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Trübe Wolken (2021)

Im Mittelpunkt dieses Krimidramas steht ein jugendlicher Außenseiter in einer Kleinstadt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.7 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 14 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Der 17-jährige Paul (Jonas Holdenrieder) besucht die Abiturklasse in einem Provinzstädtchen. Der in sich gekehrte, stille Jugendliche hat keine Freunde. Aus der Enge des Familienhauses, in dem er mit Vater, Stiefmutter und dem jüngeren Bruder wohnt, zieht es Paul immer wieder hinaus in den angrenzenden Wald. Er schaut auch gerne in leerstehende Gebäude und setzt sich sogar in einem Nachbarhaus ungebeten an das Bett einer alten Frau und kramt in deren Schubladen. Aus den Geldbörsen oder Taschen anderer Leute nimmt er gerne Fotos mit. Sein Lehrer Bulwer (Devid Striesow) wurde auf nächtlicher Straße von einem jugendlichen Steinewerfer attackiert, der auf einer Brücke stand. Es ist nicht die erste Tat des Unbekannten.

Bulwer schnappt sich im Unterricht Pauls Notizbuch und liest daraus der Klasse ein Gedicht vor. Es beeindruckt den Lehrer so, dass er Paul zu sich nach Hause einlädt. Auch Mitschülerin Dala (Valerie Stoll) ist beeindruckt von Pauls Poesie. Sie möchte ihn ebenfalls kennenlernen und zeigt dem draufgängerischen Max (Max Schimmelpfennig), der in sie verknallt ist, die kalte Schulter. Die Kriminalpolizei kommt in die Schule und befragt Paul und andere Schüler*innen: David (Valentino Fortuzzi), der Neue in der Abiturklasse, der vor einiger Zeit verschwunden war, ist tot. Die Kripo geht von einem Tötungsdelikt aus.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Das Spielfilmdebüt des Regisseurs Christian Schäfer erzählt die Coming-of-Age-Geschichte eines verschlossenen Jugendlichen. Und es ist zugleich ein Thriller, denn in dem namenlosen Provinzstädtchen geschehen unheimliche Dinge: Ein unbekannter Steinewerfer verübt Attentate auf Autofahrer und dann wird auch noch ein Schüler getötet aufgefunden im Wald. Von Anfang an lenkt der Film durch die Schnittfolge, und später auch wegen seines Stöberns in fremden Brieftaschen, den Verdacht auf Hauptcharakter Paul. Aber vielleicht liegen die Dinge nicht so einfach, denn das Drehbuch von Glenn Büsing erzählt nichtlinear, und etliche Personen verhalten sich merkwürdig oder haben etwas zu verbergen.

Die Provinz erscheint als trostlose Gegend, mit ihrem Alltagstrott zwischen familiärer Spießigkeit und schulischer Routine. Vor allem ein Mensch wie Paul, der im Laufe der Handlung gerade mal 18 wird, spürt die Un-Heimeligkeit, die hier herrscht, ganz intensiv. Der Umgangston daheim ist kühl und verklemmt, wenn man zu viert beim Abendbrot sitzt. Ein echtes Gespräch kommt nicht in Gang. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb Paul gerne den Lehrer Bulwer besucht, oder weshalb er in alten Gebäuden nach Spuren vergangenen Lebens sucht und sich für Fotos und Briefe anderer interessiert.

Denn Paul sucht Antworten, über das Leben, das Rätsel der Liebe, über Sexualität. Das geht auch seinen Mitschüler*innen nicht anders. Jugend ist ein prekärer Zustand, schon harmlose Dinge können sich im eigenen Empfinden ins Groteske verzerren. Die von einer homosexuellen Annäherung ausgelöste Gefühlsexplosion und auch die sexuelle Belästigung einer Schülerin lassen die Jugendlichen erleben, wie abgründig die Wirklichkeit sein kann. Der Film spielt stilistisch mit Licht und Schatten, mit einem Halbdunkel, das Verlassenheit, aber auch die Freiheit des Unbeobachtetseins bedeuten kann.

Jonas Holdenrieder spielt Paul glaubhaft als unscheinbaren, zumindest nach außen hin angepassten Charakter. Niemand kennt ihn, aber viele wollen in ihm etwas sehen, was ihren Vorstellungen entspricht. Paul kann auch spontan lügen, selbstbewusst auftrumpfen. In erster Linie sorgt jedoch der verknappte, übertrieben nichtlineare Erzählstil dafür, dass Paul rätselhaft wirkt. Etwas mehr Realitätsnähe hätte dem durchaus spannenden und atmosphärisch sehr überzeugenden Film gutgetan.

Fazit: Das Spielfilmdebüt des Regisseurs Christian Schäfer bezieht seine reizvolle Spannung aus dem Kontrast zwischen eintönigem Provinzalltag und einem Gefühl des Unheimlichen, das die Zuschauer*innen beschleicht, während sie den jugendlichen Hauptcharakter begleiten. Die Neigung des verschlossenen, scheinbar angepassten Außenseiters, durch den Wald zu stromern, macht ihn ein wenig verdächtig. Denn es geschehen Verbrechen in dieser Gegend, die das nichtlinear erzählte Drama mit Krimiatmosphäre aufladen. Das Rätselraten, wer der Täter ist, findet eine Entsprechung in der jugendlichen Frage nach der eigenen Identität im Chaos der Gefühle.




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Besetzung & Crew von "Trübe Wolken"

Land: Deutschland
Jahr: 2021
Genre: Thriller, Drama
Länge: 105 Minuten
Kinostart: 24.02.2022
Regie: Christian Schäfer
Darsteller: Jonas Holdenrieder als Paul Nebe, Devid Striesow als Erich Bulwer, Valerie Stoll als Dala Brünne, Peter Jordan als Per-Ulrich Nebe, Claudia Geisler als Sylvia Nebe
Kamera: Sabine Stephan
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH

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