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Mittagsstunde (2022)

Ungeschminkter Blick zurück: deutsches Drama über einen Akademiker, der wieder in sein Heimatdorf zieht, um sich um seine Eltern zu kümmern.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.5 / 5

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Ingwer Feddersen (Charly Hübner) ist Dozent an der Universität in Kiel. Mit 47 Jahren nimmt er sich eine Auszeit von seinem Beruf und seinem komplizierten Beziehungsgeflecht mit Ragnhild (Julika Jenkins) und Claudius (Nicki von Tempelhoff), um in seiner alten Heimat nach dem Rechten zu sehen. Ingwer zieht zurück nach Brinkebüll ins nordfriesische Nirgendwo und kümmert sich um seine Eltern Sönke (Peter Franke) und Ella (Hildegard Schmahl). Deren Gnadenhochzeit steht vor der Tür. Gefeiert werden soll im alten Landgasthof der Eltern, der inzwischen nur noch eine Tanzgruppe als einzige Gäste hat.

Ingwer erkennt Brinkebüll kaum wieder. Der Ort wirkt wie ausgestorben. Die Schule und der Tante-Emma-Laden sind dicht. Kein Mensch ist auf der Straße. Statt Kindergebrüll ist nur der Lärm von vorbeirauschenden Lastwagen zu hören. Zurück in seinem alten Kinderzimmer erinnert sich Ingwer an die Vergangenheit, als sein Vater (jetzt: Rainer Bock) und seine Mutter (jetzt: Gabriela Maria Schmeide) mit ihrem Landgasthof noch alle Hände voll zu tun hatten. Und er erinnert sich an seine ältere Schwester Marret (Gro Swantje Kohlhof) und deren Schicksal.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Klassische Heimatfilme und -romane neigen dazu, das Ländliche zu romantisieren. Wer selbst auf dem Land aufgewachsen ist, findet sich eher in modernen Vertretern dieser Genres wieder; in Werken, die die Schattenseiten des Dorflebens nicht ausblenden. Dörte Hansens Bücher zählen dazu. Bereits ihr Debütroman "Altes Land" (2015) wurde adaptiert, als Zweiteiler fürs Fernsehen. Nun kommt die Verfilmung ihres zweiten Romans "Mittagsstunde" (2018) in die Kinos.

Wie von der 1964 in Husum geborenen Journalistin und Schriftstellerin gewohnt, spielt auch "Mittagsstunde" im hohen Norden. Auf dem Regiestuhl hat mit dem gebürtigen Kieler Lars Jessen ebenfalls ein Nordlicht Platz genommen. Zudem hat das Ensemble rund um den Neustrelitzer Charly Hübner ein ausgezeichnetes Ohr fürs Plattdüütsche, das in diesem Film geschnackt wird und das für alle dieses Dialekts Unkundigen eigens mit Untertiteln daherkommt.

Regisseur Jessen, der seine eigene Jugend in einer Hippie-Kommune in seinem Kinodebüt "Am Tag als Bobby Ewing starb" (2005) verarbeitete und dem Norden auch danach in Kinofilmen wie "Dorfpunks" (2009) treu blieb, spannt ein authentisches Panorama des norddeutschen Dorflebens auf. Alternierend auf drei Zeitebenen erzählt, sehen wir durch die Augen des von Hübner gespielten Protagonisten einer mit der Flurbereinigung beginnenden Zeitenwende zu. Als die Hauptfigur Jahrzehnte später zurückkehrt, erkennt sie ihre alte Heimat kaum wieder.

"Mittagsstunde" wirft einen ungeschminkten Blick auf den Strukturwandel auf dem Land, dem die Jungen entfliehen und dem die Alten wegsterben. Hansens Vorlage und Jessens Adaption vergessen bei aller Tragik den (trockenen) Humor nicht. Visuell streift das Drama seine TV-Ästhetik allerdings nie ganz ab. "Mittagsstunde" ist ein Heimatfilm der etwas anderen Art, einer über Vergänglichkeit, Unwiderbringliches und über Familiengeheimnisse. Friesisch herb, skurril, sympathisch und am Ende versöhnlich.

Fazit: Lars Jessen hat einen Heimatfilm der etwas anderen Art gedreht. Seine Adaption von Dörte Hansens gleichnamigem Roman kann ihre TV-Ästhetik zwar nie ganz abstreifen, wartet dafür aber mit einem ehrlichen Blick aufs Dorfleben auf. Ein Familiendrama über Wandel und Geheimnisse. Friesisch herb, skurril und sympathisch.




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Besetzung & Crew von "Mittagsstunde"

Land: Deutschland
Jahr: 2022
Genre: Drama
Länge: 93 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 22.09.2022
Regie: Lars Jessen
Darsteller: Charly Hübner als Ingwer Feddersen, Lennard Conrad als Ingwer Feddersen (jung), Péter Franke als Sönke Feddersen, Rainer Bock als Sönke Feddersen (jünger), Hildegard Schmahl als Ella Feddersen
Kamera: Kristian Leschner
Verleih: Majestic Filmverleih GmbH

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