oder
United Passions mit Tim Roth als Sepp Blatter
United Passions mit Tim Roth als Sepp Blatter
© Leuviah Films / Thelma Films

Eigentor!

FIFA-Film floppt mit 607 Dollar in den US-Kinos

Ist es einfach nur Pech mit dem schlechestmöglichen Timing? Oder ist es einfach nur ein mieser Film? Oder war es von Anfang an keine besonders gute Idee, einen Lobhudel-Film über die FIFA und ihren gerade zurückgetretenen Chef Sepp Blatter zu drehen - ein Mann, der Pfeifkonzerte von Fußball-Fans weltweit provozierte, sobald er nur im Bild auftauchte?

Wahrscheinlich eine Mischung von allem hat dafür gesorgt, dass das französische Drama "United Passions", den der Weltfußballverband größtenteils selbst finanziert hat, am vergangenen Wochenende in spektakulärer Art und Weise in den amerikanischen Kinos gefloppt ist: Gerade mal 607 Dollar kamen in zehn Städten zusammen - mit der Zuschauerzahl konnte man wahrscheinlich nicht mal zwei Fußballmannschaften aufstellen...

Und es klingt ja auch eher nach einem schlechten Scherz, dass ein Film die Geschichte des Fußballweltverbandes ausgerechnet in dem Moment abfeiert, als die seit mindestens 35 Jahren wuchernde Selbstbereicherung einer Funktionärskaste in Festnahmen des FBI in Zürich gemündet ist. Mit Tim Roth in der Rolle des Sepp Blatter.

Der im vergangenen Jahr auf den Filmfestspielen von Cannes uraufgeführte Streifen hat auch in Europa keine Interessenten gefunden: Bisher ist der umgerechnet 24 Millionen Dollar teure Film nur vereinzelt überhaupt in die Lichtspielhäuser gekommen und hat dort für magere Umsätze von 190 000 Dollar gesorgt. Und das trotz der Besetzung mit Roth, Sam Neill als Blatter's Vorgänger Joao Havelange und Gerard Depardieu als dessen Vorgänger Jules Rimet.

Laut der britischen Zeitung "The Guardian" hat Blatter das Drehbuch genehmigt. Dass es da "kaum einen Hinweis auf die Korruptionsskandale gibt, welche die FIFA seit Jahrzehnten plagen", wie Filmkritiker Daniel Gold von "The New York Times" schreibt, versteht man mit diesem Hintergrundwissen schon viel besser. Regisseur und Drehbuchautor Frederic Auburtin gab gegenüber der "The New York Times" zu, dass es "sehr, sehr schwierig war, etwas über Blatter selbst zu zeigen, denn der Kerl ist der Boss. Er co-produziert den Film zu nahezu 80 Prozent."

Die Kritiker haben das Werk in der Luft zerrissen: "In den unendlichen 110 Minuten dieses abgrundtief fürchterlichen Streifens könnte man ein besseres Drehbuch schreiben, als das, was da verfilmt worden ist", ätzt Tim Appelo für "The Wrap", während Gold urteilte: "Es handelt sich um einen der unsehbarsten Filme der jüngeren Zeit. Ein unehrliches Stück von Manager-Weißwäscherei, das nicht mal für Lacher gut ist."

Hier streamen



Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.