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Django Unchained mit Christoph Waltz und Jamie Foxx
Django Unchained mit Christoph Waltz und Jamie Foxx
© Sony Pictures

TV-Tipps für Sonntag (12.3.): Quentin Tarantino kämpft gegen die Sklaverei

Pro7 zeigt Meisterwerk "Django Unchained"

Am Sonntagabend erhält der Bremer TATORT mächtige Konkurrenz im Hauptprogramm durch gleich zwei Meisterwerke, die jeweils zwei Oscars erhielten. Auf Pro7 läuft der Western "Django Unchained" von Quentin Tarantino, während Arte "L.A. Confidential" von Curtis Hanson ausstrahlt.

"Django Unchained", Pro7, 20:15 Uhr
Ein freigekaufter Sklave (Jamie Foxx), dem ein deutscher Kopfgeldjäger (Christoph Waltz) hilft, versucht seine nach Mississippi verschleppte Frau (Kerry Washington) aus den Fängen eines brutalen Plantagenbesitzers (Leonardo DiCaprio) zu befreien.

Schon 2007 vor "Inglourious Basterds" - den er selbst auch als eine Art in Frankreich spielenden Spaghetti-Western bezeichnet hatte - sprach Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino davon, einen Spaghetti-Western drehen zu wollen, der im amerikanischen Süden angesiedelt sei. Sein Aufenthalt für "Inglourious Basterds" in Berlin, als er die deutschen Karl May-Verfilmungen der sechziger Jahre kennen lernte und von ihnen begeistert wurde, scheint den Entschluss forciert zu haben. "Django Unchained" wurde 2012 das nächste Projekt des Filmemachers. Wie schon der Titel nahelegt, holt sich der Film viele Motive aus den italienischen Vorlagen der sechziger Jahre - eben den Spaghetti-Western - und lässt auch den Ur-"Django" Franco Nero einen Gastauftritt absolvieren.

Quentin schöpfte aber nicht nur aus den Spaghetti-Western, sondern bediente sich auch bei den Blaxploitation-Streifen der Siebziger, als Filme mit afro-amerikanischen Darstellern speziell für das afro-amerikanische Publikum gedreht wurden und die teilweise recht sexistisch und brutal daherkamen; daneben gibt es Anspielungen an die deutsche "Siegfried"-Sage und Querverweise zu Quentin's eigenen Werken. Sein Drehbuch brachte dem Filmemacher den Oscar und den Golden Globe für das "Beste Originaldrehbuch" ein, das gleiche Preisduo erhielt auch der großartige Waltz für seine "Beste Nebenrolle". Darüber hinaus war die Weinstein Company-Produktion auch noch als "Bester Film", für die "Beste Kamera" und für den "Besten Tonschnitt" für Academy Awards nominiert.

Tarantino tat sich beim Marketing für seinen 100 Millionen Dollar teuren Streifen keinen Gefallen damit zu schwadronieren, er sei der erste Filmemacher, der das Thema Sklaverei in die öffentliche, cineastische Diskussion brachte. Spike Lee ätzte, Sklaverei sei ein Verbrechen gewesen und kein Thema für einen frivolen Western. Doch auch wenn der Regisseur, besoffen vom eigenen Erfolg, manchmal das Mundwerk ein wenig zu sehr aufreißt: Seine Meisterschaft als Regisseur kann man angesichts dieses kühnen, blutigen und stilistisch wagemutigen Werkes nicht anzweifeln.

Die Kritiken für den Film fielen ausgesprochen positiv aus, alles in allem errang er rund 60 Preise und wurde mit einem weltweiten Umsatz von 425 Millionen Dollar Tarantino's kommerziell erfolgreichster Film. Dazu trugen die deutschen Zuschauer mit 4,5 Millionen verkauften Karten ein gehöriges Scherflein bei.

"Die Sklaverei ist in 'Django' das, was der Holocaust in 'Inglorious Basterds gewesen ist: Ein kolossales Unrecht, das mit den besten Waffen eines Filmverrückten korrigiert wird: Kunstfertigkeit, Einfallsreichtum und boshafter Witz", schrieb Kritiker Greg Evans für "Bloomberg News".



"L.A. Confidential", Arte, 20:15 Uhr
Inmitten der wuchernden Korruption in Los Angeles im Jahr 1953 untersuchen drei Polizisten - ein überkorrekter (Guy Pearce), ein brutaler (Russell Crowe) und ein zwielichtiger (Kevin Spacey) - mit ihren eigenen Methoden eine Reihe von Morden.

Keine Frage, dass dieser Kriminalfilm aus dem Jahr 1997 der bekannteste und beste des kürzlich verstorbenen Regisseurs und Drehbuchautors Curtis Hanson ist. Der Filmemacher suchte sich dieses Projekt selbst aus, nachdem ihm der Roman "L.A. Confidential" (in Deutschland als "Stadt der Teufel" veröffentlicht) von James Ellroy aus dem Jahr 1990 gut gefallen hatte.

Warner Brothers Pictures ließen Hanson bei dieser 35 Millionen Dollar teuren, vor Ort in Los Angeles gedrehten Produktion freie Hand. Das beinhaltete auch, dass das Studio die Entscheidung schlucken musste, dass mit Guy Pearce und Russell Crowe zwei in den USA unbekannte australische Schauspieler in den Hauptrollen besetzt wurden. Wobei Pearce später einwand, dass er Brite und Crowe Neuseeländer von Geburt seien. Hanson wollte nicht, dass bekannte Stars dem Zuschauer bereits vorgaben, wie sie zu den Charakteren stehen würden, sondern sich wie im Buch langsam eine Beziehung zu den eigentlich unsympathischen Figuren entwickeln sollte.

Unterstützt von erstklassigen Künstlern, darunter Drehbuchautor Brian Helgeland, Kameramann Dante Spinotti und Komponist Jerry Goldsmith - gelang es Curtis durch ein strammes Tempo, ein die komplexe Vorlage brillant verdichtetes Drehbuch und exzellente schauspielerischen Leistungen, ein intelligentes und zugleich für das Popcorn-Publikum zugängliches Meisterwerk in Szene zu setzen. Dieses spielt mit vielen Versatzstücken aus der Historie Hollywoods sowohl auf als auch abseits der Leinwand.

Die Kritiker waren einhellig begeistert, und mit rund 80 Preisen war der Streifen einer der gefeiertesten der Preisverleihungssaison 1997/98, kam bei der Oscar-Verleihung aber nicht am Giganten "Titanic" vorbei. Mit zwei Ausnahmen: Das Adaptierte Drehbuch und Nebendarstellerin Kim Basinger wurden ausgezeichnet. Der Film selbst, Regie, Kamera, Musik, Schnitt, Ausstattung und Ton verloren jeweils gegen "Titanic". Beim Publikum wurde "L.A. Confidential" mit einem weltweiten Einspiel von 126 Millionen Dollar ein solider Erfolg. 2015 entschied die US-Library of Congress, den Film als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" ins National Film Registry aufzunehmen, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ein Zuschauer aus Kalifornien schwärmt: "Wie bei allen großen Filmen ist der Ausgangspunkt das Drehbuch. Die Handlung ist fesselnd, die Dialoge gescheit und recht witzig und die Charaktere dreidimensional. Wir lernen diese Leute kennen, begreifen, wer sie sind und warum sie tun, was sie tun, und wünschen ihnen, dass sie ihre Unzulänglichkeiten überwinden. Die schauspielerischen Leistungen sind phänomenal und die Regie phantastisch. Curtis Hanson stößt uns nicht mit der Nase auf die Zusammenhänge, sondern lässt das Publikum die Nuancen selbst entdecken. Das Los Angeles der Fünfziger ist wunderbar abgebildet, der Schnitt schnell und nahtlos, die Musik perfekt und die Photographie großartig."



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