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Die Faust im Nacken - Marlon Brando
Die Faust im Nacken - Marlon Brando

TV-Tipp für Montag (29.4.): Aus Marlon Brando hätte was werden können

Arte zeigt Meisterwerk "Die Faust im Nacken"

"Die Faust im Nacken", Arte, 20:15 Uhr
Ein ehemaliger Boxer (Marlon Brando), der zum Hafenarbeiter geworden ist, legt sich mit den korrupten Gewerkschaftsbossen an.

Dieses Meisterwerk ist eines der Glanzlichter in der Karriere von Marlon Brando, der den Oscar, den Golden Globe und den Britischen Filmpreis erhielt. Produzent Sam Spiegel wollte Frank Sinatra in der Hauptrolle, aber Regisseur Elia Kazan kämpfte für Brando, der mit einer bravourösen Leistung das Vertrauen rechtfertigte, alle anderen Mimen ebenfalls zu Höchstleistungen trieb und die Darstellungskunst im Kino von der eher theatralischen Darbietung zu einer naturalistischen für immer veränderte.

Die weibliche Hauptrolle sollte ursprünglich Grace Kelly spielen, die sich aber für "Rear Window" ("Das Fenster zum Hof") entschied. So ging der Part an Eva Maria Saint, die hier ihr Kinodebut gab - und gleich den Oscar gewann!

"On the Waterfront" - so der Originaltitel - basiert auf der Reportageserie "Crime on the Waterfront" aus der "New York Sun" im Jahre 1948. Der Journalist Budd Schulberg berichtete hier von den Arbeitsbedingungen der Hafenarbeiter und der grassierenden Korruption und Gewalt unter den Gewerkschaften in Hoboken im US-Bundesstaat New Jersey. Schulberg wurde für seine Arbeit mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und adaptierte seine Reportage selbst für die Leinwand.

Produzent Daryl F. Zanuck sah kein kommerzielles Potential für "eine Geschichte über schwitzende Hafenarbeiter" und so wanderte das US-Drama von 20th Century Fox zu Spiegel und Columbia Pictures, die sich über Zanuck's kapitale Fehleinschätzung freuen durften, denn am Schluss erhielt das 910 000 Dollar teure Werk 1954 nicht nur durchgängig gute Kritiken und zahlreiche Preise, sondern war mit weltweit knapp 10 Millionen Dollar Umsatz auch ein großer Erfolg beim Publikum.

Der zum Nachdenken anregende und gut aufgebaute Film wurde vor Ort an den Originalschauplätzen in Hoboken gedreht, was zur realistischen Wirkungsweise und sorgfältiger Schilderung des Milieus beitrug.

Was im Nachhinein einen schalen Geschmack hinterließ, war die Tatsache, dass Kazan die Handlung auch als Rechtfertigung für seine Aussage gegen acht ehemalige Kommunisten vor dem House Committee on Un-American Activities des US-Repräsentantenhauses im Jahr 1952 verstand. Im Film wird da Verpfeiffen von Brando's Figur gegenüber Lee J. Cobb und seine Bande entsprechend sehr positiv dargestellt. Als Elia 1999 den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk erhielt, wurden diese Geschehnisse um die Hexenjagd auf vermeintliche Kommunisten noch einmal kontrovers diskutiert, und bei der Verleihung blieben viele Hollywood-Stars demonstrativ auf ihren Händen sitzen.

Nichtsdestotrotz ist dies großes Kino, belohnt mit nicht weniger als acht Academy Awards für den Film, Regisseur Elia Kazan, Drehbuchautor Budd Schulberg, Hauptdarsteller Marlon Brando, Nebendarstellerin Eva Marie Saint, Kameramann Boris Kaufman, Cutter Gene Milford und Ausstatter Richard Day; nominiert waren zudem noch die Nebendarsteller Lee J. Cobb, Karl Malden und Rod Steiger sowie Komponist Leonard Bernstein. Bei den Golden Globes gewannen der Film, Regisseur Kazan, Hauptdarsteller Brando und Kameramann Kaufman. Bei den Britischen Filmpreisen gewann Brando; nominiert waren der Film und Nebendarstellerin Saint. Kazan gewann den Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig und den Directors Guild Award.

1989 wurde der Film als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam" in das National Film Registry der US-Library of Congress aufgenommen, um ihn der Nachwelt zu erhalten.

Ein Zuschauer lobt: "Jeder, der Marlon Brando nicht kennt und neugierig ist zu erfahren, warum er als einer der größten amerikanischen Schauspieler gilt, sollte mit diesem Film starten, der wirklich die Essenz der Nachkriegszeit der späten Vierziger einfängt, als Korruption in den Gewerkschaften um sich griff und geknechtete und glücklose Zivilisten lebten, um zu arbeiten, und arbeiteten, um zu leben. Regisseur Elia Kazan versteht diese Materie und kitzelt starke Leistungen aus seinen Schauspielern. Ein zeitloser Klassiker."



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