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FBW-Bewertung: Ich bin dann mal weg (2015)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Es ist dem großen Erfolg des Buchs von Hape Kerkeling geschuldet, dass ?Ich bin dann mal weg? verfilmt wurde. Auf den ersten Blick ist dies kein Stoff, der sich für eine Kinoadaption anbietet. Die Pilgerreise des Protagonisten ist an sich eher unspektakulär. Interessant wird sie aber durch die Reflexionendes Autors und dessen ganz eigenen Erzählstil. So gibt es in ICH BIN DANN MAL WEG viele Sequenzen von dem einsam wandernden Hape und seiner Stimme im Off, die wörtlich Passagen aus dem Buch spricht. Er schließt Freundschaft mit zwei Pilgerinnen, wird hin und wieder von anderen Reisenden als Prominenter erkannt, was zu einigen komischen Szenen führt und er trifft in Momenten, in denen er kurz davor ist, die Pilgerreise aufzugeben, einen mysteriösen Fremden, der als eine Mischung aus imaginärem Freund und Schutzengel auftritt. Eine mutige und konsequente Entscheidung der Filmemacher bestand darin, dass Kerkeling nicht sich selber spielt. Denn wenn er sich selbst gespielt hätte, wäre das Ergebnis zwangsläufig eine Travestie mit irritierenden Unschärfen zwischen dem Hape des Buchs und dem ?realen? Hape geworden. Stattdessen spielt Devid Striesow ihn, ohne ihn zu imitieren und macht ihn so zu einem sympathischen Helden in einer sowohl beruflichen wie auch spirituellen Krise. Eine der Herausforderungen bei der Umsetzung des Buches bestand darin, dass die Langeweile bei den langen, einsamen Wanderungen deutlich wird, ohne dass der Film dabei selbst langweilig wird. Dies gelingt vor allem durch die Rückblenden, in denen von der Kindheit und den frühen Erfolgen von Hape Kerkeling erzählt wird. Hier wird deutlicher mit komödiantischen Mitteln gearbeitet und die Auftritte von Katharina Thalbach in der Rolle der Oma Bertha, die schon immer an das Talent ihres kleinen Hans Peters geglaubt hat, sind zugleich die witzigsten und bewegendsten Momente des Films. Es gelingt Julia von Heinz, einen Eindruck sowohl vom Reiz wie auch von den Strapazen der Pilgerreise zu geben, wobei sie nach Ansicht der Jury vielleicht manchmal doch der Versuchung nachgibt, die Landschaftenauf Postkartenansichten zu reduzieren. Doch dies passt dann auch wieder zu dem charmant, entspannten Grundton des Films.



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