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"Willy" ist tot

Schwertwal starb an Lungenentzündung

Zumindest ist er in Freiheit gestorben: Keiko, ein 27jähriger Schwertwal, Hauptdarsteller der "Free Willy"-Reihe

Zumindest ist er in Freiheit gestorben: Keiko, ein 27jähriger Schwertwal, Hauptdarsteller der "Free Willy"-Reihe. Keikos Leben, das er meist in menschlicher Gesellschaft verbrachte, endete am vergangenen Freitag in einem norwegischen Fjord. Die Todesursache: Lungenentzündung. Erst im letzten Jahr war Keiko wieder in die Freiheit entlassen worden.

Keikos offensichtliche Vorliebe für Menschen und seine Berühmtheit sorgte für ständige Frustration bei den Biologen, die sich um ihn kümmerten - war Keiko doch kaum jemals fähig, sich selbst zu ernähren.
Mehrere Millionen Dollar wurden ausgegeben, um Keiko beizubringen, im Freien zu überleben. Aber anscheinend konnte er mit seinen Artgenossen nichts anfangen und hatte zudem Angst, unter Eis zu schwimmen.
"Er sprach die Sprache [der Wale], aber schien einfach verwirrt zu sein", beschreibt Jeff Foster die ständigen Probleme seines ehemaligen Schützlings. Foster war für Keikos Pflege in den drei Jahren, bevor er freigelassen wurde, verantwortlich.

Keiko bedeutet "Der Glückliche" auf japanisch. Der Orka, dem man diesem Namen gab, wurde 1977 oder '78 bei Island geboren und 1979 für ein Aquarium eingefangen.
1993 wurde er für den Film "Free Willy" dressiert - in dem es ironischerweise um einen gefangenen Wal geht, der von einem Jungen lernt, aus seinem Gefängnis auszubrechen, indem er über eine Mauer springt. In den zwei Sequels ersetzte man Keiko dann mit animierten Modellen und übrig gebliebenem Filmmaterial von Teil 1.

Seinem Ruhm verdankte Keiko letztendlich die Freiheit: Über 20 Million US-Dollar wurden gesammelt, um ihn freizulassen, als er in einem Freizeitpark in Mexico City dahinvegetierte. Schließlich, 1996, wurde er in das Oregon Coast Aquarium übergesiedelt und zwei Jahre später nach Island zurückgeflogen. Dort musste er lernen, selbst Fische zu fangen und mit wilden Orkas zu kommunizieren. Mitte 2002 wurde er dann endlich frei gelassen.

Für David Phillips, den Vorsitzenden der "Free Willy-Keiko" Stiftung, hat Keikos Notlage zumindes das öffentliche Bewußtsein dafür geöffnet, dass es durchaus möglich ist, einen gefangenen Wal wieder auszuwildern:"Wir haben den schwierigsten Kandidaten genommen und brachten ihm vom sicheren Tod in Mexiko zum Schwimmen mit wilden Walen in Norwegen. Keiko hat vielen Schwarzsehern ihre Fehler bewiesen - und, dass es klappen kann." Nur bevorzugte Keiko nach über 25 Jahren Gefangenschaft die Gesellschaft von Menschen: Sobald er freigelassen wurde, schwamm weit über 1000 km bis nach Norwegen und blieb schließlich nahe einem kleinen Dorf namens Halsa, an der Westküste.

Im Laufe der Zeit wurde er dann so schwach und lustlos, dass er doch wieder gefüttert werden musste - bis zu seinem Tod. Auch war Keiko in seiner neuen Heimat schnell so beliebt, dass die örtlichen Autoritäten den Leuten verbieten mussten, mit ihm zu schwimmen und Kampagnen in Schulen durchgeführt wurden, um vor allem Kindern die schwierige Lage klarzumachen.
Im Dezember letzten Jahres brachten Keikos Pfleger ihn dann in die Bucht von Taknes. Dort friert das Wasser im Winter nicht zu. Aber vor allem liegt Taknes direkt an einer Migrationsroute der Killerwale. So sollte Keiko endlich gezwungen werden, Kontakt zu anderen aufzunehmen.

Im Februar schwamm Keiko zum ersten mal unter Eis, geriet in Panik und verletzte sich, als er versuchte, auszubrechen. Von da an ging es ziemlich schnell bergab.
"Es geschah sehr plötzlich," erzählte Keikos letzter Betreuer, Dane Richards, der Agentur Associated Press. Sein Team hätte noch am Nachmittag nach ihm gesehen, kurz nachdem ein Schneesturm gewütet hatte. Zu dem Zeitpunkt wäre er noch am Leben gewesen, zwei Stunden später nicht mehr.
"Ich glaube, er wurde einfach älter", kommentierte Foster seinen Tod, "Selbst die subtilste Veränderung kann verheerend für diese Tiere sein... sobald sie dann Lungenentzündung oder eine dieser Virusinfektionen haben, geht es ziemlich schnell zu Ende mit ihnen."

Nachdem Keiko starb, wurde sein Körper mit Plane abgedeckt. Was mit der Leiche passieren wird, ist noch nicht entschieden. Die "Free Willy-Keiko" Stiftung hofft auf eine Beerdigung an Land, statt auf See. Keikos letzter Pfleger Richards möchte ihn gern dort lassen, wo er ist: "Er hat einen sehr netten Ruheplatz hier und ging auf eine Art, in der ich auch gern gehen würde - aber man hasst es, das mit anzusehen."


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