
© dejavu filmverleih
Trains (2024)
Pociagi
Visuelle Chronik über Züge und Menschen, ihr Leben sowie Leid und Alltag auf Gleisen während des 20. Jahrhunderts.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben bislang 0 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die Doku "Trains“ besteht ausschließlich aus Archivmaterial (zusammengesucht aus 46 globalen Archiven) und Sounds. Es entsteht eine audio-visuelle Collage, in der sich Aufnahmen von Bahnhöfen, Eisenbahnwaggons, Zügen, Menschen in Zeiten von Krieg und Frieden, Deportationen und Alltag aneinanderreihen. Ein Kaleidoskop des 20. Jahrhunderts, das verschiedene Facetten von Leben, Leid, Trauer, Liebe und Hoffnung illustriert. Der Film spiegelt universelle Erfahrungen menschlicher Existenz und zeigt im Kern insbesondere eines: Alles ist ständig in Bewegung und im Fluss.
Bildergalerie zum Film "Trains"
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Filmkritik
Mit dem Zug durch die Jahrzehnte
Der polnische Regisseur Maciej J. Drygas nimmt den Titel seines neuen Dokumentarfilms wörtlich. "Trains“ zeigt Züge, Gleise, Waggons, Abteile und Bahnhöfe quer durch die Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts. Drygas folgt dabei einer groben chronologischen Reihung: von den ersten Dampflokomotiven und den mondänen Zugabteilen während der Weimarer Republik über die Zwischenkriegsjahre, die Züge während des Zweiten Weltkriegs, die Deportationen in der Shoah bis hin zu den Jahren des Wiederaufbaus und darüber hinaus.
Nicht nur, aber vor allem Technik- und Geschichts-Freaks dürften bei "Trains“ auf ihre Kosten kommen. Die Detailfülle und die Vielfalt der Bilder und historischen Aufnahmen aus allen Jahrzehnten und den verschiedenen Phasen der Geschichte ist schier überwältigend. Das Bildmaterial ist oft erschütternd und schwer zu ertragen, und dann wiederum von unerwarteter Schönheit und Poesie. Und wir sehen nicht nur Züge, sondern eben auch alte Bahnhöfe und (historische) Wartehallen quer durch Europa.
Eine meditative Stimmung
Wenn die Aufnahmen menschenleere Gleise und Bahnhöfe zeigen, dann entsteht fast eine meditative Stimmung. Denn in diesen Momenten ist die Szenerie befreit von der Hektik, dem Trubel und den zu ihren Gleisen hetzenden Menschenmassen, die wir sonst an Bahnhöfen zu Gesicht bekommen (das war auch schon vor 100 Jahren so). Eine besondere Wirkung entsteht weiterhin durch die außergewöhnliche Klanggestaltung. In "Trains“ gibt es keinen einordnenden Off-Kommentar, das bedeutet, dass dem Ton hinsichtlich Atmosphäre und Spannungsbogen eine essentielle Bedeutung zukommt.
Das Dröhnen der Räder und Kurvenquietschen, die Pfiffe vom Bahnpersonal, das Echo in den Hallen – all das verstärkt die Wirkung der Gezeigten. Besonders in den Sequenzen der Kriegsjahre und den Deportationsszenen entsteht auf diese Weise eine Dringlichkeit und Kraft, die nur aufgrund des Verzichts auf Voice-Over und menschliche Stimmen entstehen kann.
Fazit: Ambitioniert, eindringlich, kraftvoll: Die vor allem auf akustischer Ebene beeindruckende Doku "Trains“ zeigt Züge als Wunderwerke der Technik und "eiserne Zeitzeugen“ der Geschichte. Historische und teils hinlänglich bekannte Bilder (besonders die Szenen der Deportationen) werden in einen neuen Kontext gerückt und man erlebt sie so auf bislang unbekannte Weise.
Der polnische Regisseur Maciej J. Drygas nimmt den Titel seines neuen Dokumentarfilms wörtlich. "Trains“ zeigt Züge, Gleise, Waggons, Abteile und Bahnhöfe quer durch die Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts. Drygas folgt dabei einer groben chronologischen Reihung: von den ersten Dampflokomotiven und den mondänen Zugabteilen während der Weimarer Republik über die Zwischenkriegsjahre, die Züge während des Zweiten Weltkriegs, die Deportationen in der Shoah bis hin zu den Jahren des Wiederaufbaus und darüber hinaus.
Nicht nur, aber vor allem Technik- und Geschichts-Freaks dürften bei "Trains“ auf ihre Kosten kommen. Die Detailfülle und die Vielfalt der Bilder und historischen Aufnahmen aus allen Jahrzehnten und den verschiedenen Phasen der Geschichte ist schier überwältigend. Das Bildmaterial ist oft erschütternd und schwer zu ertragen, und dann wiederum von unerwarteter Schönheit und Poesie. Und wir sehen nicht nur Züge, sondern eben auch alte Bahnhöfe und (historische) Wartehallen quer durch Europa.
Eine meditative Stimmung
Wenn die Aufnahmen menschenleere Gleise und Bahnhöfe zeigen, dann entsteht fast eine meditative Stimmung. Denn in diesen Momenten ist die Szenerie befreit von der Hektik, dem Trubel und den zu ihren Gleisen hetzenden Menschenmassen, die wir sonst an Bahnhöfen zu Gesicht bekommen (das war auch schon vor 100 Jahren so). Eine besondere Wirkung entsteht weiterhin durch die außergewöhnliche Klanggestaltung. In "Trains“ gibt es keinen einordnenden Off-Kommentar, das bedeutet, dass dem Ton hinsichtlich Atmosphäre und Spannungsbogen eine essentielle Bedeutung zukommt.
Das Dröhnen der Räder und Kurvenquietschen, die Pfiffe vom Bahnpersonal, das Echo in den Hallen – all das verstärkt die Wirkung der Gezeigten. Besonders in den Sequenzen der Kriegsjahre und den Deportationsszenen entsteht auf diese Weise eine Dringlichkeit und Kraft, die nur aufgrund des Verzichts auf Voice-Over und menschliche Stimmen entstehen kann.
Fazit: Ambitioniert, eindringlich, kraftvoll: Die vor allem auf akustischer Ebene beeindruckende Doku "Trains“ zeigt Züge als Wunderwerke der Technik und "eiserne Zeitzeugen“ der Geschichte. Historische und teils hinlänglich bekannte Bilder (besonders die Szenen der Deportationen) werden in einen neuen Kontext gerückt und man erlebt sie so auf bislang unbekannte Weise.
Björn Schneider
Besetzung & Crew von "Trains"
Land: Litauen, PolenJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Pociagi
Länge: 81 Minuten
Kinostart: 02.10.2025
Regie: Maciej Drygas
Verleih: dejavu filmverleih