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Chris Evans in Captain America: The First Avenger
Chris Evans in Captain America: The First Avenger
© Marvel Pictures

TV-Tips für Freitag (12.6.): Vorhang auf für den ersten Avenger!

Pro7 zeigt "Captain America"

Heute Abend haut kein Kinofilm vom Sofa, aber die solideste Wahl sollte die Marvel-Verfilmung "Captain America" im Pro7-Hauptprogramm sein, bei dem das Publikum Bekanntschaft mit dem ersten Avenger machen kann.

"Captain America", Pro7, 20:15 Uhr:

Steve Rogers (Chris Evans), ein als untauglich für den Militärdienst eingestufter Zivilist, möchte unbedingt am Zweiten Weltkrieg teilnehmen, um gegen die Nazis zu kämpfen. Ein Wissenschaftler (Stanley Tucci) eröffnet ihn durch ein Experiment die Möglichkeit dazu: Rogers wird zu Captain America. Doch statt einen deutschen Kriegstreiber zu jagen, muss er erstmal als Werbeikone Dienst am Vaterland ableisten

2011 vergrößerte das Filmstudio und Comic-Imperium Marvel sein "Marvel Cinematic Universe" um eine weitere Figur, den ersten Avenger. Zuvor hatte das 2005 gegrüdete Filmstudio bereits "Iron Man", "The Incredible Hulk" und "Thor" auf die Leinwände geschickt, bevor dann 2012 erstmals viele dieser Comic-Charaktere in "The Avengers" zusammengeführt werden sollten. "Captain America" hatte eigentlich schon viel früher das Licht der Leinwand erblicken sollen: Schon 1997 hatte es Verhandlungen über eine Leinwandversion gegeben. Ein zweiter Versuch zog sich 2000 über die Urheberrechte der Figur hin, die erst 2003 beigelegt wurden. Der dritte Anlauf 2006 geriet in den Streik der Hollywood-Drehbuchautoren 2007 und verzögerte sich ebenfalls. Doch 2008 nahm das Projekt mit dem Engagement von Joe Johnston ("Jurassic Park 3") als Regisseur endlich konkrete Formen an.

Im Stil entschied sich Johnston für eine Art "Raiders of the Lost Ark" mit seinem nostalgischen Aussehen, der Handlung während des Zweiten Weltkriegs und Nazis als Über-Bösewichtern, die hinter einem magischen Artefakt her sind. Dabei orientierte sich das Drehbuch weitgehend an der Comic-Vorlage von 1941. Gedreht wurde hauptsächlich in Großbritannien, unter anderem Manchester und Liverpool, die für New York City in den Vierzigern einstehen mussten. Doch ein noch weit größerer Teil der 140 Millionen Dollar teuren Produktion entstand am Computer: 13 Spezialeffekte-Firmen wurden damit betraut, 1600 Effekte entstehen zu lassen. Dabei wurde auch Titeldarsteller Evans für die ersten Szenen digital "geschrumpft", bevor dann der wahre Darsteller, der sich auf seinen Captain America-Auftritt mit vielen Stunden im Kraftraum vorbereitet hatte, erscheinen konnte.

Johnston erreichte genau das, was er sich vorgenommen hatte: Sein Abenteuerfilm ist das perfekte Äquivalent zu der Trivialliteratur, die als Vorlage diente: Solide, altmodische Unterhaltung mit einer angenehmen Retro-Atmosphäre und einigen guten schauspielerischen Leistungen, die 2011 für einen soliden Erfolg an den Kinokassen sorgte.

Die Angst, im Ausland wegen der patriotischen Töne abgelehnt zu werden, hatte sich bereits durch den Regierungswechsel des im Ausland unbeliebten George W Bush zu Barack Obama etwas gemildert. Dennoch stellte Verleiher Paramount Pictures es den Kinos frei, ob sie statt "Captain America" den Titel "The First Avenger" verwenden wollten. Drei Staaten machten davon Gebrauch: Russland, Südkorea und die Ukraine. In den USA flankierte man den Streifen derweil mit dem vollen Programm: Ein halbminütiger SuperBowl-Spot für drei Millionen Dollar, Spielfiguren, Videospiele, Comics und Romane wurden veröffentlicht.

Kritiker Bruce Bennett schrieb für "Spectrum": "Der Film verbindet die richtigen Elemente munteren Geschichtenerzählens und leichter komödiantischer Noten, ohne sich nur auf Trickeffekte oder Bombast zu verlassen."



"Sinola", 3sat, 22:35 Uhr:
Ein ehemaliger Kopfgeldjäger (Clint Eastwood) hilft Anfang des 20. Jahrhunderts widerwillig einem reichen Landbesitzer (Robert Duvall) und seinen Schergen, einen mexikanischen Revolutionsführer (John Saxon) zu jagen, der für eine Landreform streitet.

Das Drehbuch von Elmore Leonard für diesen Western von 1972 hatte seine Wurzeln zwar in der Realität - diese hatte aber nichts mit dem Wilden Westen zu tun. 1967 hatte ein Mexikaner ein Gericht in Tierra Amarilla, New Mexico gestürmt und Geiseln genommen. Er verlangte, dass Land an die Hispanier zurückgegeben werden sollte, deren Vorfahren es einmal gehörte. Elmore verlegte die eigentlich aktuelle Geschichte in die universelle Welt des Westerns.

Die Regie für "Joe Kidd" (so der Originaltitel) übernahm John Sturges ("Gesprengte Ketten"), der das Werk im Stil der Italo-Western der Sechziger mit seiner zynischen Glorifizierung von Faustrecht und Selbstjustz inszenierte, schön photographiert und mit Eastwood als einer Art Django. Der Star litt derweil während der Dreharbeiten unter einer Bronchitis und schleppte sich teilweise durch.

Ein amerikanischer Zuschauer meint: "Einer von Eastwood's am wenigsten geschätzten Western. Nichtsdestotrotz ein solider, gut gemachter Film mit spektakulärer, von Bruce Surtees' eleganter Widescreen-Photographie festgehaltene Szenerie und einer erstklassigen Nebendarstellerriege. Sturges selbst hat zugegeben, dass es Löcher in der Handlung gibt - einige im Drehbuch, die man nicht behoben hatte, und andere, die sich durch geschnittene Szenen ergaben, die nicht funktioniert hatten."

"The Crazies - Fürchte deinen Nächsten", Pro7, 00:30 Uhr:

Der Titel sagt schon alles - und dieser Horrorfilm von 2010 braucht nicht lange, um zur Sache zu kommen. Nachdem ein mysteriöses Gift aus einem abgestürzten Militärflugzeug die Wasserversorgung einer Kleinstadt in Iowa vergiftet hat, verwandeln sich die Bewohner nach und nach in mörderische Irre.

Regisseur Breck Eisner, der fünf Jahre zuvor mit dem launigen Abenteuerfilm "Sahara" einen vollkommen anderen Film gedreht hatte, hat es richtig gemacht. Es macht wenig Sinn, Werke neu zu verfilmen, die beim ersten Mal schon gut oder gar hervorragend gelungen waren. Besser ist es, etwas so Mittelmäßiges und einigermaßen Obskures wie "The Crazies" neu zu verfilmen, wo noch deutlich qualitative Verbesserungsluft nach oben herrschte. George Romero hatte 1973 diese Geschichte erstmals verfilmt, die stets von seinen klassischen Zombie-Filmen "Night of the Living Dead" und "Dawn of the Living Dead" überschattet wurde. Nun machte sich Eisner mit namhaften Schauspielern wie Timothy Olyphant und Radha Mitchell und einem wesentlich höheren Budget daran, das Ganze auf eine professionellere Stufe (Mark Isham komponierte zum Beispiel die Musik) zu heben und schaffte das seltene Kunststück: Das Remake übertrifft das Original.

Spannend, gut gefilmt und unerwartet intelligent, schaffte es "The Crazies" sogar, die Mehrheit der Kritiker für sich zu gewinnen. An den Kinokassen hinterließ er indes weniger Eindruck - vielleicht weil viele Zuschauer dachten: "Nicht schon wieder ein Zombie-Film." Da half es auch nichts, dass Eisner eben gerade nicht auf Zombies hinauswollte und auch seine Maskenbildner dazu verdonnerte, ein originelles, unverwechselbares und un-zombiehaftes Make-up zu entwerfen. Die Schauspieler mussten dazu jeweils drei Stunden in der Maske zubringen.

Kritiker Sean Means lobte für die "Salt Lake Tribune": "Am Ende sorgen wir uns um die Hauptdarsteller, weil sie lebensechte Charaktere sind, nicht die anonymen, austauschbaren Ziele, die den meisten Horrorschund bevölkern."



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