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Nur die Sonne war Zeuge - Alain Delon
Nur die Sonne war Zeuge - Alain Delon
© Studiocanal

TV-Tipps für Sonntag (10.5.): Alain Delon mordet sich in die Schickeria

Arte zeigt "Nur die Sonne war Zeuge"

Am Sonntagabend müssen sich Spielfilm-Fans im Hauptprogramm zwischen dem zweiten Teil der "Pirates of the Caribbean"-Reihe auf Sat1 und "Nur die Sonne war Zeuge", der ersten Verfilmung von Patricia Highsmith's Roman "The Talented Mr. Ripley", auf Arte entscheiden.

"Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2", Sat1, 20:15 Uhr
Jack Sparrow (Johnny Depp) versucht, das Herz von Davy Jones (Bill Nighy) wiederzubeschaffen, damit er seine Seele nicht an Jones verliert. Aber Freund und Feind sind aus unterschiedlichen Gründen ebenfalls hinter dem Herz her.

Im Original heißt dieses "Pirates of the Caribbean"-Abenteuer "Dead Man's Chest". Das ist ein Zitat aus dem Seeräuberlied in dem Roman "Die Schatzinsel" und bezieht sich dort auf eine Schatztruhe. Bezogen auf den Film wird es doppeldeutig, denn "chest" heißt auch Brustkorb - und um den Brustkorb eines (Un)Toten geht es hier allemal. Beziehungsweise um das, was sich unter dem Brustkorb verbirgt...

Nach dem Überraschungsriesenerfolg von "Pirates of the Caribbean" im Jahr 2003 hatten Walt Disney Pictures Nägel mit Köpfen gemacht und gaben gleich zwei Fortsetzungen auf einmal in Auftrag, die direkt hintereinander gedreht werden sollten. Vertraut wurde demselben Team aus Produzent Jerry Bruckheimer, Regisseur Gore Verbinski und dem Drehbuchautorenduo Ted Elliot und Terry Rossio. Letztere wurden vom "Matrix"-Problem geplagt: Nachdem der erste Film ein Überraschungs-Hit geworden ist, werden gleich zwei weitere Produktionen in Auftrag gegeben, ohne dass man weiß, was für eine Geschichte man überhaupt erzählen will und kann. Und Elliot und Rossio plagten sich mit ihrem Drehbuch so lange, dass Disney schon drohten, die Produktion platzen zu lassen. Schließlich behalf man sich, dass die Autoren bei den Dreharbeiten dabei waren und fortwährend an ihrem Skript schreiben.

Keine allzu gute Ausgangsposition für den US-Abenteuerfilm, der logistisch einem Mega-Unternehmen glich und ein Budget von sagenhaften 225 Millionen Dollar aufwies. Gedreht wurde diesmal wieder vor Ort, aber anders als beim ersten Teil nicht nur auf St. Vincent - wo man die weiter bestehenden Kulissen nutzen konnte -, sondern auf zahlreichen Karibik-Inseln, wobei der Einfall des Drehteams den kleinen Inselstaat Dominica an den Rande des Kollaps brachte, als das 500 Personen starke Drehteam fast die gesamten Straßen der Insel verstopfte. Glück hatte man, dass die zahlreichen Hurricanes, die durch die Karibik zogen, vergleichsweise geringen Schaden anrichteten. Diesmal verfügte man auch über vier seetüchtige Schiffe, die auf beiden Seiten jeweils anders angemalt waren, um auf der Leinwand eine noch größere Anzahl vorzutäuschen. Unter dem Aufbau von Jack Sparrow's Schiff "Black Pearl" verbarg sich ein Öltanker.

Viele Computereffekte mussten auf einzelne Charaktere verwendet werden. Während Stellan Skarsgard für seinen Bootstrap Bill ganz altmodisch für jeden Tag vier Stunden im Stuhl des Maskenbildners sitzen musste, konnte Bill Nighy mit einem Motion Capture-Anzug herumlaufen, über den dann seine Figur nachträglich per Computer animiert wurde. Die ganzen Mühen der technischen Abteilungen wurden von der Industrie und der Presse mit zahlreichen Preisen und Nominierungen gewürdigt: Das Spezialeffekte-Team gewann einen Oscar und einen Britischen Filmpreis; zudem wurden die Kulissen, der Tonschnitt und die Tonmischung für den Oscar nominiert; bei den Britischen Filmpreisen waren es die Ausstatter, Kostümbildnerin Penny Rose, die Maskenbildner und die Tontechniker. Johnny Depp war erneut für einen Golden Globe als "Bester Hauptdarsteller" vorgeschlagen.

Kein Zweifel, dass der zweite Teil qualitativ nicht mit dem ersten mithalten kann - mit 150 Minuten ist er überlang geraten, und die Handlung mäandert vor sich hin, was mit hohem Tempo wettgemacht werden soll. Die Kritiken waren nur gemischt, aber das Entscheidende tat sich vor den Kinokassen: Die Schlangen nahmen kein Ende. "Dead Man's Chest" ist bis heute der erfolgreichste Teil der "Pirates of the Caribbean"-Saga und stellte mit 135 Millionen Dollar den damaligen Rekord für das beste US-Startwochenende auf. 2006 wurde er sowohl der erfolgreichste Film in den USA als auch weltweit mit einem Umsatz von 1,0 Milliarde Dollar. Die Zuschauer konnten von dem atemberaubenden Spektakel nicht genug bekommen.

"Ich hatte einen Riesenspaß, dem Film dabei zuzusehen, wie er von einer Szene zur nächsten rast, sei es eine Verfolgungsjagd, ein Schwertkampf oder eine Schlacht auf der See", schrieb Kritiker Ted Murphy für "Murphy's Movie Review".



"Nur die Sonne war Zeuge", Arte, 20:15 Uhr
Ein junger Amerikaner (Alain Delon) tötet einen Bekannten (Maurice Ronet) und führt mit dessen Pass und Geld ein luxuriöses Doppelleben in Europa.

Mit diesem französischen Kriminalfilm untermauerte Alain Delon 1960 seinen im Vorjahr mit der Komödie "Faibles femmes" ("Mal diese - mal jene") erlangten Star-Ruhm. Seine exzellent entnervende Darstellung des Anti-Helden fand auch das Lob der amerikanischen Autorin Patricia Highsmith, auf deren Roman "The Talented Mr. Ripley" aus dem Jahr 1955 dieser Streifen fußt. Weniger begeistert war die Schriftstellerin von dem gegenüber ihrer Vorlage von Drehbuchautor und Regisseur René Clement veränderten Schluss.

Gedreht wurde "Plein soleil" - "Volle Sonne", so der Originaltitel - auf Ischia, in Neapel und Rom. In einem Gastauftritt ist zu Beginn Romy Schneider zu sehen, die damals mit Delon verlobt war.

Clement erweckt den talentierten Mr. Ripley exquisit und aufregend mit perfektem Tempo zum Leben. Mit 2,4 Millionen Zuschauern wurde "Plein soleil" ein großer Erfolg in Frankreich und erhielt durchweg gute Kritiken.

Eine Zuschauerin meint: "Dieser Film könnte als Werbefilm für eine Mittelmeer-Reise dienen. Kameramann Henri Decae zieht uns in die Geschichte mit verführerischen italienischen Orten und wunderschönen panoramaartigen Ansichten. Helle, ergänzende Farbtöne und hoher Kontrast setzen sich in spektakuläre Rot- und Gelbtöne um. Und dann natürlich das tiefe Blau des Meeres und ein brillanter sonnenbeschienener Himmel. Von René Clement geschickt inszeniert, mit einer lebhaften Musik von Nino Rota, funktioniert der Film als Charakterstudie eines amoralischen Genussmenschen, dessen charmante Persönlichkeit das innere Böse verbirgt. Diese Gegenüberstellung innerer verbrecherischer Absichten mit den äußeren idyllischen Szenerieren ergibt ein Werk, das zugleich malerisch und spannend ist und sowohl die Augen als auch das Gehirn stimuliert."



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