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Verbotene Spiele
Verbotene Spiele
© Studiocanal

TV-Tips für Sonntag (26.4.): Brigitte Fossey erobert die Welt

3sat zeigt "Verbotene Spiele"

Amerikanische Romantik im Hauptprogramm, mal schmalzig, mal elegisch auf RTL und Arte, aber die bessere Variante, nämlich Elegisches ohne Schmalz, bietet 3sat mit dem französischen Drama "Verbotene Spiele" im Spätprogramm.

"Safe Haven - Wie ein Licht in dunkler Nacht", RTL, 20:15 Uhr:

Eine junge Frau (Julianne Hough) mit geheimnisvoller Vergangenheit kommt nach Southport in North Carolina, wo die Beziehung mit einem Witwer (Josh Duhamel) sie mit dem dunklen Geheimnis konfrontiert, das ihr Leben überschattet.

Es reichen zwei Worte, um "Safe Haven" zu beschreiben: Nicolas Sparks. Diese achte Verfilmung eines Romans des Autors, der kommende Woche mit "Kein Ort ohne Dich" auch wieder in den Kinos präsent sein wird, teilt die Welt in zwei Lager: Diejenigen, die mitschmachten, und diejenigen, die das Ganze "hassen", wie Kritiker Peter Travers es in Bezug auf "Safe Haven" im "Rolling Stone" ganz unverblümt schrieb. Allgemein schrieben fast alle Kritiker das Drama aus dem Jahr 2013 in Grund und Boden - als schmalzig und vorhersagbar.

Aber das ist eben nur die eine Seite. In den USA konnte der von Lasse Hallström (nach "Das Leuchten der Stille" von 2010 seine zweite Sparks-Verfilmung) inszenierte Streifen 71 Millionen Dollar einspielen. Es gab also genügend Zuschauer, die sich an schönen Menschen in romantischen Situationen erfreuen wollten. Und das konnten sie laut Kritiker Matthew Turner von "ViewLondon" auch mit gutem Gewissen: "Ansehnliche, wunderschön gefilmte Romanze mit einem gutem Tempo, die durch die starken Darstellungen und ein ordentliches Maß an Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern belebt wird - auch wenn das Drehbuch am Ende einen Sturzflug in ungewollt komische Bereiche hinlegt."



"Jeremiah Johnson", Arte, 20:15 Uhr:
Ein in den Bergen von Utah lebender Einsiedler (Robert Redford) wird zur unfreiwilligen Zielscheibe einer Vendetta der Indianer und stellt sich im eins-zu-eins-Kampf mit ihren Kriegern als ebenbürtig heraus.

Ursprünglich sollte Regisseur Sam Peckinpah mit Lee Marvin und dann Clint Eastwood die Lebensgeschichte der Western-Legende John Jeremiah "Leber-Esser" Johnson verfilmen, der von 1824 bis 1900 gelebt hatte. Die Handlung basierte auf zwei Biographien, dem Sachbuch "Crow Killer: The Saga of Liver-Eating Johnson" von Raymond Thorp und Robert Bunker und dem Roman "Mountain Man" von Vardis Fisher aus dem Jahr 1965. Als sich Peckinpah's und Eastwood's Engagement zerschlug, gelang es Warner Brothers, welche die Filmrechte 1970 erworben hatte, Redford als Hauptdarsteller zu gewinnen. Der bestand auf Sydney Pollack ("Die Dolmetscherin") als Regisseur, mit dem er erneut zusammen arbeiten wollte.

John Milius ("Apocalypse Now") schrieb und überarbeitete das Drehbuch mehrmals, zwei weitere Autoren wurden beschäftigt, wodurch die Kosten der Produktion schon vor Drehbeginn in die Höhe schnellten. Da auch Robert Redford 200 000 Dollar kostete, beschlossen Warner Brothers, den naturgewaltigen Western aus Kostengründen nur auf dem Studiogelände drehen zu lassen - eine Aussicht, die den Hauptdarsteller und seinen Regisseur gleichermaßen entsetzte. Beide überzeugten den Produzenten, dass sie den Film in Redford's Heimat Utah auch zu gleichen Kosten würden produzieren können. Gedreht wurde also in der Wildnis vor Ort. Da aber unter anderem die Witterungsbedingungen die Dreharbeiten erschwerten, eskalierten die Kosten weiter. Pollack nahm einen Kredit auf sein Haus auf, um die Arbeiten fortsetzen zu können.

Letztlich lohnten die Zuschauer das Wagnis, indem sie "Jeremiah Johnson" zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres 1972 in den Kinos machten: Der drei Millionen Dollar teure Streifen setzte 44 Millionen Dollar um. Ihm wurde zudem die Ehre zuteil, als erster Western überhaupt am Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes teilzunehmen.

Pollack schuf in seinem wunderschön gefilmten Werk Momente großer Schönheit und großen Schreckens. Sein Film ist mehr Charakterstudie als Action-orientiert. "Manche Zuschauer werden vom Fehlen einer stringenten Handlung, von der episodenhaften, sich wiederholenden Struktur des Films oder den langen stummen Szenen abgeschreckt werden. Dabei sind es gerade diese Dinge, die dem Film seine Kraft verleihen", schreibt ein griechischer Zuschauer. "Wer sich darauf einlassen kann, erlebt eine wunderschöne Parabel über gebrochene Menschen, die lernen, wieder ganz zu sein. Zu gleichen Teilen brutal, wild und herzerwärmend."

"Verbotene Spiele", 3sat, 22:30 Uhr:
Ein junges französisches Mädchen (Brigitte Fossey) verliert bei einem Luftangriff der Deutschen im Zweiten Weltkrieg seine Eltern. Es freundet sich mit dem Sohn (Georges Poujouly) eines armen Bauern an, und gemeinsam versuchen sie, spielerisch mit der Gegenwart des Todes zurecht zu kommen.

Francois Boyer schrieb das Drehbuch "Jeux interdits", das jedoch niemand verfilmen wollte. Also entschloss sich der Autor, das Ganze als Roman zu verfassen, den er schließlich 1947 veröffentlichte. Und über diesen Umweg fand sein Werk doch noch den Weg in die Kinos: Regisseur René Clément ("Nur die Sonne war Zeuge") adaptierte den Stoff 1952 für sein Drama, das zu den ersten gehörte, das die Schrecken des Krieges aus Sicht von Kindern betrachtete. Mit der damals fünfjährigen Brigitte gelang den Filmemachern ein Glücksgriff: Die Kleine beeindruckte bei ihrem Filmdebüt, das den Startschuss zu einer bis heute andauernden Karriere gab, die sich in den letzten beiden Jahrzehnten allerdings ins französische Fernsehen verlagert hat. Deutschen Zuschauern ist Fossey besonders durch die "La Boum"-Filme in den Achtzigern ein Begriff, in denen sie die Mutter von Sophie Marceau verkörperte.

Während "Jeux interdits" in Frankreich wenig Eindruck hinterließ, sorgte er international für Furore: Er gewann den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig, den "Oscar" als "Bester nichtenglischsprachiger Film" und den Britischen Filmpreis als "Bester Film". Boyer erhielt zudem eine "Oscar"-Nominierung für die "Beste Geschichte".

Clément gelang eine unsentimentale, bewegende und kraftvolle Reflexion über den Verlust von Unschuld und die Wahrhaftigkeit der Kindheit. Ein serbischer Zuschauer findet: "Niemals erschien die Welt der Erwachsenen so völlig dumm, brutal und sinnlos wie hier durch die Augen zweier unschuldiger Kinder, die mit Schmerz, Verlust, Tod und Krieg umgehen müssen. Und dennoch ist dieser Film zärtlich, feinsinnig und unaufdringlich in seinem Porträt der Torheiten der Erwachsenen und erfrischend unsentimental in seiner Darstellung des Schmerzes und der Schönheit der Kindheit."

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