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Fritz Litzmann, mein Vater und ich (2025)

Deutscher Dokumentarfilm von Aljoscha Pause über die schwierige Beziehung zu seinem Vater Rainer Pause.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Nicht jeder weiß, dass der Vater des Filmemachers Aljoscha Pause der fernsehbekannte Rainer Pause ist. Nach diesem Film weiß es jeder. Denn der für seine Sportdokumentarfilme bekannte Sohn widmet sich in seinem neuesten Werk dem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater.

Der 1947 in Essen geborene Rainer Pause, der 1987 das Pantheon-Theater in Bonn gründete und durch seine Bühnenfigur Fritz Litzmann bundesweite Bekanntheit erlangte, zog den 1972 geborenen Aljoscha Pause größtenteils allein auf. Nach ein paar Jahren in einer linken Kommune waren Aljoschas Kindheit und Jugend vor allem von der Abwesenheit des ständig arbeitenden Vaters geprägt. An der Schwelle zum Erwachsenwerden geriet er kurzzeitig auf die schiefe Bahn.

Für seinen Film hat Aljoscha Pause neben seinem Vater Rainer Pause viele von dessen Weggefährten wie ehemalige Lebensgefährtinnen sowie die engen Kollegen Norbert Alich und Georg Schramm versammelt. Vor der Kamera nehmen zudem bekannte deutsche Comedy-Größen wie Bastian Pastewka, Carolin Kebekus, Michael Mittermeier, Helge Schneider, Gerhart Polt, Sebastian Pufpaff und die Politikerin Claudia Roth Platz, deren Wege sich mit Rainer Pause Ende der 1970er-Jahre im Ensemble von "Hoffmanns Comic Teater" kreuzten.

Bildergalerie zum Film "Fritz Litzmann, mein Vater und ich"

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

"Fritz Litzmann, mein Vater und ich": Gruppenbild mit Vater

Ein Vorwurf, der sich vielen Regienovizen machen lässt, egal, ob sie auf dem Gebiet des Spiel- oder des Dokumentarfilms unterwegs sind, ist, dass sie allzu gern und verliebt um sich selbst kreisen. Kaum eines dieser biografisch gefärbten Debüts ist jedoch geglückt. Was schlicht und ergreifend daran liegt, dass die Leben der meisten Menschen völlig unspektakulär verlaufen, auch wenn die Debütanten das nicht wahrhaben wollen.

Ein erfahrener Filmemacher hat etwas zu erzählen

Aljoscha Pause ist nun allerdings kein Neuling in der Branche. Der 1972 in Bonn geborene Regisseur blickt auf eine beeindruckende Karriere im Sportjournalismus und Dokumentarfilmbereich zurück. Er hat den Grimme-Preis für eine Dokumentarfilm-Trilogie über Homophobie im Fußball erhalten, mit den Filmen "Tom Meets Zizou" (2011) und "Trainer!" (2013) mit das Beste abgeliefert, was der deutsche Sportdokumentarfilm zu bieten hat und mit der Doku-Serie "Wie ein Fremder" (2020) eines der spannendsten Musikerporträts der vergangenen Jahre vorgelegt. (Dessen Protagonist Roland Meyer de Voltaire hat nun übrigens die Musik zu "Fritz Litzmann, mein Vater und ich" komponiert.)

Wenn Pause sich in seinem neuesten Dokumentarfilm mit der eigenen Kindheit und Jugend befasst, dann tut er das zumindest aus der Perspektive eines über 50-Jährigen heraus, folglich mit genügend zeitlichem Abstand, den es einem Debütanten ermangelt. Und mehr noch: Pause hat tatsächlich etwas zu erzählen. Sein Heranwachsen ist so ungewöhnlich, dass es einen nicht erstaunt, dass er es in einem Film verarbeitet, sondern höchsten verwundert, dass er es nicht schon viel früher getan hat.

Berühmter Vater, schwierige Jugend

Aljoscha Pauses Vater ist der durch die Fernsehauftritte seiner Bühnenfigur Fritz Litzmann bundesweit bekannte Rainer Pause, was jeder weiß, der in der deutschen Kabarettszene zu Hause ist und wissen kann, wer sich näher mit dem Dokumentarfilmer Pause befasst, von diesem bislang aber nie an die große Glocke gehängt wurde. Im Jahr 1987 hat Rainer Pause gegenüber dem Bundeskanzleramt in Bonn das Pantheon-Theater gegründet, das er bis heute und inzwischen an anderer Stelle betreibt, und dort unzähligen Talenten zum Durchbruch verholfen.

Aljoscha Pauses Jugend war also nicht nur gespickt mit vielen bekannten Namen, er besuchte auf dem Gymnasium auch dieselbe Klasse wie Bastian Pastewka und hing im Theater seines Vaters mit Oliver Masucci ab. Aus dem einen wurde bekanntlich ein gefeierter Komiker, aus dem anderen ein gefeierter Schauspieler. Doch nicht erst Pauses Jugend, schon dessen Kindheit war bewegt. Denn hineingeboren wurde er in eine linke Kommune, lange bevor sein Vater zum Kabarett wechselte. An der Schwelle zur Volljährigkeit geriet der heutige Regisseur, der zu diesem Zeitpunkt mehr oder minder auf sich allein gestellt lebte, zudem wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt und landete sogar im Jugendknast. Ausreichend Stoff also, um damit gleich mehrere Dokumentarfilme zu füllen. Weshalb es auch nicht verwundert, dass der vorliegende Film 144 Minuten lang geworden ist. Langweilig wird einem trotzdem nicht.

Mehrere Filme in einem

Das liegt daran, dass Aljoscha Pause nicht nur von sich, seiner verkorksten Jugend und seinem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater erzählt, sondern aus seinem Film gleich drei Porträts gemacht hat: eins über die bewegte Künstlerkarriere Rainer Pauses, eins über das Pantheon-Theater als eine der bedeutendsten Einrichtungen der deutschen Kabarettszene und ganz am Rande schließlich auch eins über sich selbst.

Der in einen Prolog, mehrere Kapitel und einen Epilog unterteilte Film ist Künstlerporträt, Familientherapie und historisches Zeitdokument zugleich. Ein tragikomischer Rückblick auf die Bonner Republik und eine Kabarettszene, die es in dieser Form nicht mehr gibt, ohne dabei jedoch ein Abgesang zu sein. Und ein mitunter schmerzvoller Einblick in ein Künstlerleben, in dem die Familie stets zu kurz kam, weil alles der Arbeit untergeordnet wurde – was, wenn man die vielen nachdenklichen bis selbstkritischen Stimmen der im Film interviewten Comedians und Kabarettistinnen hört, in dieser Branche wohl eher die Regel, denn die Ausnahme zu sein scheint.

Vor Beginn der Dreharbeiten hat sich Aljoscha Pause viele Fragen gestellt. Und Menschen aus seinem Umfeld haben ihn gefragt, ob er sich dieses Filmprojekt wirklich antun will. "Legt das nicht Emotionen frei, die besser gut verpackt bleiben?" war eine dieser Fragen. Wer den fertigen Film gesehen hat, kann darauf nur mit "Ja, und das ist verdammt gut so!" antworten. Aljoscha Pause selbst formuliert es wie folgt: "So ein Projekt ist nicht ohne, aber es lohnt sich. Auch ohne Kamera."

Fazit: Der Regisseur Aljoscha Pause, der bislang vornehmlich für Dokumentarfilme auf dem Feld des Fußballs bekannt war, hat einen sehr persönlichen Film über sich und seinen Vater Rainer Pause gedreht. Die notwendige Distanz, die Pause bei manchem Sportstar mitunter vermissen lässt, hält er diesmal ein, was seinen Film aber nicht distanziert, sondern ganz ihm Gegenteil noch intimer macht. "Fritz Litzmann, mein Vater und ich" ist Künstlerporträt, Familientherapie und zeithistorische Momentaufnahme der deutschen Kabarettszene in einem. Und ein Film, der trotz einer Laufzeit von 144 Minuten nie langweilt.




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FBW: besonders wertvollSind 144 Minuten für einen autobiografischen Dokumentarfilm nicht ein wenig lang? Nimmt sich Aljoscha Pause nicht zu wichtig, wenn er über zwei Stunden lang von sich und seinem Vater erzählt? Diese Bedenken werden schon in den ersten Minuten von [...mehr]

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Zum Video: Fritz Litzmann, mein Vater und ich

Besetzung & Crew von "Fritz Litzmann, mein Vater und ich"

Land: Deutschland
Jahr: 2025
Genre: Dokumentation
Länge: 144 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 29.05.2025
Regie: Aljoscha Pause
Darsteller: Carolin Kebekus, Oliver Masucci, Michael Mittermeier, Bastian Pastewka, Gerhard Polt
Kamera: Robert Schramm
Verleih: mindjazz pictures

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