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Coco - Lebendiger als das Leben
Coco - Lebendiger als das Leben
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

TV-Tipps für den Reformationstag (31.10.): Das Jenseits ist lebendiger als das Leben

Sat1 zeigt "Coco"

Am Abend des Reformationssamstages trumpft Sat1 für Spielfilm-Fans groß auf. Im Hauptprogramm zeigt der Privatsender das Pixar-Meisterwerk "Coco" als FreeTV-Premiere, gefolgt von der Tim Burton-Fantasy "Dark Shadows" im Spätprogramm.

"Coco", Sat1, 20:15 Uhr
Ein zwölfjahriger Musiker (gesprochen von Pablo Ribet-Buse), der unter dem Verbot seiner Familie, Musik zu machen, leidet, will im Land der Toten seinen Ururgroßvater, einen legendären Sänger (gesprochen von Heino Ferch), finden.

Als das größte Lob, das den Filmemachern für diesen US-Animationsstreifen gezollt wurde, dürften die Co-Regisseure Lee Unkirch und Adrian Molina, der auch das Drehbuch geschrieben hatte, dasjenige für ihre Sensibilität für die mexikanische Kultur empfunden haben. Denn die hatten einige Skeptiker dem Disney-Konzern und seiner Tochter Pixar offenkundig nicht zugetraut. Allein als Disney 2013 schon den Begriff "Dia de los Muertos" (Tag der Toten), an dem die Mexikaner jährlich vom 31. Oktober bis 2. November ihrer Toten gedenken, urheberrechtlich für ihre Produktion schützen lassen wollten, hatte sich Protest erhoben. "Disney is coming to trademark your cultura", ätzte der Cartoonist Lalo Alcaraz.

Mit ihrem Meisterwerk, dessen gedankenvollen Handlung, die sich familienfreundlich und zutiefst berührend mit Fragen von Kultur, Familie und buchstäblich von Leben und Tod auseinander setzt, den großartigen computeranimierten Bildern ebenbürtig ist, brachten sie jegliche Skeptiker zum Schweigen. Die Resonanz auf "Coco" war 2017 durchgehend hymnisch - von Publikum, Kritikern und Industrie. Dass der Film zum umsatzstärksten aller Zeiten in Mexiko wurde, war das Sahnehäubchen für Disney und Pixar.

Unkirch, auf dessen Idee es zurückging, einen Film über den Dia des los Muertos zu drehen, Molina und ihr Team wurden damit auch für ihre sorgfältige Vorbereitung belohnt. In mehreren Reisen ins Nachbarland hatten sie in Museen, Kirchen, auf Haciendas und auf Friedhöfe in Oaxaca, Guanajuato und in Mexiko-Stadt besucht und recherchiert. Sie informierten sich über die Kultur und die Traditionen des Landes und befragten dazu mexikanische Mehrgenerationenfamlien und auch mexikanische Musiker, da die Musik eine zentrale Rolle im Film einnimmt und quasi omnipräsent ist.

"Coco", mit satten 175 Millionen Dollar nicht eben billig, spielte weltweit grandiose 808 Millionen Dollar ein, und gewann als "Bester Animationsfilm" den Academy Award, den Golden Globe und den Britischen Filmpreis. Der Song "Remember Me" erhielt ebenfalls den Academy Award und den Golden Globe.

Kritiker Matthew Lucas schrieb in "The Dispatch": "Der Film ist ein Wunder, eine umwerfende und zutiefst berührende, knallbunte Fantasia, die von der Macht der Musik angetrieben wird."



"Dark Shadows", Sat1, 22:25 Uhr
Der Vampir Barnabas Collins (Johnny Depp) kehrt in das Haus seiner Vorfahren zurück, wo seine problembehafteten Nachkommen seines Schutzes bedürfen.

Von 1966 bis 1971 lief auf ABC "Dark Shadows", eine Horror-Seifenoper, die im US-Bundesstaat Maine spielte und das ganze Arsenal an Horrorfiguren wie Werwölfen, Zombies, Geistern und Hexen mit einer Soap über das Liebesleben und die Probleme einer reichen Familie kreuzte. Einer der Fans dieser Serie ist Johnny Depp. Als er hörte, dass Warner Brothers Pictures 2007 die Verfilmungsrechte an der TV-Serie aus dem Nachlass des verstorbenen Serienerfinders Dan Curtis gekauft hatten, entflammte er für die Idee, die Hauptrolle in einer Leinwandversion zu übernehmen und überredete Tim Burton ("Edward Scissorhands"), Regie zu führen.

Burton, dessen siebte und bis heute letzte Zusammenarbeit mit Depp dies werden sollte, erhielt ein Budget von satten 150 Millionen Dollar, für das er ein erlesenes Ensemble aus unter anderem Eva Green, Michelle Pfeiffer und Helena Bonham Carter zusammen stellen konnte. Gedreht wurde in den Pinewood Studios nahe London und an verschiedenen Orten in den englischen Grafschaften Kent, Surrey, Cornwall, South Devon sowie in Schottland und im kanadischen Ontario. Als Hommage an die Fernsehserie erschienen vier der TV-Darsteller in Gastauftritten in der Ball-Szene.

"Dark Shadows" erhielt 2012 schlechte Kritiken, und war auch bei den Zuschauern nicht besonders beliebt, wurde dennoch mit einem Umsatz von weltweit 245 Millionen Dollar ein Erfolg, der angesichts des hohen Budgets allerdings zu schmal ausfiel. Gerade im Vergleich mit dem Mega-Erfolg der zwei Jahre zuvor gelaufenen Burton-Depp-Kooperation "Alice in Wonderland", der 1,0 Milliarde Dollar umgesetzt hatte, waren die Erwartungen an den US-Fantasy-Film höher gewesen.

Während die Bilder wie üblich bei Burton erste Sahne sind, schafft der Filmemacher es nicht, einen zusammen hängenden Tonfall zu etablieren. Die albernen Gags und die Gothic-Schaueratmosphäre wären in zwei separaten Werken wohl effektiver als hier zusammen gewürfelt.

Kritiker Mick LaSalle schrieb im "San Francisco Chronicle": "Wenn man bedenkt, welche Klippen hier umschifft werden und wie viele Lacher und Vergnügen bereitet werden, muss man den Film als befriedigende und gekonnte Leistung anerkennen."



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