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Sehnsucht in Sangerhausen (2025)

Geisterjagd im HarzKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.5 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.


In Sangerhausen im Harz begegnen sich zwei Frauen: Kellnerin Ursula (Clara Schwinning), wurde von einer attraktiven Musikerin aus der Großstadt (Henriette Konfurius) versetzt. Ihretwegen stahl sie ein Auto und blieb ihrem Arbeitsplatz fern. Die iranische Influenzerin Neda (Maral Keshavarz) ist überzeugt, in einer rätselhaften Straßenkehrerin eine alte Freundin aus Teheran wiederzuerkennen. Die verschlungenen Wege des Zufalls führen die beiden Frauen zu einer Geisterjagd in den Bergen zusammen.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Wieder einmal siedelte Julian Radlmaier eine absurde Komödie in einer deutschen Kleinstadt zwischen Arbeiterträumen vom Ausbruch in eine bessere Zukunft und den Widrigkeiten der Zeitumstände an. Wo der Klassenkampf-Vorgänger "Blutsauger“ im Verlauf etwas an Biss verlor, erweist sich der Nachfolger weitaus homogener angelegt. In vier Kapitel unterteilt, erzählt er vom Schicksal dreier Frauen im Harz, deren Wege sich im vierten Abschnitt kreuzen. Dabei wiederholen sich bestimmte Momente, und einige Motive setzen sich von einer Szene zur nächsten fort.

Die kürzeste Episode dreht sich um Dienstmagd Lotte, die um 1800 mit einem fahrenden Steinschlucker zum Schauplatz der französischen Revolution fliehen will. Doch den Diebstahl zweier Pferde sollten sie bereuen. Statt der blauen Blume ihres Arbeitgebers, des Dichters Novalis, findet Lotte ebenso einen blauen Stein wie Jahrhunderte später ihre Arbeitsgenossin Ursula. Um über die Runden zu kommen, verdient diese ihr Geld als Reinigungskraft in einem Möbelhaus sowie als von nervigen Gästen geplagte Kellnerin.

Neben dem blauen Stein, als Pendant später weitergeführt in Kirschkern und Nierenstein, sowie Dichter Novalis gehören Kirschen, das Entwenden von Fortbewegungsmitteln und Rassismus zu den zyklischen Elementen. Ursulas mehrfach erwähnter Mann Dieter taucht niemals auf. Stattdessen verliebt sie sich vergeblich in eine Musikerin als Gast des Kultursommers. An ihrer Stelle trifft sie auf eine iranische Reiseinfluenzerin mit gebrochenem Arm. Eine Bekannte aus Teheran spukt in Nedas Gedanken herum und vielleicht auch im leeren Kino des Ortes.

Zwischen Robert Schumanns Klassikklängen und den Rosen in Sangerhausen besingenden Schlagern der Gegenwart entwirft Radlmaier eine stetige Welt der Gegensätze. Der beschaulichen Altstadt steht das unwirtliche Kupferbergwerk gegenüber. Idyllische Naturaufnahmen werden von Ressentiments gegenüber allem Fremden kontrastiert. Ausbruchsversuche finden ein jähes Ende. Deutsche Romantik trifft auf die Geister der Vergangenheit trifft auf die Realität der Arbeitswelt.

Radlmaiers Mosaikstil erinnert an die assoziative Erzählweise von Angela Schanelec und der Zürcher-Brüder. Ihnen wird nicht nur im Nachspann gedankt, von ihnen übernahm man gewissermaßen den stahlblauen Blick von Nebendarstellerin Henriette Confurius ("Das Mädchen und die Spinne“). Den fragmentarischen Stil unterfüttert der Filmemacher immer wieder mit skurrilem Humor und schrägen Charakteren wie zwei bayrische Nacktwanderer. Radlmaiers beiläufiger Witz verleiht der Sehnsuchtsforschung eine entspanne Leichtigkeit.


Fazit: Poetisches Filmmosaik über Jahrhunderte hinweg zu Sehnsucht, Ausbruch und Angst vor dem Fremden in einer deutschen Kleinstadt, dessen verschrobener Humor und märchenhafte Elemente ihm eine leichtfüßige Ebene verleihen.




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Besetzung & Crew von "Sehnsucht in Sangerhausen"

Land: Deutschland
Weitere Titel: Phantoms of July
Jahr: 2025
Genre: Drama, Komödie
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 27.11.2025
Regie: Julian Radlmaier
Darsteller: Johannes Berzl, Andreas Bittl, Henriette Confurius, Andreas Döhler, Anton Gonopolski
Kamera: Faraz Fesharaki
Verleih: Grandfilm

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