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Ai Weiweis Turandot (2025)
Ai Weiwei's Turandot
Italienischer Dokumentarfilm über die erste Operninszenierung des berühmten chinesischen Künstlers.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Ai Weiwei ist der bekannteste Künstler Chinas. Was nicht nur an den Werken des 1957 geborenen Konzeptkünstlers, sondern auch an deren politischer Sprengkraft liegt. In seinem Heimatland gilt er als Dissident, wurde inhaftiert und mit einem Reiseverbot belegt. Seit 2015 lebt er im Ausland, das er bereits aus jungen Jahren kennt. Als Ai Weiwei mit Anfang 20 sein Glück in New York versuchte, hielt er sich unter anderem mit einer Statistenrolle in der Oper "Turandot" über Wasser.
Als er vom Teatro dell'Opera in Rom die Einladung erhält, Giacomo Puccinis letzte Oper zu inszenieren, muss er also nicht lange überlegen. Bei Kinofilmen wie etwa der ambitionierten Doku "Human Flow" (2017) führte Ai Weiwei bereits Regie. Mit der Inszenierung von "Turandot" gibt er sein Debüt als Opernregisseur. Bis seine Vision dieses Klassikers auf die Bühne kommt, ist es jedoch ein weiter Weg. Denn mitten in den Proben kommt die Welt durch die Coronapandemie zum Stillstand.
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Filmkritik
"Ai Weiweis Turandot": Doppeltes Debüt
Der Regisseur Maxim Derevianko, der mit dieser Doku sein Langfilmdebüt gibt, hat einen direkten Bezug zum Opernhaus, in dem der chinesische Künstler Ai Weiwei seine erste Oper inszeniert. Derevianko ist am Teatro dell'Opera di Roma als Filmemacher angestellt. In dieser Funktion fertigt er unter anderem Trailer für aktuelle Produktionen an. Diese Nähe ist Stärke und Schwäche zugleich. Einerseits öffnet sie dem Regisseur Türen, andererseits gelingt es dem Debütanten nicht, die für seine tägliche Arbeit notwendige werbende Ästhetik bei seinem Dokumentarfilm abzulegen.
Derevianko interviewt neben Ai Weiwei, auf dessen Leben und Werk er zurückblickt, auch die Choreografin Chiang Ching, die eine lange Freundschaft mit dem berühmten Dissidenten verbindet, und die Dirigentin Oksana Lyniv. Und er erhält Zugang zu Bereichen, die anderen Filmemachern womöglich verschlossen geblieben wären. Hinter den Kulissen wohnt er dem langen Produktionsprozess – von der Entstehung des Bühnenbilds bis zur Herstellung der Kostüme – bei. Die von im selbst gefilmten Aufnahmen, vor allem diejenigen der Proben und der tatsächlichen Aufführung sehen jedoch so aus, als wären sie für die Homepage des Opernhauses in Auftrag gegeben worden.
Treffendes Thema, herkömmliche Inszenierung
Dass die Verantwortlichen des römischen Opernhauses Ai Weiwei angeboten haben, ausgerechnet bei Giacomo Puccinis (1858–1924) letzter Oper Regie zu führen, verwundert nicht. Immerhin spielt das von Giuseppe Adami (1878–1946) und Renato Simoni (1875–1952) geschriebene Libretto in Peking und lässt sich auch sonst recht einfach auf gegenwärtige Verhältnisse übertragen. Denn die titelgebende Prinzessin setzt alles daran, einer Heirat zu entgehen. Wer Turandot ehelichen will, muss drei von ihr gestellte Rätsel lösen. Wer an dieser Aufgabe scheitert, verliert sein Leben. Daraus lässt sich mühelos eine zeitgenössische Parabel auf Macht und Machtmissbrauch stricken.
Ebenso wenig wie die Wahl Ai Weiweis als Regisseur verwundert, dass der Künstler die Regenschirm-Bewegung in Hongkong und weitere politische Statements als visuelles Element in seine Inszenierung einbaut. Denn während der langen Vorbereitungsphase bringt erst die Coronapandemie das Projekt zum Stillstand, und nach dessen Wiederaufnahme marschiert Russland in der Ukraine ein. Die von Derevianko mit der Kamera eingefangenen Spuren, die all diese sozialen Verwerfungen bei den Beteiligten hinterlassen, sind denn auch die größte Stärke eines ansonsten recht konventionell gedrehten Dokumentarfilms.
Fazit: Maxim Derevianko gibt mit "Ai Weiweis Turandot" sein Langfilmdebüt als Regisseur. Die Doku bietet eine konventionelle Mischung: Am Beispiel einer aktuellen Opernproduktion wird auf das Leben und Werk des ausführenden Künstlers zurückgeblickt. Mehr als ein guter Einstieg in Ai Weiweis Œuvre ist das allerdings nicht. Immerhin aber führt der Film vor Augen, wie wichtig es ist, das Weltgeschehen wachsam zu verfolgen und – gemäß "Nessun dorma", der bekanntesten Arie aus "Turandot" – nicht zu schlafen.
Der Regisseur Maxim Derevianko, der mit dieser Doku sein Langfilmdebüt gibt, hat einen direkten Bezug zum Opernhaus, in dem der chinesische Künstler Ai Weiwei seine erste Oper inszeniert. Derevianko ist am Teatro dell'Opera di Roma als Filmemacher angestellt. In dieser Funktion fertigt er unter anderem Trailer für aktuelle Produktionen an. Diese Nähe ist Stärke und Schwäche zugleich. Einerseits öffnet sie dem Regisseur Türen, andererseits gelingt es dem Debütanten nicht, die für seine tägliche Arbeit notwendige werbende Ästhetik bei seinem Dokumentarfilm abzulegen.
Derevianko interviewt neben Ai Weiwei, auf dessen Leben und Werk er zurückblickt, auch die Choreografin Chiang Ching, die eine lange Freundschaft mit dem berühmten Dissidenten verbindet, und die Dirigentin Oksana Lyniv. Und er erhält Zugang zu Bereichen, die anderen Filmemachern womöglich verschlossen geblieben wären. Hinter den Kulissen wohnt er dem langen Produktionsprozess – von der Entstehung des Bühnenbilds bis zur Herstellung der Kostüme – bei. Die von im selbst gefilmten Aufnahmen, vor allem diejenigen der Proben und der tatsächlichen Aufführung sehen jedoch so aus, als wären sie für die Homepage des Opernhauses in Auftrag gegeben worden.
Treffendes Thema, herkömmliche Inszenierung
Dass die Verantwortlichen des römischen Opernhauses Ai Weiwei angeboten haben, ausgerechnet bei Giacomo Puccinis (1858–1924) letzter Oper Regie zu führen, verwundert nicht. Immerhin spielt das von Giuseppe Adami (1878–1946) und Renato Simoni (1875–1952) geschriebene Libretto in Peking und lässt sich auch sonst recht einfach auf gegenwärtige Verhältnisse übertragen. Denn die titelgebende Prinzessin setzt alles daran, einer Heirat zu entgehen. Wer Turandot ehelichen will, muss drei von ihr gestellte Rätsel lösen. Wer an dieser Aufgabe scheitert, verliert sein Leben. Daraus lässt sich mühelos eine zeitgenössische Parabel auf Macht und Machtmissbrauch stricken.
Ebenso wenig wie die Wahl Ai Weiweis als Regisseur verwundert, dass der Künstler die Regenschirm-Bewegung in Hongkong und weitere politische Statements als visuelles Element in seine Inszenierung einbaut. Denn während der langen Vorbereitungsphase bringt erst die Coronapandemie das Projekt zum Stillstand, und nach dessen Wiederaufnahme marschiert Russland in der Ukraine ein. Die von Derevianko mit der Kamera eingefangenen Spuren, die all diese sozialen Verwerfungen bei den Beteiligten hinterlassen, sind denn auch die größte Stärke eines ansonsten recht konventionell gedrehten Dokumentarfilms.
Fazit: Maxim Derevianko gibt mit "Ai Weiweis Turandot" sein Langfilmdebüt als Regisseur. Die Doku bietet eine konventionelle Mischung: Am Beispiel einer aktuellen Opernproduktion wird auf das Leben und Werk des ausführenden Künstlers zurückgeblickt. Mehr als ein guter Einstieg in Ai Weiweis Œuvre ist das allerdings nicht. Immerhin aber führt der Film vor Augen, wie wichtig es ist, das Weltgeschehen wachsam zu verfolgen und – gemäß "Nessun dorma", der bekanntesten Arie aus "Turandot" – nicht zu schlafen.
Falk Straub
Besetzung & Crew von "Ai Weiweis Turandot"
Land: USA, ItalienJahr: 2025
Genre: Dokumentation, Oper
Originaltitel: Ai Weiwei's Turandot
Länge: 77 Minuten
Kinostart: 16.10.2025
Verleih: Rise and Shine Cinema