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Liebe, D-Mark und Tod (2022)

Ask, Mark ve Ölüm

"Songs of Gastarbeiter": Dokumentarfilm über die Geschichte türkisch-migrantischer Musik in Deutschland.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
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Als im Zuge des Anwerbeabkommens Anfang der 1960er-Jahre die ersten Arbeiter aus der Türkei nach Deutschland kamen, brachten sie auch ihre Musik mit. Von den harten Arbeitsbedingungen überrascht, den gemachten Versprechungen enttäuscht und sehnsuchtsvoll in die Heimat blickend, entstand eine neue musikalische Spielart: Gurbetçi-Lieder, Lieder aus der Fremde. Metin Türköz zählte zu ihren ersten Interpreten. Seine Lieder verkauften sich unter den in Europa lebenden Immigranten millionenfach; vom Rest der Bevölkerung völlig unbemerkt.

In seinem neuen Dokumentarfilm geht Regisseur Cem Kaya diesem Phänomen nach. Sein Film zeichnet die historische Linie der Gurbetçi-Lieder, die bis zum Hip-Hop reicht, nach. Er interviewt Künstlerinnen wie Yüksel Özkasap, die Nachtigall von Köln, und Cavidan Ünal, the Diva of Europe. Er stellt Bands wie Derdiyoklar und Musiker wie Cem Karaca vor, der aus der Türkei fliehen musste und in seinem deutschen Exil mit seiner Gruppe Die Kanaken sozialkritische Lieder auf Deutsch sang.

Hochzeitsmusiker und Gazinos, Restaurants mit Musikprogramm, spielen im Film ebenso eine prominente Rolle wie Plattenfirmen und der Kassettenmarkt, die allesamt zum Erfolg der Musikerinnen und Musiker beitrugen. Abgerundet wird das Bild durch eine Fülle an zum Teil noch nie gezeigtem Archivmaterial, das die Geschichte der türkisch-migrantischen Musik auch aus sozialer, ökonomischer und politischer Sicht beleuchtet.

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Nach türkischen Popstars gefragt, dürften die meisten Deutschen wohl mit Tarkan antworten, weil der 1972 im rheinhessischen Alzey geborene und in der Türkei großgewordene Tarkan Tevetoğlu einer der wenigen Musiker ist, die Ende der 1990er-Jahre türkischsprachige Songs in den deutschen Charts platzieren konnten, die auch den deutschen Zuhörern im Ohr geblieben sind. Die Hitsingles "Şımarık ", "Şıkıdım" und deren Schöpfer kommen in Cem Kayas Dokumentarfilm allerdings nicht vor. Kaya widmet sich türkischen Popstars, deren Erfolge größtenteils unter dem Radar geflogen sind und lange vor Tarkans Höhenflug lagen.

Wie unbekannt viele der im Film vorgestellten Künstlerinnen und Künstler sind, zeigt eine Aussage des Musikers Murat Ersen aka Muhabbet. Sein Stilmix aus Arabeske und R 'n' B, von ihm selbst als R 'n' Besk bezeichnet, machte ihn berühmt. Mit deutschen Texten erreichte er ein breites Publikum. Im Interview gesteht er nun ein, dass er lange Zeit gedacht habe, er sei auf diesem Gebiet der Erste gewesen. Die in Deutschland entstandene Tradition der Gurbetçi-Lieder, der Lieder aus der Fremde, war auch ihm nicht geläufig. Cem Kayas Film schafft Abhilfe.

Wer Kayas vorangegangenen Dokumentarfilm "Remake, Remix, Rip-Off" (2014) gesehen hat, weiß, dass ein wilder Ritt wartet. Kayas Filme sind mehr essayistische Bild-und-Ton-Collagen als Dokumentarfilme. In "Remake, Remix, Rip-Off" stürmte der 1976 im bayrischen Schweinfurt geborene Filmemacher durch die Geschichte der türkischen B-Film-Produktion der 1960er und 70er. Auch in "Liebe, D-Mark und Tod" legt er einen Affenzahn vor. Die drei Nomen aus dem Filmtitel dienen als Kapitelüberschriften, die den Film entlang drei Entwicklungsstufen der türkisch-migrantischen Musik narrativ strukturieren. Der Rest ist ein Rausch.

Viele Musikdokus leiden unter ihrer schieren Masse an Talking Heads. Bei all den Interviews kommt die Musik oft zu kurz. Wie sie entsteht, wie beispielsweise komponiert, getextet und aufgenommen wird, interessiert auch Cem Kaya nicht. Für das Gelingen seines Films spielt das allerdings überhaupt keine Rolle. "Liebe, D-Mark und Tod" ist so voll von Musik, charismatischen Kreativen und Zeitdokumenten, die einen mal amüsieren, mal erschaudern lassen angesichts der etwa in deutschen Fernsehbeiträgen an den Tag gelegten Ignoranz und des (unterschwelligen) Rassismus, dass man im Publikum gar nicht anders kann, als sich von diesem audiovisuellen Strom mitreißen zu lassen.

Die Musik und deren Interpreten, die Kaya in seinem Film präsentiert, werden gern als Subkultur bezeichnet. "Dem möchte ich mit diesem Film entschieden entgegentreten", sagt der Regisseur. "Unsere Dokumentation verhandelt die musikalische Sozialisierung von drei Millionen türkeistämmigen Menschen in Deutschland. Das ist kein Underground, das ist schillerndste Popmusik." Recht hat er! Selbst Musikbanausen werden in diesem Film nicht stillsitzen können.

Fazit: Cem Kayas neues Werk ist ein wilder Ritt durch die Geschichte der türkisch-migrantischen Musik. Eine visuell betörende wie dynamische Bild-und-Ton-Collage. Ein Dokumentarfilm wie ein Rausch! Selbst Musikbanausen werden nicht stillsitzen können.




FBW-Bewertung zu "Liebe, D-Mark und Tod"Jurybegründung anzeigen

FBW: besonders wertvollWir gehen zurück in das Jahr 1961. Deutschland hat soeben mit der Türkei das sogenannte ?Anwerbeabkommen? abgeschlossen. Und der Strom türkischer Gastarbeiter nach Westdeutschland setzt ein. Für jeden Knochenjob in den Bergwerken, in den [...mehr]

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Besetzung & Crew von "Liebe, D-Mark und Tod"

Land: Deutschland, Türkei
Jahr: 2022
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Ask, Mark ve Ölüm
Länge: 96 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 29.09.2022
Regie: Cem Kaya
Verleih: Rapid Eye Movies

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