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Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers
Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers
© Columbia Pictures

TV-Tipps für Samstag (18.12.): River Phoenix geht die Gleise lang

RTL2 zeigt Meisterwerk "Stand by Me"

Der Samstagabend startet für Spielfilm-Fans mit einem Meisterwerk im Hauptprogramm von RTL2: "Stand by Me" mit River Phoenix. Für Nachteulen bietet dann das 3sat-Nachtprogramm das preisgekrönte schwedische Drama "Höhere Gewalt" von Ruben Östlund an.

"Stand by Me", RTL2, 20:15 Uhr
Nach dem Tod eines Freundes erinnert sich ein Schriftsteller (Richard Dreyfuss) an das Abenteuer aus seiner Kindheit, als er (Will Wheaton) mit drei Freunden (River Phoenix, Corey Feldman und Jerry O'Connell) im Jahr 1959 versuchte, die Leiche eines vermissten Jungen zu finden.

Die Kurzgeschichte "The Body" von Stephen King, die 1982 in der Kurzgeschichtensammlung "Different Seasons" ("Frühling, Sommer, Herbst und Tod") veröffentlicht worden war, gefiel dem Drehbuchautoren Bruce Evans so gut, dass er zusammen mit seinem Schreibpartner Raynold Gideon 1984 die Verfilmungsrechte erwarb. Es gelang dem Duo ("Mr. Brooks"), Regisseur Adrian Lyne für das Projekt zu gewinnen, nicht aber eines der großen Hollywood-Studios, die allesamt ablehnten, aus der Vorlage einen Spielfilm zu produzieren. Erst das kleine Studio Embassy Pictures erklärte sich bereit, hier zu investieren - aber erst nachdem Evans und Gideon auf einen Teil ihres Honorars verzichtet hatten, damit Lyne mit seinem üppigen Salär an Bord bleiben konnte.

Wegen Verzögerungen bei seiner Produktion "9 1/2 Weeks" stand Lyne dann allerdings nicht zur Verfügung. Stattdessen engagierte man Rob Reiner ("The Princess Bride"). Ausgerechnet zwei Tage vor Start der Dreharbeiten wurden Embassy Pictures von Columbia Pictures gekauft, welche die Produktion stoppen wollten. Erst als Embassy-Grüner Norman Lear mit 7,5 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen zum Budget von 8 Millionen Dollar beitrug, weil er an das Projekt glaubte, konnten Reiner und sein Team loslegen.

Wie viele seiner Geschichten spielt die Handlung von King in der fiktiven Kleinstadt Castle Rock im US-Bundesstaat Maine. Für den Film verlegte man die Stadt in den US-Bundesstaat Oregon, in welchem auch vor Ort in der Kleinstadt Brownsville gedreht wurde, wo die Zeit stehen geblieben zu sein schien, was sich als Hintergrund für den in den Fünfzigern spielenden Teil der Handlung als vorteilhaft erwies. Vorteilhaft waren die Dreharbeiten auch für die Stadt, die nach dem Erfolg des Films damit für sich warb und seit 2007 jährlich einen "Stand by Me"-Tag veranstaltet.

Rob bewies nicht nur ein Händchen bei der kongenialen Auswahl der vier jugendlichen Darsteller, sondern es gelang ihm auch - wie der Autor später selbst bestätigte - in seinem lebensklugen und nostalgischen US-Abenteuerfilm die ideale Mischung aus der Stimme von Stephen King und der sensiblen Schilderung der Beschwernisse des Aufwachsens zu finden, ganz ähnlich wie Regisseur Andy Muschietti bei "It".

Obwohl die Columbia Pictures-Produktion nicht für Jugendliche ohne Erwachsenenbegleitung freigegeben wurde, lief sie mit einem Einspiel von 52 Millionen Dollar alleine in den USA 1986 sehr erfolgreich. Bruce Evans und Raynold Gideon erhielten für ihr adaptiertes Drehbuch eine Oscar-Nominierung, und bei den Golden Globes waren der Film und Regisseur Rob Reiner nominiert.

Reiner war nach dem Erfolg seines Meisterwerks offenkundig so glücklich und dankbar, dass er seine ein Jahr später gegründete Produktionsgesellschaft Castle Rock Entertainment nannte. Diese produzierte unter anderem weitere King-Adaptionen wie "Misery", "The Shawshank Redemption", "Dolores Claiborne", "The Green Mile", "Hearts in Atlantis" und "Dreamcatcher".

Eine Zuschauerin schwärmt: "Dieser Film hat mich zum Lachen und zum Weinen gebracht, und ich habe zusammen mit Chris, Gordie, Teddy und Vern gejubelt und mich mit ihnen gefürchtet. Heute schaue ich auf meine eigene Kindheit zurück und erinnere mich an die erstaunlich ähnlichen Dinge, über die ich mit meinen Freunden lachte und rätselte. Ich erinnere mich, wie ich davon träumte, eine Schriftstellerin und eine Schauspielerin zu werden, wie ich mich gegenüber Fieslingen behauptet habe, wie ich zusammen mit meinen Freunden gelaufen oder Fahrrad gefahren bin, wie ich Angst hatte und wie ich mich an der Schulter einer Freundin ausgeheult habe. Ich glaube, dass der Film jeden zurück in die Vergangenheit nimmt. Auch wenn die Situationen unterschiedlich gewesen sind, besteht doch die Möglichkeit, dass man Ähnlichkeiten entdeckt. Mit den Worten des Films: 'Ich hatte nie später solche Freunde wie die, als ich zwölf Jahre alt war - hat das irgendjemand?'"



"Höhere Gewalt", 3sat, 00:00 Uhr
Der Zusammenhalt einer Familie (Lisa Loven Kongsli, Johannes Kuhnke, Clara und Vincent Wettergren) wird während der Ski-Ferien in den französischen Alpen durch eine Lawine erschüttert.

Der Originaltitel dieses schwedischen Dramas lautet schlicht "Turist", aber ausnahmsweise übertrifft der deutsche Verleihtitel - und auch der internationale "Force Majeure" - diesen mit seiner feinen Ironie.

Regisseur und Drehbuchautor Ruben Östlund ("The Square") seziert eine Beziehung und erspart einem dabei in seiner Geschichte über männliche Rollenbilder und Vertrauen wenig, sondern macht das Seherlebnis für den Zuschauer absichtsvoll so unangenehm wie möglich, wozu auch die sehr glaubwürdigen Darstellungen der Schauspieler beitragen.

Die Dreharbeiten fanden in Les Arcs in den Savoyer Alpen und am Stilfser Joch in Südtirol statt. Die Innenaufnahmen entstanden in einem Hotel im schwedischen Skigebiet Are.

"Höhere Gewalt" kam 2014 mächtig über die Kinogemeinschaft. Die Kritiken waren hervorragend, und der Film wurde sowohl für den Golden Globe als auch für den Britischen Filmpreis nominiert. Schweden reichte "Turist" auch bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences als Oscar-Hoffnung ein, aber das Werk fand dort keine Berücksichtigung. Dafür bei den Europäischen Filmpreisen, wo der Film und Regisseur Ruben Östlund nominiert wurden. Bei den Schwedischen Filmpreisen gingen sechs Guldbagge Awards an den Film, Regisseur Östlund, sein Drehbuch, Nebendarsteller Kristofer Hivju, Kameramann Fredrik Wenzel und Cutter Jacob Secher Schulsinger.

Kritiker Zhuo-Ning Su schrieb in "Film International": "Mit bemerkenswerter Intelligenz und Empathie geschrieben, inszeniert und gespielt, kitzelt und provoziert der Film. Östlund braut durchgehend eine vorzügliche Spannung zusammen, auch wenn der ganze Dampf am Schluss kein Ventil im Form eines passenden vulkanischen Ausbruchs finden kann."



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