
Kritik: The Art of War (2000)
Kein Grund, auf explosiv inszenierte Action zu verzichten, bei der Snipes seine zackige Kampftechnik wuchtig einsetzt. Auch zahlreiche Schusswechsel hat Regisseur Christian Duguay mitreißend und überaus brutal choreographiert. Dennoch nimmt er sich ungewöhnlich viel Zeit, Handlungen und Charaktere einzuführen. Der mehrere Parallelhandlungen integrierende Plot zeichnet ansatzweise ein Bild von Korruption und Politik, vertieft dann aber gängige Verschwörungs- und Rachemotive, um mehr Tempo und Action zu ermöglichen.
Auch wenn der Film um inhaltliche Komplexität und Geschlossenheit bemüht ist, bleibt "Art of War" ein technisch aufwändiges, kaltblaues B-Movie im glattpolierten Videoclipstil. Einige ruhige Abschnitte und ein zu lang geratener, deshalb einbrechender Spannungsbogen, erinnern an "The Assignment" und "Screamers" zwei frühere Genrewerke des selben Regisseurs. Dort wie hier gilt: ordentliche Bedienung für Actionfans, die Kinogänger intellektuell sicherlich nicht überfordert.
Robert Knapp
Eine völlig überbordene Geschichte mixt
Regisseur Christian Duguay mit den
verschiedensten Stilmitteln zusammen. Da
gibt es genügend Action-Elemente
(Schießereien, Martial Arts), die mehr als
einmal an das HongKong-Kino erinnern,
natürlich, ohne dessen Brillanz zu erreichen.
Dann meint er sich in Suspense-Sequenzen
á la Hitchcock oder de Palma versuchen zu
müssen und die Regenatmosphäre an
einigen Stellen erinnert an „Blade
Runner“.
Ein sehr talentierter Regisseur hätte aus
diesen Stilvorlagen einen richtig guten,
unterhaltsamen Film gemacht, der seine
Reminiszenzen zu einem eigenen Stil
zusammen gebunden hätte. Es wäre ein
Kommentar auf die Quellen gewesen, der ihr
Verhältnis untereinander ausgelotet hätte. Ein
leidlich talentierter Regisseur hätte aus den
tollen Vorbildern wunderbar dynamisches
Popcorn-Kino gemacht, bei dem man nach
zwei Stunden im Kinosaal das Gefühl hat,
sich doch gerade erst hingesetzt zu haben.
Ein schöner, kurzweiliger Mainstream-Cocktail
wäre das gewesen. Christian Dugay ist aber
bestenfalls das, was man einen soliden
Handwerker nennen kann. Seine Filme sind
nie ganz schlecht, aber sie schaffen es
einfach nicht, die magische Hürde zu
überspringen, hinter der sich das Beet der
Qualitätspflanzen befindet. Bei ihm bleibt die
Action solide, die Dialoge dämlich und die
Verknüpfung der einzelnen Element etwas
holprig. So gibt es hier eben Blend statt Single
Malt, Nachahmung statt Originalität,
Steh-Italiener statt Restaurant oder einfach
Mittelmaß statt Qualität.
Die vielen Fragmente fügen sich nicht zu
einem einheitlichen Ganzen zusammen,
sondern stehen ein bisschen nebeneinander.
Für einen verregneten Tag reicht es aber
noch.
Stefan Dabrock