
Walk the Line (2005)
US-Biopic von Regisseur James Mangold über den weltberühmten Musiker Johnny Cash.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 34 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Arkansas, 1944: J. R. Cash (Ridge Canipe) wächst mit seinen Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf der gepachteten Farm seiner Eltern auf. Während seine Mutter Carrie (Shelby Lynne) das musikalische Talent ihres Sohns fördert, lässt sein alkoholkranker Vater Ray (Robert Patrick) kein gutes Haar an J. R. Als dessen älterer Bruder Jack (Lucas Till) nach einem schweren Unfall stirbt, verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Vater und Sohn noch mehr.
Acht Jahre später tritt J. R., der sich nun Johnny (jetzt: Joaquin Phoenix) nennt, seinen Militärdienst in Deutschland an und heiratet nach seiner Rückkehr seine Jugendliebe Vivian (Ginnifer Goodwin), mit der er nach Memphis, Tennessee zieht und zwei Kinder bekommt. Mit einem in Deutschland geschriebenen Song gelingt Johnny Cash schließlich der Durchbruch.
Er hängt seinen erfolglosen Job als Vertreter von Haushaltsgeräten an den Nagel und geht mit seinen Bandkollegen Luther Perkins (Dan John Miller) und Marshall Grant (Larry Bagby) auf Tournee, an der auch andere Musiker wie Jerry Lee Lewis (Waylon Payne) und der junge Elvis Presley (Tyler Hilton) teilnehmen. Eine Musikerin hat es ihm besonders angetan: die Countrysängerin June Carter (Reese Witherspoon), für die Johnny bald mehr empfindet, was beider Ehen vor Probleme stellt.
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Filmkritik
"Walk the Line": Folsom Prison Blues
Joaquin Phoenix' Haartolle sitzt – wie auch sonst alles in diesem Biopic von Regisseur James Mangold. Das Drehbuch beginnt mit einer Rahmenhandlung im Gefängnis in Folsom, Kalifornien, wo Johnny Cash 1968 den berühmtesten Auftritt seiner langen Karriere hinlegte. Von hier blenden Mangold und sein Co-Autor Gill Dennis zurück in die traumatische Kindheit des Musikers, der als J. R. Cash in Arkansas geboren wurde und auf der Farm seiner Eltern aufwuchs. Über einen Zeitsprung zu Cashs Militärdienst im deutschen Landsberg am Lech arbeitet sich der Film auf der Zeitachse schließlich bis ins Jahr 1968 ins Folsom Gefängnis vor.
Was die Handlung anbelangt, machen Mangold und Dennis also alles richtig. Ihr Drehbuch basiert auf gleich zwei Biografien, "Man in Black" sowie "Cash: The Autobiography", und begeht nicht den Fehler, Cashs Leben von der Wiege bis zur Bahre auf der großen Leinwand auszubreiten. Stattdessen konzentriert sich das Duo auf eine kurze Zeitspanne, die Cashs wechselvolle Karriere im Kern enthält und in dessen Kindheit sowohl Motive für den künstlerischen Antrieb als auch für die privaten Abstürze findet.
Auch die übrigen Gewerke leisten erstklassige Arbeit. Ausstattung und Kostüme lassen jedes Jahrzehnt in den hervorragenden Bildern von Kameramann Phedon Papamichael mit viel Zeitkolorit auferstehen. T Bone Burnetts Musik passt wunderbar zum Klang jener Jahre. Und der Soundmix sorgt dafür, dass sich die Konzerte wie echte Live-Auftritte anfühlen. Als Sahnehäubchen obendrauf haben Joaquin Phoenix als Johnny Cash und Reese Witherspoon als June Carter selbst gesungen und ihre Instrumente gespielt. Der Lohn für so viel Akribie waren fünf Oscar-Nominierungen. Gewonnen hat allerdings nur Witherspoon in der Kategorie der besten Hauptdarstellerin.
All Over Again
Was die Traumfabrik in Hollywood anbelangt, waren Filme über Musiker nie wirklich out. Lediglich die Musikgenres wechselten. Schon Jahrzehnte, bevor Phoenix in die Rolle des selbsternannten "Man in Black" schlüpfte, spielten etwa James Stewart den Jazz-Posaunisten Glenn Miller (in "Die Glenn Miller Story", 1954) und Steve Allen den Jazz-Klarinettisten Benny Goodman (in "Die Benny Goodman Story", 1955). Als "Walk the Line" ein halbes Jahrhundert später in die US-Kinos kam, waren Filmbiografien über berühmte Musiker aber gerade besonders in Mode.
Nur vier Monate zuvor lief mit "Last Days" ein Drama über einen offiziell zwar frei erfundenen Sänger und Gitarristen an, hinter dem jedoch glasklar Nirvana-Frontmann Kurt Cobain zu erkennen war. Im Februar desselben Jahres erhielt Jamie Foxx für seine Hauptrolle als Ray Charles in dem ein Jahr zuvor entstandenen Film "Ray" (2004) den Oscar als bester Hauptdarsteller. Und nur zwei Jahre zuvor hatte der Rapper Eminem für den Song "Lose Yourself" im semi-autobiografischen Drama "8 Mile" (2002) ebenfalls einen Oscar gewonnen. Bei der Oscarverleihung im Jahr 2006 zog Joaquin Phoenix zwar gegen Philip Seymour Hoffman für seine Darbietung des Schriftstellers Truman Capote im Biopic "Capote" (2005) den Kürzeren. Der Siegeszug der Musik-Biopics war aber nicht mehr aufzuhalten.
Seit den 2010er-Jahre vergeht so gut wie kein Jahr, in dem nicht mindestens eine neue Filmbiografie in die Kinos kommt. Brian Wilson von den Beach Boys, Aretha Franklin, Whitney Houston, Amy Winehouse und Bob Marley sind nur einige der Musikerinnen und Musiker, denen seither ein Biopic gewidmet wurde. Manche davon kommen zu Oscar-Ehren wie "Bohemian Rhapsody" (2018) über Freddie Mercury und dessen Band Queen, manche versuchen das Formelhafte dieses Subgenres mit Kreativität aufzubrechen wie beispielsweise "Rocketman" (2019) über Elton John und wieder andere wie "Jimi: All Is by My Side" (2013) über Jimi Hendrix oder "Stardust" (2020) über David Bowie sind so mittelmäßig bis misslungen, dass sie umgehend in der Versenkung verschwinden.
Bad News
Zu Oscar-Ehren kam jüngst auch "Like A Complete Unknown" (2024). Knapp 20 Jahre nach "Walk the Line" packte James Mangold das nächste Biopic an, diesmal über eine noch größere Legende. Sein Film über Bob Dylan heimste sogar acht Nominierungen für den begehrtesten Filmpreis der Welt ein, nahm am Ende aber keine einzige Trophäe mit nach Hause. Was die Perfektion anbelangt, legt Mangold in "Like A Complete Unknown" noch eine Schippe drauf, was sich ironischerweise jedoch als Schwäche herausstellt. Denn was "Walk the Line" eine Spur besser macht, sind ausgerechnet dessen kleine Unzulänglichkeiten.
"Like A Complete Unknown" ist zu glatt, seine Figuren sind zu unnahbar und erstarren ein ums andere Mal in Ehrfurcht, wenn Dylan zur Gitarre greift. Diese Chimäre zu fassen, gelingt Mangold nicht, weil ihm und seinem Co-Autor Jay Cocks, wenn sie Dylans wegweisende Musik auf die Leinwand bringen wollen, nichts Besseres einfällt, als Großaufnahmen von Gesichtern zu zeigen, die das Genie bei der Arbeit anhimmeln. Dagegen gibt sich "Walk the Line" bei aller technischen Perfektion gröber und widerständiger und erzeugt allein schon deshalb mehr Reibung, weil der Protagonist wie in einem seiner Songs "Bad News" bedeutet. Johnny Cash ist dafür freilich auch der dankbarere Charakter.
Fazit: James Mangolds Biopic über die entscheidenden Jahre im Leben des Musikers Johnny Cash glänzt in allen Gewerken. Zwar ist "Walk the Line" recht formelhaft erzählt und wagt keine Experimente, liegt damit aber über dem Durchschnitt vieler vergleichbarer Filmbiografien.
Joaquin Phoenix' Haartolle sitzt – wie auch sonst alles in diesem Biopic von Regisseur James Mangold. Das Drehbuch beginnt mit einer Rahmenhandlung im Gefängnis in Folsom, Kalifornien, wo Johnny Cash 1968 den berühmtesten Auftritt seiner langen Karriere hinlegte. Von hier blenden Mangold und sein Co-Autor Gill Dennis zurück in die traumatische Kindheit des Musikers, der als J. R. Cash in Arkansas geboren wurde und auf der Farm seiner Eltern aufwuchs. Über einen Zeitsprung zu Cashs Militärdienst im deutschen Landsberg am Lech arbeitet sich der Film auf der Zeitachse schließlich bis ins Jahr 1968 ins Folsom Gefängnis vor.
Was die Handlung anbelangt, machen Mangold und Dennis also alles richtig. Ihr Drehbuch basiert auf gleich zwei Biografien, "Man in Black" sowie "Cash: The Autobiography", und begeht nicht den Fehler, Cashs Leben von der Wiege bis zur Bahre auf der großen Leinwand auszubreiten. Stattdessen konzentriert sich das Duo auf eine kurze Zeitspanne, die Cashs wechselvolle Karriere im Kern enthält und in dessen Kindheit sowohl Motive für den künstlerischen Antrieb als auch für die privaten Abstürze findet.
Auch die übrigen Gewerke leisten erstklassige Arbeit. Ausstattung und Kostüme lassen jedes Jahrzehnt in den hervorragenden Bildern von Kameramann Phedon Papamichael mit viel Zeitkolorit auferstehen. T Bone Burnetts Musik passt wunderbar zum Klang jener Jahre. Und der Soundmix sorgt dafür, dass sich die Konzerte wie echte Live-Auftritte anfühlen. Als Sahnehäubchen obendrauf haben Joaquin Phoenix als Johnny Cash und Reese Witherspoon als June Carter selbst gesungen und ihre Instrumente gespielt. Der Lohn für so viel Akribie waren fünf Oscar-Nominierungen. Gewonnen hat allerdings nur Witherspoon in der Kategorie der besten Hauptdarstellerin.
All Over Again
Was die Traumfabrik in Hollywood anbelangt, waren Filme über Musiker nie wirklich out. Lediglich die Musikgenres wechselten. Schon Jahrzehnte, bevor Phoenix in die Rolle des selbsternannten "Man in Black" schlüpfte, spielten etwa James Stewart den Jazz-Posaunisten Glenn Miller (in "Die Glenn Miller Story", 1954) und Steve Allen den Jazz-Klarinettisten Benny Goodman (in "Die Benny Goodman Story", 1955). Als "Walk the Line" ein halbes Jahrhundert später in die US-Kinos kam, waren Filmbiografien über berühmte Musiker aber gerade besonders in Mode.
Nur vier Monate zuvor lief mit "Last Days" ein Drama über einen offiziell zwar frei erfundenen Sänger und Gitarristen an, hinter dem jedoch glasklar Nirvana-Frontmann Kurt Cobain zu erkennen war. Im Februar desselben Jahres erhielt Jamie Foxx für seine Hauptrolle als Ray Charles in dem ein Jahr zuvor entstandenen Film "Ray" (2004) den Oscar als bester Hauptdarsteller. Und nur zwei Jahre zuvor hatte der Rapper Eminem für den Song "Lose Yourself" im semi-autobiografischen Drama "8 Mile" (2002) ebenfalls einen Oscar gewonnen. Bei der Oscarverleihung im Jahr 2006 zog Joaquin Phoenix zwar gegen Philip Seymour Hoffman für seine Darbietung des Schriftstellers Truman Capote im Biopic "Capote" (2005) den Kürzeren. Der Siegeszug der Musik-Biopics war aber nicht mehr aufzuhalten.
Seit den 2010er-Jahre vergeht so gut wie kein Jahr, in dem nicht mindestens eine neue Filmbiografie in die Kinos kommt. Brian Wilson von den Beach Boys, Aretha Franklin, Whitney Houston, Amy Winehouse und Bob Marley sind nur einige der Musikerinnen und Musiker, denen seither ein Biopic gewidmet wurde. Manche davon kommen zu Oscar-Ehren wie "Bohemian Rhapsody" (2018) über Freddie Mercury und dessen Band Queen, manche versuchen das Formelhafte dieses Subgenres mit Kreativität aufzubrechen wie beispielsweise "Rocketman" (2019) über Elton John und wieder andere wie "Jimi: All Is by My Side" (2013) über Jimi Hendrix oder "Stardust" (2020) über David Bowie sind so mittelmäßig bis misslungen, dass sie umgehend in der Versenkung verschwinden.
Bad News
Zu Oscar-Ehren kam jüngst auch "Like A Complete Unknown" (2024). Knapp 20 Jahre nach "Walk the Line" packte James Mangold das nächste Biopic an, diesmal über eine noch größere Legende. Sein Film über Bob Dylan heimste sogar acht Nominierungen für den begehrtesten Filmpreis der Welt ein, nahm am Ende aber keine einzige Trophäe mit nach Hause. Was die Perfektion anbelangt, legt Mangold in "Like A Complete Unknown" noch eine Schippe drauf, was sich ironischerweise jedoch als Schwäche herausstellt. Denn was "Walk the Line" eine Spur besser macht, sind ausgerechnet dessen kleine Unzulänglichkeiten.
"Like A Complete Unknown" ist zu glatt, seine Figuren sind zu unnahbar und erstarren ein ums andere Mal in Ehrfurcht, wenn Dylan zur Gitarre greift. Diese Chimäre zu fassen, gelingt Mangold nicht, weil ihm und seinem Co-Autor Jay Cocks, wenn sie Dylans wegweisende Musik auf die Leinwand bringen wollen, nichts Besseres einfällt, als Großaufnahmen von Gesichtern zu zeigen, die das Genie bei der Arbeit anhimmeln. Dagegen gibt sich "Walk the Line" bei aller technischen Perfektion gröber und widerständiger und erzeugt allein schon deshalb mehr Reibung, weil der Protagonist wie in einem seiner Songs "Bad News" bedeutet. Johnny Cash ist dafür freilich auch der dankbarere Charakter.
Fazit: James Mangolds Biopic über die entscheidenden Jahre im Leben des Musikers Johnny Cash glänzt in allen Gewerken. Zwar ist "Walk the Line" recht formelhaft erzählt und wagt keine Experimente, liegt damit aber über dem Durchschnitt vieler vergleichbarer Filmbiografien.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Walk the Line"
Land: USAJahr: 2005
Genre: Biopic
Länge: 136 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 02.09.2025
Regie: James Mangold
Darsteller: Joaquin Phoenix als John R. Cash, Reese Witherspoon als June Carter, Ginnifer Goodwin als Vivian Cash, Robert Patrick als Ray Cash, Dallas Roberts als Sam Phillips
Kamera: Phedon Papamichael
Verleih: 20th Century Fox
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