
© Arsenal
Friedas Fall (2024)
Das auf Michèle Minellis Roman "Die Verlorene“ basierende Drama "Friedas Fall“ handelt von einer historischen Gerichtsverhandlung, die das Strafrechtssystem in der Schweiz stark prägte.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung:
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben bislang 0 Besucher eine Bewertung abgegeben.
1904 wird im Wald bei St. Gallen die Leiche eines kleinen Kindes gefunden – es ist Frieda Kellers (Julia Buchmann) Sohn Ernstli. Die 25-jährige Näherin gibt den Mord zu, obwohl ihre Motive im Dunkeln bleiben. Schon bald entbrennt ein politischer und moralischer Kampf, der die Gemüter des Ortes erhitzt und in der gesamten Ostschweiz für Schlagzeilen sorgt. Auf der einen Seite steht Staatsanwalt Walter Gmür (Stefan Merki), der an Frieda ein Exempel statuieren will. Auf der anderen Seite ist Friedas Verteidiger Arnold Janggen (Maximilian Simonischek), der sich für die Angeklagte einsetzt und die gesellschaftlichen Aspekte, für die Gmür kein Interesse zeigt, berücksichtigt. Der Prozess rückt die Unterdrückung der Frau ins öffentliche Interesse.
Bildergalerie zum Film "Friedas Fall"
Hier streamen
Filmkritik
Die "Dominanz des Mannes“
 
In ihrem kontrolliert erzählten, stark gespielte Mix aus Historienfilm, Gesellschaftsporträt und Gerichtsdrama lotet Langfilm-Debütantin Maria Brendle die komplexe Frage nach Täter und Opfer in einem von Männern geschaffenen und dominierten System aus. Wobei sich die Missachtung der Frauenrechte und die Ungleichbehandlung bereits in kurzen Blicken, abfälligen Bemerkungen oder banalen Alltagssituationen zeigt, das macht "Friedas Fall“ schon sehr früh klar. Das Patriarchat und die "Dominanz des Mannes“ sind unerschütterlicher Teil des Werte- und Glaubenssystems vieler. Und dies spiegelt sich eben nicht nur im Denken wider, sondern offenbart sich allen voran in den Äußerungen und Verhaltensweisen der Menschen.
 
Im Verlauf des Films zeigt sich, dass dramatische Ereignisse zu Friedas Verzweiflungstat führten. Arnold Janggens akribische Nachforschungen fördern diese allmählich zu Tage. In behutsam eingestreuten, kurzen Flashbacks erhalten wir darüber hinaus Einblicke in das Leben vor Friedas Festnahme. Sie ist eine empathische, feinfühlige junge Frau, die Opfer des Systems wurde. Die Hintergründe der Tat? Friedas Biografie und wie es überhaupt zur Schwangerschaft kam? Es interessiert die Gesellschaft und Friedas Mitmenschen nicht.
 
Die brillanten Darsteller bleiben im Gedächtnis
 
Als traumatisierte und verschlossene, innerlich aber dennoch starke, tapfere Frieda Keller glänzt Julia Buchmann. In ihrer feinfühligen Performance spiegelt sich eine emotionale Tiefe und Verletzlichkeit, die lange nachhallt. Sie macht den Schmerz ihrer Figur für die Zuschauer regelrecht spürbar. Die übrigen Darsteller füllen ihre Rollen in diesem mit authentischen, geschichtsbewussten Kulissen ausgestatteten Film ebenso souverän aus. Max Simonischek etwa überzeugt als aufrechter Mann des Gesetzes, der aber nicht frei von Ressentiments und abwertenden Tendenzen (Frauen gegenüber) ist.
 
Sein Widerpart Stefan Merki ist großartig als Staatsanwalt, der beharrlich an Traditionen festhält und an die althergebrachte Gesetzgebung glaubt. Mildernde Umstände für Frieda, die sich auf das Urteil positiv auswirken könnten, zieht er gar nicht erst in Erwägung. Gmür ist ein Opportunist, der es auf eigene Vorteile abgesehen und den Karriereaufstieg fest im Blick hat. Dennoch gesteht Brendle auch ihm charakterliche Entwicklungen zu. Am Ende hält er einen ergreifenden, flammenden Appell, in dem er Frieda regelrecht anfleht, um ihr Leben zu kämpfen und ihre Stimme zu erheben. Es ist einer der nachhaltigsten, überraschendsten Momente im Film, der den Glauben an das Gute im Menschen nährt.
 
Fazit: Wenn Mittellosigkeit, Ausgrenzung und ausbleibende (finanzielle) Unterstützung von staatlicher Seite auf tragische Weise zusammentreffen: "Friedas Fall“ schildert die wahren Vorkommnisse um die Gerichtsverhandlung der Kindsmörderin Frieda Keller, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Ostschweiz erschütterten. Diese ebenso tragische wie komplexe Geschichte hinterfragt die Stellung der Frau um die Jahrhundertwende und den Umgang mit Recht und Gerechtigkeit. Regisseurin Maria Brendle gelingt ein einfühlsam erzähltes und mitreißend inszeniertes Personen- und Zeitporträt.
In ihrem kontrolliert erzählten, stark gespielte Mix aus Historienfilm, Gesellschaftsporträt und Gerichtsdrama lotet Langfilm-Debütantin Maria Brendle die komplexe Frage nach Täter und Opfer in einem von Männern geschaffenen und dominierten System aus. Wobei sich die Missachtung der Frauenrechte und die Ungleichbehandlung bereits in kurzen Blicken, abfälligen Bemerkungen oder banalen Alltagssituationen zeigt, das macht "Friedas Fall“ schon sehr früh klar. Das Patriarchat und die "Dominanz des Mannes“ sind unerschütterlicher Teil des Werte- und Glaubenssystems vieler. Und dies spiegelt sich eben nicht nur im Denken wider, sondern offenbart sich allen voran in den Äußerungen und Verhaltensweisen der Menschen.
Im Verlauf des Films zeigt sich, dass dramatische Ereignisse zu Friedas Verzweiflungstat führten. Arnold Janggens akribische Nachforschungen fördern diese allmählich zu Tage. In behutsam eingestreuten, kurzen Flashbacks erhalten wir darüber hinaus Einblicke in das Leben vor Friedas Festnahme. Sie ist eine empathische, feinfühlige junge Frau, die Opfer des Systems wurde. Die Hintergründe der Tat? Friedas Biografie und wie es überhaupt zur Schwangerschaft kam? Es interessiert die Gesellschaft und Friedas Mitmenschen nicht.
Die brillanten Darsteller bleiben im Gedächtnis
Als traumatisierte und verschlossene, innerlich aber dennoch starke, tapfere Frieda Keller glänzt Julia Buchmann. In ihrer feinfühligen Performance spiegelt sich eine emotionale Tiefe und Verletzlichkeit, die lange nachhallt. Sie macht den Schmerz ihrer Figur für die Zuschauer regelrecht spürbar. Die übrigen Darsteller füllen ihre Rollen in diesem mit authentischen, geschichtsbewussten Kulissen ausgestatteten Film ebenso souverän aus. Max Simonischek etwa überzeugt als aufrechter Mann des Gesetzes, der aber nicht frei von Ressentiments und abwertenden Tendenzen (Frauen gegenüber) ist.
Sein Widerpart Stefan Merki ist großartig als Staatsanwalt, der beharrlich an Traditionen festhält und an die althergebrachte Gesetzgebung glaubt. Mildernde Umstände für Frieda, die sich auf das Urteil positiv auswirken könnten, zieht er gar nicht erst in Erwägung. Gmür ist ein Opportunist, der es auf eigene Vorteile abgesehen und den Karriereaufstieg fest im Blick hat. Dennoch gesteht Brendle auch ihm charakterliche Entwicklungen zu. Am Ende hält er einen ergreifenden, flammenden Appell, in dem er Frieda regelrecht anfleht, um ihr Leben zu kämpfen und ihre Stimme zu erheben. Es ist einer der nachhaltigsten, überraschendsten Momente im Film, der den Glauben an das Gute im Menschen nährt.
Fazit: Wenn Mittellosigkeit, Ausgrenzung und ausbleibende (finanzielle) Unterstützung von staatlicher Seite auf tragische Weise zusammentreffen: "Friedas Fall“ schildert die wahren Vorkommnisse um die Gerichtsverhandlung der Kindsmörderin Frieda Keller, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Ostschweiz erschütterten. Diese ebenso tragische wie komplexe Geschichte hinterfragt die Stellung der Frau um die Jahrhundertwende und den Umgang mit Recht und Gerechtigkeit. Regisseurin Maria Brendle gelingt ein einfühlsam erzähltes und mitreißend inszeniertes Personen- und Zeitporträt.
Björn Schneider
TrailerAlle "Friedas Fall"-Trailer anzeigen

Besetzung & Crew von "Friedas Fall"
Land: DeutschlandJahr: 2024
Genre: Drama, Historie
Länge: 103 Minuten
Kinostart: 30.10.2025
Regie: Maria Brendle
Darsteller: Julia Buchmann als Frieda Keller, Maximilian Simonischek als Arnold Janggen, Stefan Merki als Walter Gmür, Rachel Braunschweig als Erna Gmür, Liliane Amuat als Bertha
Kamera: Hans G. Syz
Verleih: Arsenal
Verknüpfungen zu "Friedas Fall"Alle anzeigen

Trailer







