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La strada - Anthony Quinn und Giulietta Masina
La strada - Anthony Quinn und Giulietta Masina

TV-Tipp für Montag (21.3.): Anthony Quinn hält Giulietta Masina als Sklavin

Arte zeigt "La strada - Das Lied der Straße"

"La strada - Das Lied der Straße", Arte, 20:15 Uhr
Der gewalttätige Jahrmarktsartist Zampano (Anthony Quinn) kauft das einfältige Dorfmädchen Gelsomina (Giulietta Masina), um es zu seiner Assistentin und Sklavin abzurichten.

Der große Zampano. So wie Regisseur und Drehbuchautor Federico Fellini ("Achteinhalb") Jahre später durch seinen "La dolce vita" den Begriff der Paparazzi in die Welt setzen sollte, verselbständigte sich durch "La strada" der des Zampano, was auch ein Ausweis der schauspielerischen Urgewalt des mexikanischen Hauptdarstellers Anthony Quinn ist. Und dessen Ausdauer. Denn der Mime stand nachts und morgens für Fellini vor der Kamera, um dann mittags nach Rom zu fahren, um dort "Attila" zu drehen - durch die Verzögerung der Dreharbeiten von "La strada" hatte sich dieser Terminkonflikt ergeben, und der italienische Filmemacher konnte seinen Hollywood-Star überreden, dennoch an Bord zu bleiben und diese Tortur auf sich zu nehmen. Der Schauspieler meinte zu der Doppelbelastung: "Das führte zu dem ausgemergelten Aussehen, das ich in beiden Filmen habe - perfekt für Zampano, aber nicht gerade passend für Attila den Hunnen."

Die Verzögerung der Dreharbeiten hatte durch einen gebrochenen Knöchel der Hauptdarstellerin Giulietta Masina - zugleich die Gattin des Regisseurs - kurz nach Beginn der Dreharbeiten im Oktober 1953 begonnen. Die Produzenten Dino De Laurentiis und Carlo Ponti, die sowieso gegen das Engagement von Masina gewesen waren, wollten das als willkommene Gelegenheit nutzen, die Aktrice zu ersetzen, aber Federico blockte ab und wartete lieber auf die Genesung seiner Gemahlin, auf die er das italienische Drama mit einem detaillierten 600 Seiten langen Drehbuch nach jahrelanger Vorbereitung zugeschnitten hatte.

Als die Dreharbeiten im Februar 1954 in den Abruzzen und im Latium wieder aufgenommen wurden, ergab sich nicht nur die eingangs erwähnte Terminhatz für Quinn, sondern das eiskalte Winterwetter sorgte auch für erschwerte Dreharbeiten. Die ständigen Verzögerungen und die immer wieder in Frage gestellte Finanzierung zerrten an Fellini's Nervenkostüm - der Regisseur erlitt kurze vor Ende der Dreharbeiten einen Nervenzusammenbruch.

Die Mühen waren es aber wert, auch wenn das Werk erst im Laufe der Zeit an Statur gewinnen sollte. Mit dem poetischen Film entfernte sich Federico erstmals von Neorealismus in Richtung magischer Realismus, was nicht all seinen Bewunderern gefiel. Im Grunde eine Geschichte über menschliche Beziehungen, überzeugt der intensive Streifen auf einer sozialen, einer humanen und einer christlichen Ebene. Kein Wunder, dass Papst Franziskus dieses Werk als seinen Lieblingsfilm bezeichnet hat.

Bei der Uraufführung 1954 auf den Filmfestspielen von Venedig erhielt "La strada" den Silbernen Löwen hinter dem britischen "Romeo and Juliet". Damit waren nicht alle im Auditorium einverstanden. Als Franco Zeffirelli, Regieassistent von Lucino Visconti's "Senso", der leer ausgegangen war, Fellini's Dankesrede mit einer Trillerpfeife störte, begann dessen Regieassistent Moraldo Rossi eine Rauferei mit ihm.

Die Kritiken fielen ähnlich polarisiert aus, und erst mit der Verleihung des erstmals ausgelobten Academy Award für den "Besten fremdsprachigen Film" 1957 schwang das internationale Anerkennungspendel auf Fellini's Seite, auf der es bis heute geblieben ist, zumal auch sein Drehbuch für den Oscar nominiert wurde. Bei den Britischen Filmpreisen waren der Film und Hauptdarstellerin Giulietta Masina nominiert.

Ein Zuschauer lobt: "Ein klassiches Beispiel für 'weniger ist mehr'. Die Handlung ist trügerisch einfach und wirkt zu Beginn fast wie ein Stück der Commedia del arte, durch das Gesicht von Gelsomina spricht Federico Fellini's Herz direkt zu uns wie Musik, die keine Übersetzung benötigt. Die surrealen Bilder ziehen den Zuschauer immer mehr in die Geschichte hinein. Das ist Kino in Hochform - keine Spezialeffekte, keine grandiosen Landschaften, keine Farbe. Das intime Wesen der Gefühle der Figuren sprechen mehr Bände und zeichnen mehr Bilder, als vieles andere es vermochte. Fellini reizt uns ständig mit widersprechenden Gefühlen, Traurigkeit und Lachen, kompliziert und einfach, logisch und absurd, brutal und engelhaft. Diejenigen, die empfänglich für Fellini's Visionen sind, werden diesen Film für immer im Gedächtnis behalten. Mit Sicherheit wird niemand Gesolmina's Gesicht vergessen."



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