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Der Wert des Menschen
Der Wert des Menschen
© temperclayfilm production & distribution GbR

Der Wert des Menschen (2015)

La loi du marché

Französisches Sozialdrama über einen arbeitslosen Familienvater, der sich um eine neue Stelle bemüht.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.5 / 5

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Der arbeitslose Facharbeiter Thierry (Vincent Lindon) hat eine Umschulung zum Kranführer gemacht, die sich als nutzlos herausstellt. Er macht sich Sorgen, weil sein körperbehinderter Sohn (Matthieu Schaller) bald auf die Fachhochschule geht und die Familie die Kosten für seine Betreuung zum Teil selbst zahlen muss. Auf der Bank rät man ihm zum Verkauf seiner Eigentumswohnung, aber Thierry will den Kredit, der noch fünf Jahre läuft, weiter bedienen. Mit seiner Frau (Karine de Mirbeck) versucht er, das Mobilheim, das auf einem Campingplatz am Meer steht, zu verkaufen. Aber er reagiert genervt, als der Interessent den Preis drücken will.

Als Thierry einen neuen Job als Kaufhausdetektiv annimmt, scheint es bergauf zu gehen. Die Bank gewährt ihm einen Kredit für einen neuen Gebrauchtwagen. Nun ist Thierry den ganzen Tag damit beschäftigt, Ladendiebe zu stellen, die ein Stück Fleisch oder ein Ladegerät eingesteckt haben. Auch die eigenen Verkäuferinnen nimmt das Unternehmen ins Visier, um ihnen wegen eingesteckter Rabattmarken und ähnlicher Vergehen zu kündigen.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Der französische Regisseur Stéphane Brizé ("Mademoiselle Chambon") hat ein durch und durch realistisches Sozialdrama inszeniert, das den Alltag eines arbeitssuchenden Mannes in beispielhaften Szenen aufblättert. Hauptdarsteller Vincent Lindon bekam für seine völlig unglamouröse Rolle des gedrückten, in sich gekehrten Thierry den Preis für den besten männlichen Schauspieler auf dem Filmfestival von Cannes 2015. Obwohl das ruhige Drama so unspektakulär in die Tristesse einer gewöhnlichen Erwerbsbiografie eintaucht, entwickelt es erstaunlich viel Spannung. Die zuweilen absurden und demütigenden Situationen, denen Thierry auf dem Arbeitsamt oder später in seinem Job als Kaufhausdetektiv ausgesetzt ist, haben einen hohen Wiedererkennungswert. Sie halten der modernen Gesellschaft den Spiegel vor, die den Menschen gerne unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten beurteilt.

Thierry ist schlecht rasiert und gibt auch sonst äußerlich zu erkennen, dass er in seinem Leben in letzter Zeit wenig Grund zur Freude hat. Dabei lässt sich der ernste Mann keineswegs gehen, im Gegenteil, er stellt einen geradezu unermüdlichen Eifer unter Beweis, um endlich wieder in Arbeit zu kommen. Er ist nicht mehr jung, aber auch deswegen hat er mehr Disziplin, Selbstbeherrschung und Anstand als viele seiner Gesprächspartner. Die Kamera versenkt sich in langen Einstellungen in scheinbar beiläufig aneinandergereihte Alltagsszenen, um sichtbar zu machen, wie Thierry mit sich und den subtilen Kränkungen ringt, die ihm widerfahren. In Bewerbungstrainings soll er lernen, sich perfekt zu verkaufen, freundlich und selbstbewusst wirken, aber wenn er mit der Bank spricht oder einem potenziellen Arbeitgeber, erlebt er, dass er so gut wie keinen Verhandlungsspielraum besitzt. Selbst auf den behinderten Sohn, der die letzte Schulklasse besucht, wird bereits Leistungs- und Anpassungsdruck ausgeübt, wie ein Schulgespräch zeigt, zu dem die Eltern geladen sind.

Thierry scheint sich nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit zu fühlen, oder herabgestuft zu einem Lernenden, der aufholen muss. Er spricht nicht mehr als nötig, nie sieht man ihn mit seiner Frau diskutieren. Das Ehepaar ist ein eingespieltes Team, es arbeitet einfach klaglos die Alltagspflichten ab und gönnt sich ein einziges Vergnügen: einen Tanzkurs. In dieser Szene erklingt Musik, aber wo sie nicht zur Handlung gehört, kippt sie der Film auch nicht über die Bilder. Lediglich die Schlussszene wird von dieser Dogma-Regel ausgenommen. Thierry hat dann seine Lektion gelernt, er hat begriffen, dass man ihn unterschätzt und dass Arbeit für ihn mehr als nur Geldverdienen ist.

Fazit: Der französische Regisseur Stéphane Brizé findet das Drama im Alltäglichen, wenn er Szenen aus dem Leben eines arbeitssuchenden Familienvaters aufblättert. Hauptdarsteller Vincent Lindon spielt ihn so zurückgenommen wie ausdrucksstark als eine Art Versuchsperson, die einer Gesellschaft ohne menschliches Augenmaß den Spiegel vorhält.




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Besetzung & Crew von "Der Wert des Menschen"

Land: Frankreich
Jahr: 2015
Genre: Drama
Originaltitel: La loi du marché
Länge: 93 Minuten
Kinostart: 17.03.2016
Regie: Stéphane Brizé
Darsteller: Vincent Lindon, Karine de Mirbeck, Matthieu Schaller, Yves Ory, Xavier Mathieu
Kamera: Eric Dumont
Verleih: temperclayfilm production & distribution GbR

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