
© Plaion Pictures
Reflection in a dead diamond (2025)
Reflet dans un diamant mort
Bilderrausch im Sixties-LookKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung:
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der Mittsiebziger John D. (Fabio Testi) genießt sein Leben in einem luxuriösen Hotel an der malerischen Côte d’Azur. Er ist fasziniert von seiner geheimnisvollen Nachbarin (Maria de Medeiros), die Erinnerungen an seine Zeit als Geheimagent in den 1960er Jahren an der Riviera weckt. Eines Tages verschwindet diese mysteriöse Fremde ohne Spur. John wird mit längst verdrängten Dämonen konfrontiert, als er befürchtet, dass seine alten Feinde zurück sind, um eine offene Rechnung zu begleichen.
Bildergalerie zum Film "Reflection in a dead diamond"
Hier streamen
Filmkritik
Mit ihre Langfilmen "Amer – Die dunkle Seite deiner Träume“, "Der Tod weint rote Tränen“ und "Leichen unter brennender Sonne“ gelangen dem Regieduo Hélène Cattet und Bruno Forzani stilisierte, experimentell angelegte Hommagen an das italienische Horror- und Thrillerkino der Sechziger und frühen Siebziger. Wo "Leichen“ um die Jagd nach einer Goldbeute noch Ansätze einer Geschichte besaß, gibt sich das Duo in dem nach längerer Pause entwickelten "Reflection in a Dead Diamont“ wieder ganz dem surrealen Bilderrausch hin. Ob man sich von ihm gefangen genommen lässt, hängt ganz vom Zuschauer und einem Faible für Pulp- und Retro-Look ab.
Wo der Vorgänger auf Italowestern und Gangster-Thriller anspielte, verknüpft der mehrsprachige "Reflection“ das schicke Eurospy- und Caper Movie-Genre der Swinging Sixties. Ausgelöst wird der kunstvolle, psychedelisch-surreal angelegte Sturm von Erinnerungen des alternden Agenten Monsieur Diman. In einem luxuriösen Hotel an der Côte d’Azur residierend, kann der Gentleman inzwischen seine Rechnung nicht mehr bezahlen. Dabei hofft er, mit den Diamanten der ihm stets entkommenen Einbrecherin und Mörderin Serpentik seine Schulden bezahlen zu können. Als Agent John D. war er ihr einst ebenso vergeblich auf den Spuren wie dem hypnotisch begabten Killer Kinetik, der seine Opfer in Kinovisionen versetzte. "Deine Welt ist eine Illusion“, heißt es in einem bezeichnenden Dialog.
Für die Gegenwartsszenen konnte man mit Fabio Testi einen immer noch aktiven Star des Siebziger-Genrekinos gewinnen, der in zahlreichen Western und Polizeifilmen reüssierte. Unter anderem agierte er als Revolutionär in Claude Chabrols Politik- und Terrorismus-Abrechnung "Nada“ nach einem Roman von Jean-Patrick Manchette. Auf den ikonischen Krimiautor bezogen sich Cattet und Forzani besonders im Vorgänger "Leichen unter brennender Sonne“. Ihr neustes Werk entwickelt sich im Verlauf zu einer exzessiven Huldigung an die italienischen Fumetti und ihre amoralischen, über Leben gehenden Protaonist(inn)en. Nach Film-im-Film- und Personen-im-Kino-Sequenzen verweist man am Ende auf die zumeist in Schwarzweiß gehaltenen, massenhaft produzierten Comicbüchlein.
Neben blutrot bestimmen schwarze und weiße Farbfelder die visuelle Gestaltung. Bei eleganten Herren und verführerischen Damen in Kasinos, Hotels und Strandcafés dominiert drastische, überstilisierte Gewalt das undurchsichtige Geschehen. In dieser Hinsicht erwiesen sich die Fumetti als noch grenzenloser und provokanter als das Kino. Besonders im Finale zitiert das Duo Mario Bavas "Gefahr: Diabolik!“ (1968) um die Jagd nach einem Superverbrecher. Giallo-Meister Umberto Lenzi adaptierte zwei Jahre zuvor die Serie um Totenkopf-Gangster "Kriminal“ und seinen Diamanten-Raubzug. Diese stilisierte Ästhetik hätten die drei neuen, an einem billigen Video-Look krankenden "Diabolik“-Filme vertragen können.
Mit einer schwarzen Opernsängerin als Lockvogel oder mögliche Identität von Serpentik verweist man auf den Kultfilm "Diva“. Unter gewohnter Verweigerung eines stringenten Plots und bei verschlungener Struktur bauen Cattet und Forzani wieder auf eine Mischung aus Eros und Thanatos, einen Retro-Soundtrack mit Morricone- und Cipriani-Zitaten, dem Spiel mit Masken und Identitäten, barocke Interieurs und Pop-Art-Motive zum Bewusstseinsstrom mit dem Verschwinden von Traum und Realität, bis beides nicht mehr voneinander unterscheidbar ist. Voyeurismus wird durch Detailaufnahmen von Augen manifestiert, die Frau erscheint als sexuelle und physische Bedrohung. Ängste, Obsessionen und Visionen des Protagonisten verschweißen zu einem atemberaubenden, aber angesichts des Plotmangels mitunter anstrengenden Bildertrip.
Fazit: Furioser experimenteller Thriller und Hommage an die Eurospy-Ära, bei der Wiederholungen und Leerstellen nicht ganz ausbleiben.
Wo der Vorgänger auf Italowestern und Gangster-Thriller anspielte, verknüpft der mehrsprachige "Reflection“ das schicke Eurospy- und Caper Movie-Genre der Swinging Sixties. Ausgelöst wird der kunstvolle, psychedelisch-surreal angelegte Sturm von Erinnerungen des alternden Agenten Monsieur Diman. In einem luxuriösen Hotel an der Côte d’Azur residierend, kann der Gentleman inzwischen seine Rechnung nicht mehr bezahlen. Dabei hofft er, mit den Diamanten der ihm stets entkommenen Einbrecherin und Mörderin Serpentik seine Schulden bezahlen zu können. Als Agent John D. war er ihr einst ebenso vergeblich auf den Spuren wie dem hypnotisch begabten Killer Kinetik, der seine Opfer in Kinovisionen versetzte. "Deine Welt ist eine Illusion“, heißt es in einem bezeichnenden Dialog.
Für die Gegenwartsszenen konnte man mit Fabio Testi einen immer noch aktiven Star des Siebziger-Genrekinos gewinnen, der in zahlreichen Western und Polizeifilmen reüssierte. Unter anderem agierte er als Revolutionär in Claude Chabrols Politik- und Terrorismus-Abrechnung "Nada“ nach einem Roman von Jean-Patrick Manchette. Auf den ikonischen Krimiautor bezogen sich Cattet und Forzani besonders im Vorgänger "Leichen unter brennender Sonne“. Ihr neustes Werk entwickelt sich im Verlauf zu einer exzessiven Huldigung an die italienischen Fumetti und ihre amoralischen, über Leben gehenden Protaonist(inn)en. Nach Film-im-Film- und Personen-im-Kino-Sequenzen verweist man am Ende auf die zumeist in Schwarzweiß gehaltenen, massenhaft produzierten Comicbüchlein.
Neben blutrot bestimmen schwarze und weiße Farbfelder die visuelle Gestaltung. Bei eleganten Herren und verführerischen Damen in Kasinos, Hotels und Strandcafés dominiert drastische, überstilisierte Gewalt das undurchsichtige Geschehen. In dieser Hinsicht erwiesen sich die Fumetti als noch grenzenloser und provokanter als das Kino. Besonders im Finale zitiert das Duo Mario Bavas "Gefahr: Diabolik!“ (1968) um die Jagd nach einem Superverbrecher. Giallo-Meister Umberto Lenzi adaptierte zwei Jahre zuvor die Serie um Totenkopf-Gangster "Kriminal“ und seinen Diamanten-Raubzug. Diese stilisierte Ästhetik hätten die drei neuen, an einem billigen Video-Look krankenden "Diabolik“-Filme vertragen können.
Mit einer schwarzen Opernsängerin als Lockvogel oder mögliche Identität von Serpentik verweist man auf den Kultfilm "Diva“. Unter gewohnter Verweigerung eines stringenten Plots und bei verschlungener Struktur bauen Cattet und Forzani wieder auf eine Mischung aus Eros und Thanatos, einen Retro-Soundtrack mit Morricone- und Cipriani-Zitaten, dem Spiel mit Masken und Identitäten, barocke Interieurs und Pop-Art-Motive zum Bewusstseinsstrom mit dem Verschwinden von Traum und Realität, bis beides nicht mehr voneinander unterscheidbar ist. Voyeurismus wird durch Detailaufnahmen von Augen manifestiert, die Frau erscheint als sexuelle und physische Bedrohung. Ängste, Obsessionen und Visionen des Protagonisten verschweißen zu einem atemberaubenden, aber angesichts des Plotmangels mitunter anstrengenden Bildertrip.
Fazit: Furioser experimenteller Thriller und Hommage an die Eurospy-Ära, bei der Wiederholungen und Leerstellen nicht ganz ausbleiben.
Gregor Ries
TrailerAlle "Reflection in a dead diamond"-Trailer anzeigen

Besetzung & Crew von "Reflection in a dead diamond"
Land: Frankreich, Belgien, Luxemburg, ItalienJahr: 2025
Genre: Thriller, Mystery
Originaltitel: Reflet dans un diamant mort
Länge: 87 Minuten
Kinostart: 09.10.2025
Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Darsteller: Céline Camara, Koen De Bouw, Maria de Medeiros, Barbara Hellemans, Thi Mai Nguyen
Kamera: Manuel Dacosse
Verleih: Plaion Pictures

