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Ab morgen bin ich mutig (2025)
Deutscher Kinderfilm über das erste Verliebtsein.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben bislang 0 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der zwölfjährige Karl (Jonathan Köhn) lebt mit seiner Mutter Marta (Juliane Pempelfort) und seinem älteren Bruder Tom (Darius Pascu) in einer schönen, aber auch sehr kleinen Altbauwohnung. Die Brüder teilen sich ein Zimmer, und das Bad dient zugleich als Fotolabor. Denn Karl hat von seinem getrennt lebenden Vater das Fotografieren und Entwickeln gelernt, das er leidenschaftlich als Hobby betreibt.
Marta ist Schauspielerin und beruflich viel unterwegs. Kurz vor den Sommerferien sind Karl und Tom, der in der Schulband Gitarre spielt, auf sich allein gestellt; nur Tante Mechthild (Petra Kalkutschke) schaut ab und an vorbei und kontrolliert, dass die Brüder sich noch von etwas anderem als nur von Pizza ernähren.
In der Schule hat Karl ein Auge auf Lea (Cheyenne Aaliyah Roth) geworfen, traut sich den nächsten Schritt aber nicht zu. Lea ist einen ganzen Kopf größer als Karl und wird nach den Sommerferien die Schule wechseln. Eine letzte Gelegenheit, ihr seine Gefühle zu gestehen, bietet eine Projektfahrt seiner Schulklasse. Während der Fahrt soll ein Film zum Thema "verliebt" entstehen. Die dafür geführten Interviews offenbaren, dass Karl mit seiner Gefühlswelt nicht allein ist.
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Filmkritik
"Ab morgen bin ich mutig": Frühlingsgefühle im Kinderzimmer
Dieser Kinderfilm startet mit vielen Vorschusslorbeeren. "Ab morgen bin ich mutig" war auf zahlreichen Festivals zu sehen und heimste fast überall lobende Worte ein, bevor er jetzt, im Herbst 2025, regulär in die Kinos kommt. Wiederholt wurden die Authentizität und ein Erzählen auf Augenhöhe positiv hervorgehoben. Und in der Tat wirkt vieles an diesem Film – vom Verhalten der Kinder über die Dialoge bis hin zum Schauspiel – natürlich und nicht konstruiert. Wodurch er sich erfrischend abhebt von der Masse an Filmen, die sich strikt an Erzählkonventionen halten und ihre Figuren in vorgefertigte Muster pressen.
Rundum authentisch ist "Ab morgen bin ich mutig" trotzdem nicht. Denn so ernst der Regisseur und Drehbuchautor Bernd Sahling seine jungen Protagonist:innen auch nimmt, er präsentiert seinem Publikum auch eine allzu heile Welt.
Wie im Bilderbuch
Sahling, 1961 in Naumburg (Saale) geboren, blickt auf eine lange Karriere im Kinder- und Jugendfilm zurück. Nach einem Volontariat bei der Deutschen Film AG (DEFA) war er bei den Kinderfilmen von Rolf Losansky, Hannelore Unterberg und Helmut Dziuba als Regieassistent tätig und drehte später unter anderem den national wie international prämierten Kinderfilm "Die Blindgänger" (2004) über die Freundschaft zweier blinder Schülerinnen. Die Welt, die er in "Ab morgen bin ich mutig" entwirft, kommt indessen einer Wunschvorstellung gleich. Zwar gehen nicht alle Wünsche des Protagonisten Karl in Erfüllung, das Umfeld des Zwölfjährigen erscheint jedoch wie aus einem Bilderbuch.
Obwohl Karls Eltern getrennt leben, kommen sie gut miteinander aus. Noch besser versteht sich Karl mit seinem älteren Bruder Tom, der sich ernsthaft für die Sorgen und (Liebes-)Nöte eines Zwölfjährigen interessiert, während er selbst völlig untypisch für einen Teenager an der Schwelle zum Erwachsenwerden erstaunlich sorgenfrei durchs Leben geht. In Karls Schulklasse geht es vergleichbar zu: Von der kleinen Klassengröße über die Abwesenheit von Störenfrieden oder gar Bullys bis hin zu den stets harmonisch getroffenen Gemeinschaftsentscheidungen herrschen absolute Idealbedingungen vor, von denen Lehrerinnen und Lehrer nur träumen können.
Echte Gefühle und purer Eskapismus
So authentisch sich die Dialoge auch anhören und so echt das ängstliche, zögerliche und ungelenke Verhalten der verliebten Kinder auch anmutet, was die im Film entworfene Welt anbelangt, bietet "Ab morgen bin ich mutig" puren Eskapismus. Was kein Vorwurf ist, denn genau dafür ist das Kino da! Wer hätte sich in seiner eigenen Kindheit nicht einen älteren Bruder wie Tom gewünscht, wer hat nicht von einer so harmonischen Gruppe wie Karls Schulklasse geträumt? Was Sahlings Film neben einem realistischen Blick auf die Gefühlswelt von Kindern vor allem zeigt, ist eine Lebenswelt, wie sie sein sollte.
Fazit: "Ab morgen bin ich mutig" gelingt ein erstaunlicher Spagat. Während der Kinderfilm von Regisseur und Drehbuchautor Bernd Sahling auf der einen Seite ein authentisches Bild der Gefühlswelt heranwachsender Kinder zeichnet, entwirft er auf der anderen Seite eine idealisierte Lebenswelt. So viel Harmonie, Rücksichtnahme und Verständnis wie in diesem Film ist im wahren Leben selten. "Ab morgen bin ich mutig" ist nicht zuletzt eine wunderschöne Wunschvorstellung vom ersten Verliebtsein.
Dieser Kinderfilm startet mit vielen Vorschusslorbeeren. "Ab morgen bin ich mutig" war auf zahlreichen Festivals zu sehen und heimste fast überall lobende Worte ein, bevor er jetzt, im Herbst 2025, regulär in die Kinos kommt. Wiederholt wurden die Authentizität und ein Erzählen auf Augenhöhe positiv hervorgehoben. Und in der Tat wirkt vieles an diesem Film – vom Verhalten der Kinder über die Dialoge bis hin zum Schauspiel – natürlich und nicht konstruiert. Wodurch er sich erfrischend abhebt von der Masse an Filmen, die sich strikt an Erzählkonventionen halten und ihre Figuren in vorgefertigte Muster pressen.
Rundum authentisch ist "Ab morgen bin ich mutig" trotzdem nicht. Denn so ernst der Regisseur und Drehbuchautor Bernd Sahling seine jungen Protagonist:innen auch nimmt, er präsentiert seinem Publikum auch eine allzu heile Welt.
Wie im Bilderbuch
Sahling, 1961 in Naumburg (Saale) geboren, blickt auf eine lange Karriere im Kinder- und Jugendfilm zurück. Nach einem Volontariat bei der Deutschen Film AG (DEFA) war er bei den Kinderfilmen von Rolf Losansky, Hannelore Unterberg und Helmut Dziuba als Regieassistent tätig und drehte später unter anderem den national wie international prämierten Kinderfilm "Die Blindgänger" (2004) über die Freundschaft zweier blinder Schülerinnen. Die Welt, die er in "Ab morgen bin ich mutig" entwirft, kommt indessen einer Wunschvorstellung gleich. Zwar gehen nicht alle Wünsche des Protagonisten Karl in Erfüllung, das Umfeld des Zwölfjährigen erscheint jedoch wie aus einem Bilderbuch.
Obwohl Karls Eltern getrennt leben, kommen sie gut miteinander aus. Noch besser versteht sich Karl mit seinem älteren Bruder Tom, der sich ernsthaft für die Sorgen und (Liebes-)Nöte eines Zwölfjährigen interessiert, während er selbst völlig untypisch für einen Teenager an der Schwelle zum Erwachsenwerden erstaunlich sorgenfrei durchs Leben geht. In Karls Schulklasse geht es vergleichbar zu: Von der kleinen Klassengröße über die Abwesenheit von Störenfrieden oder gar Bullys bis hin zu den stets harmonisch getroffenen Gemeinschaftsentscheidungen herrschen absolute Idealbedingungen vor, von denen Lehrerinnen und Lehrer nur träumen können.
Echte Gefühle und purer Eskapismus
So authentisch sich die Dialoge auch anhören und so echt das ängstliche, zögerliche und ungelenke Verhalten der verliebten Kinder auch anmutet, was die im Film entworfene Welt anbelangt, bietet "Ab morgen bin ich mutig" puren Eskapismus. Was kein Vorwurf ist, denn genau dafür ist das Kino da! Wer hätte sich in seiner eigenen Kindheit nicht einen älteren Bruder wie Tom gewünscht, wer hat nicht von einer so harmonischen Gruppe wie Karls Schulklasse geträumt? Was Sahlings Film neben einem realistischen Blick auf die Gefühlswelt von Kindern vor allem zeigt, ist eine Lebenswelt, wie sie sein sollte.
Fazit: "Ab morgen bin ich mutig" gelingt ein erstaunlicher Spagat. Während der Kinderfilm von Regisseur und Drehbuchautor Bernd Sahling auf der einen Seite ein authentisches Bild der Gefühlswelt heranwachsender Kinder zeichnet, entwirft er auf der anderen Seite eine idealisierte Lebenswelt. So viel Harmonie, Rücksichtnahme und Verständnis wie in diesem Film ist im wahren Leben selten. "Ab morgen bin ich mutig" ist nicht zuletzt eine wunderschöne Wunschvorstellung vom ersten Verliebtsein.
Falk Straub
Besetzung & Crew von "Ab morgen bin ich mutig"
Land: DeutschlandJahr: 2025
Genre: Coming-of-age
Länge: 80 Minuten
Kinostart: 23.10.2025
Regie: Bernd Sahling
Darsteller: Jonathan Köhn als Karl Seidel, Darius Pascu als Tom Seidel
Kamera: Piotr Rosolowski
Verleih: Real Fiction