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Daniel Radcliffe als Harry Potter
Daniel Radcliffe als Harry Potter
© Warner Brothers

TV-Tips für Samstag (12.9.): Harry Potter's erstes Abenteuer

Sat1 zeigt "Harry Potter und der Stein der Weisen"

Heute Abend können "Harry Potter"-Kenner sich im Sat1-Hauptprogramm noch mal erinnern, wie 2001 alles anfing. Und Nicht-"Harry Potter"-Kenner können sich überzeugen lassen, warum "Harry Potter und der Stein der Weisen" die Potter-Mania auch im Kino ausbrechen ließ. Oder man schaut parallel auf RTL, warum dieser "Dirty Dancing" noch immer die Liste der meistgesehenen Filme von weiblichen Kinofans anführt.

"Dirty Dancing", RTL, 20:15 Uhr:
Bei einem Ferienaufenthalt mit ihrer Familie verliebt sich Frances "Baby" Houseman (Jennifer Grey) in den Tanzlehrer Johnny Castle (Patrick Swayze).

"Nobody puts Baby in a corner." Dieses Drama mit zahlreichen Tanzeinlagen war einer der Überraschungserfolge des Jahres 1987. Bei einem Budget von 6 Millionen Dollar spielte es weltweit 214 Millionen Dollar ein, gewann einen "Oscar", verkaufte als erste Produktion über eine Million Videocassetten und erreichte schnell Kultstatus. Inzwischen hat der Film ein Musical, eine kurzlebige Fernsehserie und mit "Havana Nights" ein Quasi-Remake inspiriert.

Dabei hatte Drehbuchautorin Eleanor Bergstein ihr Skript, in dem sie ihre Jugenderlebnisse als Kind jüdischer Eltern verarbeitet hatte, die genau wie im Film in den Catskills Urlaub machten, wo sie an Tanzwettbewerben teilnahm, zunächst wie sauer Bier angeboten. MGM zögerten und sagten dann ab. Also griffen Venstron Pictures zu, ein Winz-Verleiher, der gerade erst ein Jahr zuvor begonnen hatte, selbst Kinofilme zu produzieren. Für Venstron, die bereits 1991 pleite gehen sollten, wurde "Dirty Dancing" die größte Sternstunde der Firmengeschichte.

Dabei half, dass sie die richtigen Künstler engagierten: Regisseur Emilio Ardolino gab mit diesem Werk sein Spielfilmdebüt, hatte aber schon seit 1977 im Fernsehen und im Film Tanzdokumenationen veröffentlicht und 1984 für den Dokumentarfilm "He Makes Me Feel Like Dancin" den Academy Award gewonnen. Er bestand darauf, Schauspieler zu engagieren, die auch tanzen konnten: Billy Zane bestand den Test nicht, aber mit Patrick Swayze und Jennifer Grey fand man zwei Akteure, bei denen Tanzbein schwingend auch die Chemie stimmte.

Zumindest auf der Leinwand; während der Arbeit kam es immer wieder zu Animositäten, weil sich die Zwei nicht leiden konnten, was bereits bei ihrer früheren Kooperation bei "Die rote Flut" von 1984 zu Schwierigkeiten geführt hatte. Dazu machte auch das Wetter die Dreharbeiten schwierig: Teilweise war es so heiß, dass Schauspieler dehydriert umkippten, teilweise war es so kalt, dass die Crew in Mänteln am Rande des Sees standen, in welchem Jennifer und Patrick planschten. Dann wiederum regnete es in Strömen.

Gedreht wurde nicht am Spielort Catskills im US-Bundesstaat New York, weil man dort kein geeignetes Hotel fand, sondern in Lake Lure in North Carolina und in Mountain Lake in Virginia. Durch geschicktes Zusammenschneiden erscheinen beide Drehorte auf der Leinwand als organisches Ganzes.

Als am Schluss der fertiggestellte Film Produzent Aaron Russo vorgespielt wurde, meinte der: "Verbrennt das Negativ und kassiert die Versicherungssumme." Alle Beteiligten glaubten, der Film würde floppen, niemand mochte die Endfassung. Ventron Pictures überlegten sogar, den Streifen direkt auf Video zu veröffentlichen. Es kam - zum Glück - anders.

"I've Had the Time of My Life" gewann den "Oscar" und den Golden Globe als "Bester Song", dazu gab es Golden Globes-Nominierungen als "Bester Film" und für die beiden Hauptdarsteller. In einer Umfrage von 2007 lag "Dirty Dancing" bei weiblichen Zuschauern auf Platz eins der Filme, die sie am meisten in ihrem Leben gesehen haben, vor "Grease" und "Pretty Woman".

Eine Zuschauerin aus Connecticut schwärmt: "Diese zeitlose Sommerliebesgeschichte ist ein Klassiker und wird nie aus der Mode kommen. Ich kann nicht mal zählen, wie oft ich den Film gesehen habe. Ich liebe auch Filme wie 'Harry und Sally' und 'Pretty Woman', aber es ist irgendwas an 'Dirty Dancing', das den Film absolut perfekt macht: Die Charaktere, die Chemie zwischen Grey und Swayze, die Inszenierung, die unglaublichen Tanzszenen, die warme sommerliche Atmosphäre."



"Harry Potter und der Stein der Weisen", Sat1, 20:15 Uhr:
Ein Junge (Daniel Radcliffe), der aus der ungeheuerlichen Vernachlässigung seines Onkels und seiner Tante gerettet wird, entpuppt sich als Zauberer mit großer Zukunft. Bei seiner Ankunft in der Hogwarts School of Witchcraft and Wizardry erweist er sich seines Rufs gleich als würdig.

Was müssen heute noch die Sektkorken bei Warner Brothers knallen! Als Produzent David Heyman auf der Suche nach einem Filmstoff für Kinder 1997 auf den ersten Roman "Harry Potter and the Philosopher's Stone" der britischen Autorin J.K. Rowling aufmerksam gemacht wurde, war der globale Mega-Erfolg der Buchreihe noch nicht absehbar. In Großbritannien war der Roman ein Erfolg, in den USA aber kannte noch niemand den kleinen Zauberer. Und nicht wenige erwarteten, dass die sehr britische Geschichte in ihrer Popularität auch auf das Vereinigte Königreich beschränkt bleiben würde. Also erhielten Heyman und Warner Brothers die Verfilmungsrechte an den ersten vier Büchern ein Jahr später für den Schnäppchenpreis von 1 Million Pfund, umgerechnet knapp 2 Millionen Dollar.

Als es dann 2000 an die Dreharbeiten ging, war das "Harry Potter"-Phänomen schon in vollem Gange, allein für die Hauptrolle waren 40 000 Bewerbungen eingegangen, und die Bekanntgabe, wer Harry, Ron und Hermione spielen würde, wurde zum Medienereignis. Zwar hatten Warner die Rechte im Nachhinein günstig erhalten, dafür hatte sich Rowling aber auch weitgehende Mitsprache vertraglich zusichern lassen: So konnte sie über die Auswahl von Regisseur, Drehbuchautor und Schauspielern mitentscheiden. Grundsätzlich setzte sie durch, dass britische Schauspieler besetzt wurden (es gab kleine Ausnahmen wie Richard Harris, der Ire war) und dass in dieser amerikanischen Produktion britisches Englisch gesprochen wurde. Die britische Filmindustrie konnte mit Warner aushandeln, dass die Produktion nach Großbritannien vergeben wurde.

Bei der Auswahl der Regisseure waren von Steven Spielberg über Tim Robbins bis Wolfgang Petersen so gut wie alle Namen im Rennen; interessanterweise votierte J.K. Rowling für Terry Gilliam - diesen "Harry Potter" hätte man gerne mal gesehen! Doch Warner setzten sich mit einer risikolosen Besetzung durch: Chris Columbus wurde aufgrund seiner familienfreundlichen Filme wie "Kevin allein zu Haus" und "Mrs. Doubtfire" ausgewählt. Steve Kloves, der gerade das Drehbuch zu "Wonder Boys" geschrieben hatte, wurde als Drehbuchautor ausgewählt.

Columbus und Kloves im Verband mit Rowling hatten nur ein Ziel: Das Buch so werkgetreu wie möglich zu verfilmen. Zur Seite standen ihnen dabei nicht nur die erste Garde britischer Schauspieler - wobei die Kinder bis auf Daniel Radcliffe und Tom Felton, der Draco Malfoy verkörperte, noch über keinerlei Schauspielerfahrung verfügten -, sondern auch eine Crew voller "Oscar"-Preisträger und -Nominierter: Kameramann John Seale ("The English Patient"), Komponist John Williams ("Star Wars"), Ausstatter Stuart Craig ("The English Patient") und Kostumbildnerin Judianna Makovsky ("Pleasantville").

Die Dreharbeiten fanden in den Leavesden Studios in Hertfordshire, in London und an verschiedenen Drehorten in England und Schottland statt. Drehorte wie die Große Halle von Hogwarts oder die Winkelgasse entstanden komplett im Studio. Ergänzt wurde das Ganze in der Postproduktion durch 600 Spezialeffekte, zu denen mehrere Firmen beitrugen.

Die Sorgfalt und die Qualität vor und hinter der Kamera machten sich bezahlt: Der Fantasy-Film ist großartig anzuschauen und schafft es, zweieinhalb Stunden in eine andere Welt zu entführen. Aber das sklavische Halten an den Buchtext hat auch seinen Preis: Während es Fans der Vorlage freuen dürfte, dass Columbus und Kloves sich bemühen, möglichst alles unterzubringen, wirkt der Film für andere wie eine Nummernrevue, in der ein Punkt nach dem anderen abgehakt wird. Nichtleser dürften Schwierigkeiten haben zu verstehen, warum gerade ein Handlungspunkt wichtiger als ein anderer ist. "Der Film gibt ständig Vollgas, damit er sein Pensum schafft", meinte Kritiker Harald Martenstein im "Tagesspiegel".

Doch solche Einwände zählten wenig: Potter-Mania war schon im vollen Gange, als dieser erste Film der letztlich achtteiligen Reihe im November 2001 in die Kinos kam - besonders in Deutschland: Die 2,59 Millionen Besucher zum Eröffnungswochenende sind bis heute nicht übertroffen. Weltweit wurde "Harry Potter and the Philosopher's Stone" der erfolgreichste Film des Jahres und setzte dabei knapp eine Milliarde Dollar um - bei Produktionskosten von 125 Millionen Dollar. Von allen Potter-Filmen verbuchte er die meisten Zuschauer und wurde für drei "Oscars" nominiert: Für die "Beste Musik", für die "Besten Kostüme" und für die "Beste Ausstattung".

Ein amerikanischer Zuschauer schreibt: "Ich bin niemand, der einem Hype verfällt, und ich mag auch keine Großproduktionen. So habe ich lange alles rund um Harry Potter gemieden. Aber da ich niemanden finden konnte, der etwas Schlechtes über den Film zu sagen hatte, habe ich mich entschieden, ihn mir doch anzusehen - und Junge, wurde ich überrascht! Die Geschichte ist sehr gut erzählt, die jungen Darsteller erfrischend und voller Energie, und die Kulissen, Kostüme und Effekte zählen zum Besten, das ich je gesehen habe. Harry Potter ist ein Mega-Film, der endlich mal den Hype um ihn herum rechtfertigt und zugleich den Titel eines 'Muss man gesehen haben'-Streifens verdient."




Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen, ARD, 00:45 Uhr:
Terence McDonagh (Nicolas Cage) ist ein drogen- und glücksspielsüchtiger Polizist, der im Nach-Katrina New Orleans den Mord an fünf senegalesischen Einwanderern untersucht.

Nein, dieser Kriminalfilm aus dem Jahr 2009 soll keine Fortsetzung oder eine Wiederverfilmung von "Bad Lieutenant" sein, sondern laut Regisseur Werner Herzog eine Wieder-Vorstellung (re-imagening). Das konnte Abel Ferrera, den Filmemacher des Originals von 1992, allerdings kaum besänftigen: "Ich hoffe, diese Leute sterben alle in der Hölle. Ich hoffe, dass sie alle im selben Auto sitzen, dass dann in die Luft fliegt." Herzog reagierte kühl: "Ich kenne Herrn Ferrera nicht und habe keinen seiner Filme gesehen."

In der Tat hat dieser "Bad Lieutenant" wenig mit dem von Ferrera gemein, den Harvey Keitel so grandios verkörpert hatte. Weg ist die fiebrig-katholische Symbolik, da sind die...Leguane!?! Herzog schert sich mal wieder wenig um das, was der gemeine Zuschauer erwartet, sondern bringt furchtlos das auf die Leinwand, was er für richtig hält. Dies gepaart mit einem wundervoll exaltierten Nicolas Cage in Hochform ergeben einen sehr unterhaltsamen Film im Delirium-Stil - mit einem provozierend ironischen Ende.

Obwohl der in Louisiana und Mississippi gedrehte Streifen auf den Filmfestspielen in Venedig positiv aufgenommen wurde und insgesamt gute Kritiken erhielt, fand er in den USA keinen großen Verleiher und kam in nur wenige Kinos. Mit weltweit 10 Millionen Dollar Einspiel war die 25 Millionen Dollar teure Independent-Produktion ein Flop.

Kritiker Alex Zane schrieb für "Sun Online": "Das ist eine von Cage's stärksten Darstellungen. Vielleicht brauchte er den richtigen Regisseur und hat ihn im exzentrischen deutschen Genie Werner Herzog gefunden."



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