Saint-Exupéry - Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen (2025)

Wetterextreme und erbarmungslose Natur

Der argentinische Regisseur Pablo Agüero versteht seinen Mix aus Flieger-Drama und Survival-Abenteuer vor allem als Hommage an Saint-Exupéry, der am 29. Juni vor 125 Jahren geboren wurde. Agüero, und das ist ihm hoch anzurechnen, setzt nicht einfach nur auf eine trockene und auf Nummer sicher gehende filmische Umsetzung dieser so wichtigen Episode (die Rettungsaktion dauerte rund eine Woche) im Leben des gefeierten französischen Schriftstellers. Er reichert seinen Film stattdessen gekonnt mit poetischen Einschüben und symbolhaften Metaphern an.

In seiner Fantasie erhält er während der waghalsigen Rettungsaktion Hinweise und wertvolle Hilfe von Kindern, die ihm das Studieren des Kondor-Gleitflugs nahelegen. Oder beim Navigieren auf den Wind zu achten, der einem die richtige Flugrichtung weist. Dazu passen die berauschenden (CGI-) Bilder der gewaltigen Anden-Berglandschaften, Meere und Sonnenuntergänge. Die Natur und das Wetter spielen hier ohnehin eine zentrale Rolle. Schon nach wenigen Minuten wird klar, dass die unvorhersehbaren Bedingungen und ihre Unberechenbarkeit bei jedem Flug Leib und Leben der Aéropostale-Piloten bedrohen.

Kluge Verweise auf "Der kleine Prinz“

Denn "Saint-Exupéry“ führt auch zurück in die Anfänge der bemannten Flüge und Luftstreitkräfte. In die Zeit der Pioniere der Luftfahrt, die bei jedem Einsatz und insbesondere bei extremen Flughöhen, die beim Überwinden der aufragenden Gebirgsketten nötig sind, große Gefahren eingingen. Dabei stellten sie dennoch ihre Pflichten (im Fall von Saint-Exupéry und Guillaumet: der Transport der Luftpost und Fracht von Europa nach Südamerika) oft über ihr eigenes Leben. Saint-Ex‘ Pflichtbewusstsein und Mut zeigen sich in einer kraftvollen Szene, in der der Pilot dem Ertrinken nah ist, exemplarisch.

Gekonnt und an dramaturgisch sinnhaften Passagen baut Agüero ferner Reminiszenzen und Verweise auf Saint-Ex‘ späteres Meisterwerk "Der kleine Prinz“ ein. So zum Beispiel in Form von Notizbuch-Zeichnungen und Zitaten aus dem Buch. Selbst wenn schon durch den Untertitel des Films ("Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen“) klar wird: Es geht hier nicht zuvorderst um die berühmte Erzählung, die als anspielungsreiches Kunstmärchen Generationen prägte. Vielmehr ist "Saint-Exupéry“ im Kern die Geschichte einer unerschütterlichen Freundschaft (zwischen Saint-Ex und Guillaumet) und bedingungslosen Liebe (zwischen Guillaumet und seiner Frau). Alle drei Hauptdarsteller brillieren in ihren Rollen. Vor allem Diane Kruger als Noelle und Louis Garrel als Titelfigur begeistern mit unbekümmerten Auftritten und füllen ihre Rolle mit Kraft und Tiefe aus.

Fazit: Das anlässlich des 80. Todestages des großen französischen Schriftstellers Saint-Exupery gedrehte Abenteuer- und Flieger-Drama überzeugt mit einer stark gespielten Story rund um Mut, Freundschaft und bedingungslose Aufopferung. Im Gedächtnis bleiben die surrealen Visionen und symbolhaften (Natur-) Bilder, die "Saint-Exupery“ eine mystisch-verträumte Aura verleihen.