, zu wenig Beachtung schenkt. Und die Frage, was denn jetzt eigentlich genau die wahren Ursachen für die lange Funkstille und die Entfremdung zwischen Gloria und Willie sind, wird ebenso wenig zufriedenstellend beantwortet.
Fazit: Erfrischend-unverbrauchtes, bewegendes Debüt über die Missverständnisse, Streitigkeiten und unausgesprochenen Konflikte einer "ganz normalen Familie“. Der Zuschauer wird als unbeteiligter Beobachter Teil des Konflikts. Leider bleiben ein paar Fragen offen und einige Aspekte (etwa die charakterliche Zeichnung der Nebenfiguren) ebenso vage wie nicht zu Ende gedacht.
Nachdem sie zuvor schon eine Serie, sowie einen Kurz- und einen Dokufilm gedreht hat, legt Schauspielerin und Regisseurin Alice Gruia mit "Seid einfach wie ihr seid“ ihr Langfilm-Debüt vor. Ihren Hintergrund merkt man dem Werk jederzeit an, denn in "Seid einfach wie ihr seid“ verschwimmen tatsächlich die Grenzen zwischen fiktionalem Spielfilm und Dokumentation. Das gelingt Gruia vor allem aufgrund der Wahl der (technischen) Umsetzung und Inszenierungsart.
Die ungeschliffenen Handkamerabilder schaffen eine intime Nähe zu den Figuren. Man fühlt sich als externer Betrachter mitten hineinversetzt in dieses innerfamiliäre, hitzige Treffen, das immer mehr in ungeahnten, unvorhersehbaren Bahnen verläuft. Die Regisseurin spielt bewusst mit der Perspektive des Zuschauers. Und der unstete, unruhige Einsatz der Kamera manövriert uns dabei unmittelbar ins kammerspielartige und an ein Theaterspiel erinnernde Geschehen. Hervorzuheben ist außerdem die feine Balance aus Komik und emotionalen Momenten voller Schmerz und unterdrückter Gefühle.
"Hauen und Stechen“ in der Familie Die kaum mehr zu kontrollierenden Gefühlsschwankungen, allen voran auf Seiten der überforderten Uta (grandios: Johanna Gastdorf), lassen die Situation zunehmend eskalieren. Bisweilen fühlt man sich an reduzierte, an einem Schauplatz angesiedelte Familien- und Beziehungs-Tragikomödien wie "Der Gott des Gemetzels“ oder "Der Vorname“ erinnert. Es beginnt – so einigermaßen – friedlich und bedächtig, läuft mit der Zeit aber vollends aus dem Ruder. Und überhaupt überzeugen in diesem Chaos die gut aufgelegten Darsteller.
Neben Gastdorf bleibt zuvorderst Catrin Striebeck als Mutter Gloria im Gedächtnis. Sie startet mit würdevoller Zurückhaltung und kühler Distanz, bis sich ihre Verletzlichkeit immer mehr, oft in kleinen Gesten oder beiläufigen Äußerungen, offenbart. Jedoch gestaltet sich das Szenario, gerade zu Beginn, auch etwas bleiern und zäh. Bis alle Beteiligten eingetroffen vergeht eine gewisse Zeit. Ergänzend kommen Szenen hinzu, in denen viel geschwiegen oder wahlweise viel gesagt wird – ohne jedoch wirklich etwas zu sagen. Denn es bleiben nur hohle Phrasen, Worthülsen oder Small Talk übrig. Schade ist weiterhin, dass Gruia ihren Nebenfiguren, etwa dem Adoptivbruder, zu wenig Beachtung schenkt. Und die Frage, was denn jetzt eigentlich genau die wahren Ursachen für die lange Funkstille und die Entfremdung zwischen Gloria und Willie sind, wird ebenso wenig zufriedenstellend beantwortet.
Fazit: Erfrischend-unverbrauchtes, bewegendes Debüt über die Missverständnisse, Streitigkeiten und unausgesprochenen Konflikte einer "ganz normalen Familie“. Der Zuschauer wird als unbeteiligter Beobachter Teil des Konflikts. Leider bleiben ein paar Fragen offen und einige Aspekte (etwa die charakterliche Zeichnung der Nebenfiguren) ebenso vage wie nicht zu Ende gedacht.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Seid einfach wie ihr seid"
Land: DeutschlandJahr: 2025
Genre: Komödie
Länge: 92 Minuten
Kinostart: 02.10.2025
Regie: Alice Gruia
Darsteller: Jean Paul Baeck, Johanna Gastdorf, Markus John, Lou Strenger, Catrin Striebeck
Kamera: Thorsten Schönrade
Verleih: Sodawasser Pictures





