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Der Fremde (2025)
L'étranger
François Ozon hat den berühmten Roman von Albert Camus neu verfilmt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung:
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Meursault (Benjamin Voisin) lebt als junger Büroangestellter in der Stadt Algier im Jahr 1938. Ein Telegramm informiert ihn über den Tod seiner Mutter und die bevorstehende Beerdigung. Er nimmt sich zwei Tage frei und reist hinaus aufs Land zu dem Altenheim, in dem die Mutter lebte. Er hält die Nacht über scheinbar unbeteiligt Totenwache am Sarg, weint nicht, spricht kaum. Zurück in Algier, geht Meursault am nächsten Tag zum Baden ans Meer, wo er seiner früheren Kollegin Marie (Rebecca Marder) begegnet. Sie kommen sich näher, gehen ins Kino und verbringen die Nacht in seiner Wohnung.
Bald darauf lädt Meursaults zwielichtiger Nachbar Raymond (Pierre Lottin) die beiden ins Strandhäuschen eines Freundes ein. Beim Spaziergang am Meer kommt es zu einem Kampf mit zwei arabischen Männern, die Raymond gefolgt sind. Einer von ihnen ist der Bruder einer jungen Frau, die mit Raymond zusammen war und von ihm geschlagen wurde. Wenig später geht Meursault am Strand zurück und begegnet erneut dem mit einem Messer bewaffneten Bruder. Er erschießt ihn mit Raymonds Revolver.
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Filmkritik
"Der Fremde“: Ein Mann ohne Moral?
Albert Camus’ 1942 veröffentlichter Roman "Der Fremde“ gilt als eines der bedeutendsten Literaturwerke des 20. Jahrhunderts. Der französische Schriftsteller und Vertreter des Existentialismus konfrontierte die Gesellschaft seiner Zeit mit einem Romanhelden, der sich ihren moralischen Erwartungen verweigert. Dieser Meursault kommt in Algier vor ein Gericht der französischen Kolonialmacht, nachdem er einen Araber erschossen hat – durch Zufall, wie er behauptet. Ihm wird im Prozess auch zur Last gelegt, dass er auf der Beerdigung seiner Mutter keine Gefühle zeigte. Nach Viscontis Verfilmung von 1967 kommt nun "Der Fremde“ des vielseitigen Regisseurs François Ozon ("Swimming Pool“, "Gelobt sei Gott“) in die Kinos.
Provokant und rätselhaft
Was ist los mit diesem Meursault, warum wirkt er immer so unbeteiligt oder unstet? Heute würde man vielleicht sagen, er habe Stimmungsschwankungen oder sei depressiv. Doch weder Camus, noch Ozon analysieren seine Psyche. Meursault blickt auf seine Umgebung, als wäre er ein Fremder, der über den Dingen steht. Er provoziert, weil ihn nichts zu kümmern scheint. Auf den Ich-Erzähler des Romans verzichtet der Film bis auf zwei kurze Stellen und vertraut auf das wortkarge Schauspiel Benjamin Voisins. Kaum jemals fährt Meursault aus der Haut, außer ganz am Schluss. Man könnte debattieren, ob er nicht etwas willensstärker, schärfer hätte dargestellt werden sollen – aber dann wäre der Charakter wohl schon verraten worden. So bleibt er rätselhaft, ein Unfertiger, eine Kunstfigur, die die absurden Zumutungen des Lebens und der Welt kenntlich macht.
Melancholische Distanz
Oft hört man den Muezzin rufen. Die Stadt Algier ist arabisch und doch beherrscht von der Kultur der Franzosen. Ozon verweist ein- zweimal darauf, dass sich das Gericht kaum für das Opfer interessiert. Ozon hält sich insgesamt nahe an die Vorlage, doch fügt er eine starke Szene hinzu, in der Meursault im Traum zum Hinrichtungshügel geführt wird, als wäre er Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung. Er begegnet seiner Mutter, die ihn aber nicht beweint, sondern ihm ohne Feingefühl etwas eher Banales, Abstoßendes erzählt.
Die stilvollen Bilder in Schwarz-Weiß betonen die Distanz, welche die Geschichte atmosphärisch bestimmt. Zweimal rezitiert der Ich-Erzähler an Schlüsselstellen die exakten Worte aus dem Roman, die sich fast wie ein Gedicht einprägen. Erwähnt werden muss auch die Musik von Fatima Al Qadiri ("Atlantique“) mit ihren oft melancholischen Tönen. Im Abspann spielt Ozon den vom Roman inspirierten Song von The Cure "Killing an Arab“ aus dem Jahr 1980. Danach ist man aus dem Kino entlassen, um weiter zu rätseln über Meursault.
Fazit: Der französische Regisseur François Ozon feiert mit seiner stilvollen Verfilmung die zeitlose Ausdruckskraft des Romanklassikers von Albert Camus, in dem er nahe an der Vorlage bleibt und die provokante Rätselhaftigkeit der Titelfigur bewahrt. Benjamin Voisin spielt diesen jungen Mann, der in den Tag hineinlebt und wegen eines Mordes vor Gericht kommt, als faszinierend unbeeindruckt von gesellschaftlichen Erwartungen.
Albert Camus’ 1942 veröffentlichter Roman "Der Fremde“ gilt als eines der bedeutendsten Literaturwerke des 20. Jahrhunderts. Der französische Schriftsteller und Vertreter des Existentialismus konfrontierte die Gesellschaft seiner Zeit mit einem Romanhelden, der sich ihren moralischen Erwartungen verweigert. Dieser Meursault kommt in Algier vor ein Gericht der französischen Kolonialmacht, nachdem er einen Araber erschossen hat – durch Zufall, wie er behauptet. Ihm wird im Prozess auch zur Last gelegt, dass er auf der Beerdigung seiner Mutter keine Gefühle zeigte. Nach Viscontis Verfilmung von 1967 kommt nun "Der Fremde“ des vielseitigen Regisseurs François Ozon ("Swimming Pool“, "Gelobt sei Gott“) in die Kinos.
Provokant und rätselhaft
Was ist los mit diesem Meursault, warum wirkt er immer so unbeteiligt oder unstet? Heute würde man vielleicht sagen, er habe Stimmungsschwankungen oder sei depressiv. Doch weder Camus, noch Ozon analysieren seine Psyche. Meursault blickt auf seine Umgebung, als wäre er ein Fremder, der über den Dingen steht. Er provoziert, weil ihn nichts zu kümmern scheint. Auf den Ich-Erzähler des Romans verzichtet der Film bis auf zwei kurze Stellen und vertraut auf das wortkarge Schauspiel Benjamin Voisins. Kaum jemals fährt Meursault aus der Haut, außer ganz am Schluss. Man könnte debattieren, ob er nicht etwas willensstärker, schärfer hätte dargestellt werden sollen – aber dann wäre der Charakter wohl schon verraten worden. So bleibt er rätselhaft, ein Unfertiger, eine Kunstfigur, die die absurden Zumutungen des Lebens und der Welt kenntlich macht.
Melancholische Distanz
Oft hört man den Muezzin rufen. Die Stadt Algier ist arabisch und doch beherrscht von der Kultur der Franzosen. Ozon verweist ein- zweimal darauf, dass sich das Gericht kaum für das Opfer interessiert. Ozon hält sich insgesamt nahe an die Vorlage, doch fügt er eine starke Szene hinzu, in der Meursault im Traum zum Hinrichtungshügel geführt wird, als wäre er Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung. Er begegnet seiner Mutter, die ihn aber nicht beweint, sondern ihm ohne Feingefühl etwas eher Banales, Abstoßendes erzählt.
Die stilvollen Bilder in Schwarz-Weiß betonen die Distanz, welche die Geschichte atmosphärisch bestimmt. Zweimal rezitiert der Ich-Erzähler an Schlüsselstellen die exakten Worte aus dem Roman, die sich fast wie ein Gedicht einprägen. Erwähnt werden muss auch die Musik von Fatima Al Qadiri ("Atlantique“) mit ihren oft melancholischen Tönen. Im Abspann spielt Ozon den vom Roman inspirierten Song von The Cure "Killing an Arab“ aus dem Jahr 1980. Danach ist man aus dem Kino entlassen, um weiter zu rätseln über Meursault.
Fazit: Der französische Regisseur François Ozon feiert mit seiner stilvollen Verfilmung die zeitlose Ausdruckskraft des Romanklassikers von Albert Camus, in dem er nahe an der Vorlage bleibt und die provokante Rätselhaftigkeit der Titelfigur bewahrt. Benjamin Voisin spielt diesen jungen Mann, der in den Tag hineinlebt und wegen eines Mordes vor Gericht kommt, als faszinierend unbeeindruckt von gesellschaftlichen Erwartungen.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Der Fremde"
Land: FrankreichWeitere Titel: The Stranger
Jahr: 2025
Genre: Drama, Krimi
Originaltitel: L'étranger
Länge: 120 Minuten
Kinostart: 01.01.2026
Regie: François Ozon
Darsteller: Benjamin Voisin als Meursault, Rebecca Marder als Marie Cardona, Pierre Lottin als Raymond Sintès, Denis Lavant als Salamano, Swann Arlaud als Aumônier prison
Kamera: Manuel Dacosse
Verleih: Weltkino Filmverleih
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