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Deutsche Filmstarts: Will Smith schwingt den Tennisschläger

Kenneth Branagh zollt seiner Heimatstadt "Belfast" Tribut

Die Oscar-Verleihung am 27. März wirft erstmals ihren großen Schatten voraus: Gleich drei nominierte Produktionen aus den USA, Großbritannien und Tunesien finden mit dem Will Smith-Drama "King Richard", dem autobiographisch gefärbten "Belfast" von Kenneth Branagh und "Der Mann, der seine Haut verkaufte" von Regisseurin Kaouther Ben Hania ihren Weg in die heimischen Lichtspielhäuser. Dazu kommen noch die Horrorkomödie "Studio 666" mit den Foo Fighters und der deutsche Coming of Age-Krimi "Trübe Wolken" von Christian Schäfer. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?

"King Richard"
Drama
USA
145 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Tenniscoach Richard Williams (Will Smith) trainiert mit unerschütterlichem Ehrgeiz und hartnäckiger Sturheit seine beiden Töchter Venus (Saniyya Sidney) und Serena (Demi Singleton) zu legendären Tennisspielerinnen.

Eine wahre Geschichte, die leicht zu Schema X hätte gerinnen können, doch Regisseur Reinaldo Marcus Green ("Good Joe Bell") und Drehbuchdebutant Zach Baylin erzählen ihr US-Drama erfrischend nuanciert und unterhaltsam und können sich auf einen grandiosen Hauptdarsteller Will Smith stützen, für den diese Rolle den Oscar-Traum wahr werden lassen könnte, nachdem der Golden Globe bereits an den Mimen, der die 50 Millionen Dollar teure Telepool-Produktion auch produziert hat, gegangen ist und Auszeichnungen beim Britischen Filmpreis und den Screen Actors Guild Awards - und damit der Grand Slam der Schauspielpreise - ebenfalls winken. Der Streifen, unisono von Kritikern und Zuschauern gepriesen, ist für insgesamt sechs Academy Awards genannt.

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"Belfast"
Drama
Großbritannien
98 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Das Leben einer Familie in Belfast während des erneuten Aufflammens des Nordirland-Konflikts im Jahre 1969.

Und noch ein Film, der den Wert einer zusammen haltenden Familie betont und mit gleich sieben Oscar-Nominierungen bedacht worden ist. Für den nordirischen Produzenten, Regisseur und Drehbuchautoren Kenneth Branagh ("Mord im Orient-Express") ist das britische Drama ein zutiefst persönliches, weil auch autobiographisches Projekt. Der von Jude Hill verkörperte Neunjährige steht praktisch für Kenneth ein, der zur Zeitpunkt der Spielhandlung ebenfalls neun Jahre alt war. Die Handlung holpert etwas, aber die starken Darsteller und die inszenatorische Kunstfertigkeit des in Schwarzweiß gefilmten Werks kompensieren dies. Die Universal Pictures-Produktion hat gute Kritiken erhalten und kommt auch beim Publikum hervorragend an.

Unsere Kritikerin Bianka Piringer hebt ebenfalls den Daumen: "Kenneth Branagh's Hang zur stimmungsvollen Nostalgie wird von den Aufnahmen in Schwarz-Weiß und den Liedern Van Morrisons elegant unterstützt, während Darsteller wie Ciarán Hinds, Judi Dench und der junge Jude Hill die Herzlichkeit und den Humor der Menschen betonen."
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"Der Mann, der seine Haut verkaufte"
Drama
Tunesien
108 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein syrischer Flüchtling (Yahya Mahayni) lernt einen für seine provokanten Arbeiten berühmten Künstler (Koen De Bouw) kennen, der ihm die Möglichkeit eröffnet, mit einem auf den Rücken tätowierten Bild als lebendes Kunstwerk nach Europa reisen zu können.

Und der nächste Oscar-Anwärter: "ar-rajul allaḏī bāʿa ẓahrihu" - "Der Mann, der seinen Rücken verkaufte", so der arabische Originaltitel - geht für Tunesien als Anwärter auf den "Besten internationalen Film" ins Rennen. Das Drama von Regisseurin und Drehbuchautorin Kaouther Ben Hania lehnt sich an das lebende Kunstwerk "Tim" des belgischen Künstlers Wim Delvoye aus dem Jahr 2006 an und verbindet es mit einer ernüchternden und packenden außereuropäischen Sichtweise über Freiheit und menschliche Würde. Zugleich beschreibt der Streifen die Spannungen zwischen Kunst und Kommerz. Die Kritiken für die eksystent distribution Kijas-Produktion sind zustimmend, ebenso wie die Zuschauerreaktionen.

Unserem Rezensenten Björn Schneider hat es auch gefallen: "Mutiger, von tiefschwarzem Humor geprägter Film über das Leid von Flüchtlingen, die Abnormitäten des Kunstmarktes und exzentrische, geltungssüchtige Sammler sowie Vertreter der Auktions- und Museumswelt, denen Ansehen und Geld wichtiger sind als Menschen und deren Schicksale."

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"Studio 666"
Komödie
USA
106 Minuten
FSK 16

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Die US-Rock-Band Foo Fighters um den ehemaligen Nirvana-Schlagzeuger Dave Grohl zieht in ein Herrenhaus im Stadtteil Encino von Los Angeles, das in der Geschichte des Rock’n’Roll eine wichtige Rolle gespielt hat, nun aber von dunklen Mächten heimgesucht wird.

Diese US-Komödie ist definitiv nicht Oscar-nominiert. Wer in der Stimmung für eine fröhlich überdrehte Hommage an Horror und Musikdokumentationen ist, dürfte hier aber auf seine Kosten kommen. Für BJ McDonnell, der bisher hauptsächlich als Kameramann und Musikvideo-Regisseur gearbeitet hat, ist es ebenso wie für die Band Foo Fighters, die sich hier selbst spielt, und ihren Schlagzeuger Dave Grohl, auf dessen Idee die Sony Pictures-Produktion basiert, der erste Spielfilm. Kritiken wie Zuschauermeinungen sind gemischt.

Unser Kollege Björn Schneider ist gebremst angetan: "Wer über die simple Story und die konstruierten Zufälle hinwegsieht, erlebt eine schön durchgeknallte, drastische Horror-Komödie mit Liebe zum Detail und ehrlicher Verbeugung vor Horror- und Musikdoku-Klassikern."

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"Trübe Wolken"
Krimi
Deutschland
104 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein wortkarger Außenseiter (Jonas Holdenrieder) muss sich kurz vor dem Abitur von seiner Rolle als unbeteiligter Beobachter verabschieden, als ein Neuer an seiner Schule im Wald tot aufgefunden wird.

Der hessische Regisseur Christian Schäfer, schon seit Jahren für seine kurzen und mittellangen Filme mehrfach ausgezeichnet, gelingt mit seinem Drehbuchpartner Glenn Büsing ein exzellenter, atmosphärestarker Einstand auch im Spielfilm. Ihr deutscher Kriminalfilm, angesiedelt in der hessisch provinziellen Heimat des Filmemachers, ist einfühlsam und spannend zugleich, dargeboten von einem klasse Ensemble, zu dem auch Devid Striesow zählt. Die Kritiken für die Salzgeber-Produktion sind gut, ebenso wie die ersten Zuschauerreaktionen.

Unsere Kritikerin Bianka Piringer rät ebenfalls zum Kinobesuch: "Der Film bezieht seine reizvolle Spannung aus dem Kontrast zwischen eintönigem Provinzalltag und einem Gefühl des Unheimlichen, das die Zuschauer beschleicht, während sie den jugendlichen Hauptcharakter begleiten. Denn es geschehen Verbrechen in dieser Gegend, welche die nichtlinear erzählte Handlung mit Krimiatmosphäre aufladen. Das Rätselraten, wer der Täter ist, findet eine Entsprechung in der jugendlichen Frage nach der eigenen Identität im Chaos der Gefühle."

Hier geht es zu den kompletten Filmstarts

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