Wer an den letzten beiden "Coen"-Filmen
("The big Lebowski", "O Brother, where art
thou?") die Fülle bizarrer Typen sowie
Situationseinfälle geschätzt hat, der muss
gedanklich einen Gang zurückschalten, um
auch bei "The Man who wasn‘t there" auf
seine Kosten zu kommen. Die schrägen
komödiantischen Elemente sind der
tragischen Geschichte um einen Friseur
gewichen, der Ende der 40er Jahre in einer
kalifornischen Kleinstadt lebt. Seine Frau
betrügt ihn mit ihrem Chef, einem
Kaufhausbesitzer, und berufliche Ambitionen
hat er längst nicht mehr, so dass ihn die
Tristesse des Alltags fest im Würgegriff hat.
Als ihm ein windiger Vertreter das Angebot
macht, in ein Trockenreinigungsgeschäft
einzusteigen, sieht der Barbier seine Chance
gekommen. Da er vom Seitensprung seiner
Frau weiß, erpresst er anonym ihren Chef um
die erforderliche Investitionssumme. Als der
jedoch herausfindet, wer hinter dem Drohbrief
steckt, kommt es zu einem Handgemenge, in
dessen Verlauf der Kaufhausbesitzer getötet
wird. Unter Mordverdacht landet jedoch nicht
der Friseur im Gefängnis, sondern seine
Frau, da sie für ihren Chef die Bücher frisiert
hatte.
Im eleganten Gewand des "Film Noir" widmet
sich "The Man who wasn’t there" der
Konsistenz des amerikanischen Jedermanns.
Auf einem scheinbar abgegrasten Feld (der
Wunsch des Durchschnittsbürgers nach
einem anderen Leben) entfaltet sich nicht nur
eine, in stimmungsvollen
schwarz-weiss-Bildern erzählte, Hommage an
Vorbilder aus den 50er Jahren, sondern eine
philosophische Hinterfragung ihres gängigen
Hauptfigurtypus. Konsequent steigert sich die
Gewöhnlichkeit dieses Jedermanns bis zur
Durchsichtigkeit. Er befindet sich zwar im
Zentrum der Handlung, existiert quasi aber
nicht, da ihn niemand bei seinem
schändlichen Tun bemerkt. Ironischerweise
wirft man ihm jedoch etwas vor, mit dem er
nichts zu tun hat. So entwickelt sich ein
tragikomisches Vexierspiel um eine
Gesellschaft, in deren festgefügter Welt der
Einzelne untergeht.