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Wall-E - Der letzte räumt die Erde auf
Wall-E - Der letzte räumt die Erde auf
© Walt Disney Pictures

TV-Tips für Pfingstsonntag (15.5.): Apocalypse schön

RTL zeigt Meisterwerk "Wall-E"

Ein sehr starkes Spielfilmangebot bieten die Fernsehsender am Pfingstsonntagabend, aus dem die beiden Meisterwerke "WALL-E" auf RTL und "V wie Vendetta" auf Pro7 im Spätprogramm herausragen.

"Die Tribute von Panem - Catching Fire", Pro7, 20:15 Uhr
Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) geraten ins Visier des Capitols, nachdem ihr Sieg bei den 74. Hunger Games eine Rebellion in den Distrikten von Panem ausgelöst hat.

Noch bevor der erste Teil "The Hunger Games" 2012 in die Lichtspielhäuser gekommen war, hatten Lionsgate Films bereits die Dreharbeiten zur Fortsetzung in Georgia und auf Hawaii gestartet. Für die Verfilmung des zweiten Romans der Reihe von Suzanne Collins aus dem Jahr 2009 verpflichteten die Produzenten zwei neue Drehbuchautoren und mit Frances Lawrence ("Water for Elephants") einen neuen Regisseur, weil die Filmemacher des ersten Teils noch mit dessen Postproduktion beschäftigt waren.

Zum bestehenden Ensemble des ersten Parts kamen unter anderem Philip Seymour Hoffman, Jeffrey Wright und Sam Claflin hinzu. Die Geschichte von "Catching Fire" spielt wenige Monate nach den Ereignissen in "The Hunger Games". Der intelligente, geschmeidig inszenierte und von einer noch gründlicheren Erkundung der zum Nachdenken anregenden Themen geprägte Film ist durch und durch packend und begeisterte die Kritiker.

Die Qualität machte sich auch an den Kinokassen bezahlt: Der 140 Millionen Dollar teure Science Fiction-Film spielte weltweit 865 Millionen Dollar ein und ist damit der mit Abstand erfolgreichste der vier "Hunger Games"-Teile. Der Song "Atlas" von Coldplay wurde für einen Golden Globe nominiert.

Kritiker Jeff Beck schrieb für "Examiner": "Man sollte meinen, dass der unterhaltsamste Teil des Films die Spiele selbst wären, aber stattdessen sind es der langsamere und mehr figuren-bezogenere Part, der am interessantesten ist."



"Wall-E", RTL, 22:05 Uhr
In ferner Zukunft begibt sich ein kleiner Müll sammelnder Roboter unbeabsichtigt auf eine Raumfahrt, die schlussendlich das Schicksal der Menschheit entscheiden wird.

"Ein unglaubliches Werk. Die Szenen, die auf dem Planeten Erde oder was vom ihm übrig ist, spielen, sind wunderschön. Einer der größten Stummfilme. Und die atemberaubende Bebilderung! Der Film sagt mehr über Ökologie und Gesellschaft aus als jeder Realfilm. Der soziale Kommentar ist so geschickt und trifft den Nagel auf den Kopf." So kommentierte Terry Gilliam eines der großen Meisterwerke der Animationskunst, das 2009 sowohl den "Oscar", den Golden Globe als auch den Britischen Filmpreis gewann.

Die Idee zur neunten computeranimierten Pixar-Produktion reichte weit zurück. 1994 entwickelte Regisseur und Drehbuchautor Andrew Stanton erstmals das Projekt, ausgehend von der Frage: "Was ist, wenn die Menschheit die Erde evakuiert und den letzten Roboter nicht ausschaltet?" Zusammen mit Pete Doctor ("Alles steht Kopf") entwickelte Stanton die Idee unter dem Titel "Trash Planet"; sie blieben aber stecken, weil sie sich keine befriedigende Handlung von ihrer Ausgangsposition ausdenken konnten. Erst 2002 nahm der Filmemacher nach "Finding Nemo" das Projekt wieder auf und konnte die Pixar-Bosse John Lasseter und Steve Jobs Ende 2003 mit der gezeichneten Handlung der ersten 20 Minuten überzeugen, so dass "WALL-E" offiziell begonnen werden konnte.

Der Zeichentrickfilm wurde zu einer der aufwendigsten Pixar-Produktionen, denn die gesamte Umgebung der verwüsteten Erde und die Hintergrundgeschichte mussten mit selbst ausgedachten Details ausgeschmückt werden. Dabei brachten Andrew und sein Team zahlreiche Verweise auf andere Science Fiction-Filme und die ersten Auftritte realer Schauspieler in einem Pixar-Film unter. Während die Animationsfilme der Disney-Tochtergesellschaft sonst mit etwa 75 000 einzelnen Bildern zur Illustration der Handlung auskamen, waren es hier 125 000.

Die Filmemacher luden den Spezialeffekte-Gestalter Dennis Muren und den Kameramann Roger Deakins ein, um über das Design und die Art der Aufnahmen zu diskutieren und sich Tips zu holen, um ihren Streifen wie einen Breitwand-Science Fiction-Film aus den Siebzigern wirken zu lassen. Zur Animation des stummen Roboters sahen sich die Computergraphiker Stummfilme mit Charles Chaplin, Buster Keaton und Harold Lloyd an, um zu sehen, wie sich Emotionen ohne Worte vermitteln ließen.

Die Roboter sprachen nicht mit den Stimmen von Schauspielern, ihre Töne wurden stattdessen mittels Sound-Design von Ben Burtt resampelt, der dazu 2500 Töne aufnahm und zwei Jahre lang mit diesen experimentierte, um die Roboter kommunizieren zu lassen und die restlichen Geräusche zu erzeugen.

So viel Vorbereitung und Sorgfalt hatten mit einem Budget von 180 Millionen Dollar ihren Preis, aber sie schlugen sich künstlerisch in dem mitreißenden Animationsstreifen nieder, der in der ersten Hälfte sein geniales audiovisuelles Abenteur nahezu ohne Dialoge vermittelt, um dann in der zweiten Hälfte begeisternde Action, Spannung und eine ökologische Botschaft auf die Leinwand zu bringen. Der charmante Roboter WALL-E - was für "Waste Allocation Load Lifter – Earth-Class" ("Müllordner und Lastenheber – Erdklasse") steht - bezauberte die jüngeren Zuschauer, während die zeitgemäße Handlung die Erwachsenen zum Nachdenken anregte. Die grandiosen Bilder belegten alldieweil die Genialität der Pixar-Schöpfer.

Als Walt Disney Studios "WALL-E" 2008 in die Kinos brachten, waren die Kritiker durchweg begeistert, die Zuschauer, welche das Werk mit einem weltweiten Umsatz von 521 Millionen Dollar zu einem Riesenerfolg machten, ebenso. Kritiker Simon Reynolds schwärmte in "Digital Spy": "Ein atemberaubender, inspirierender Film, der sich über das Medium der Animation erhebt und zu einem wahrhaft grandiosen Stück Kino aufschwingt."



"V wie Vendetta", Pro7, 23:00 Uhr
Großbritannien ist Mitte dieses Jahrhunderts an die religiöse Rechte gefallen: Ein Militär- und Überwachungsstaat, der Homosexuelle und Muslime wegsperrt, den ewigen Krieg gegen den Terror ausgerufen hat und das Volk mit Ausgangssperren und seicht-manipulativer Fernsehunterhaltung ruhig stellt - und sich selbst hemmungslos bereichert. Doch das System bekommt Risse, als sich die Wege einer Fernsehangestellten (Natalie Portman) und einem als Guy Fawks maskierten Freiheitsrebellen (Hugo Weaving) kreuzen.

Die Wachowski Brothers adaptierten 2005 den Comic von Alan Moore aus dem Jahr 1988, für den Produzent Joel Silver sich die Filmrechte bereits bei Erscheinen gesichert hatte. Der Autor zeigte sich mit dem Endergebnis gar nicht zufrieden - mit seiner Meinung stand er allerdings ziemlich singulär da. Denn dieser Thriller ist pures Kino, nicht bloß aufgeblasenes Fernsehen: James McTeigue - bis dahin Regieassistent der Wachowskis unter anderem bei deren "Matrix"-Trilogie - blendet in seinem Regiedebüt Bild, Ton, Musik und Schauspielkunst zu einem großartigen, visuell beeindruckenden, mitreißenden Ganzen und beweist, dass spannende und durchaus auch action-haltige Unterhaltung nicht den Intelligenzquotienten senken muss. Ein bis in die kleinsten Nebenrollen (Eddie Marsan, Roger Allam, Sinead Cusack, John Hurt, Tim Pigott-Smith, John Standing, Stephen Rea) exzellent besetztes britisches Ensemble verleiht jeder Figur unverwechselbare Züge und Dreidimensionalität, die nicht vermuten lässt, dass alles als Comic begann...

Gedreht wurde die Warner Brothers-Produktion in den Babelsberger Filmstudios und in London. Für die Schlussszene bei Big Ben wurden die Straßen rund um das Regierungsviertel in Westminster für drei Stunden in der Nacht für die Filmcrew gesperrt - um das zu erreichen, hatte das Studio neun Monate lang mit 14 verschiedenen Regierungsorganisationen verhandeln müssen.

Kritiker Lou Loumenick von der "New York Post" meint: "Gerade als man sich fast damit abgefunden hatte, die großen Hollywood-Produktionen als gehirntot aufzugeben, kommt dieser umstrittene und fröhlich-subversive Film daher - ein Stück firmenfinanzierter Kunst, die das Publikum dazu bringt, zu einem bombenlegenden Anarchisten zu halten."



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