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Jude Law in Duell - Enemy at the Gates
Jude Law in Duell - Enemy at the Gates
© Constantin Film

TV-Tips für Freitag (28.8.): Jude Law und Ed Harris liefern sich tödliches Duell

3sat zeigt "Enemy at the Gates"

Bis zum Spätprogramm muss man sich gedulden, dann sind drei sehr unterschiedliche, aber lohnende Spielfilme zu sehen. Insbesondere "Enemy of the Gates", die in Brandenburg gedrehte internationale Produktion mit Jude Law, sei im 3sat-Spätprogramm empfohlen.

"Duell - Enemy At The Gates", 3sat, 22:35 Uhr:
Ein russischer Scharfschütze (Jude Law) und ein deutscher Scharfschütze (Ed Harris) spielen während der Schlacht um Stalingrad Katz und Maus.

Dieser US-Abenteuerfilm aus dem Jahr 2001 hatte mindestens bei zwei Besuchergruppen einen mehr als schweren Stand. Selten ist ein Eröffnungsfilm oder überhaupt irgendein Film auf der Berlinale so ausgebuht worden wie Jean-Jacques Annaud's Werk. Der Franzose schimpfte nachher über das "Schlachthaus" Berlinale und schwor, dort nie wieder eines seiner Werke zu zeigen. Der Regisseur wies dabei korrekt darauf hin, dass "Enemy at the Gates" überall sonst in der Welt wesentlich besser aufgenommen worden sei.

Zweitens waren da sowjetische Kriegsveteranen der Schlacht von Stalingrad, die in der russischen Duma gehört wurden, als sie beantragten, den Film in Russland verbieten zu lassen, weil er das Andenken an die Rote Armee beschmutze. Weder habe es die im Streifen gezeigten Massenexekutionen gegeben, noch habe man abends getanzt und gefeiert. "Alles was man tat, war nach Nahrung und einem Platz zum Schlafen zu suchen", erklärte ein ehemaliger Teilnehmer der Schlacht. Die Duma verbot die Aufführung des Films allerdings nicht.

"Enemy at the Gates" stützt sich auf zwei Quellen: Einmal die Erinnerungen des tatsächlich existierenden sowjetischen Scharfschützen Wassili Saizew, der von dem Journalisten Wassili Grossman noch während der Kämpfe im Winter 1942/43 interviewt wurde. Saizew's Erzählungen nutzte Grossman für seinen Roman "Life and Fate" im Jahr 1959. Hier spielt das Motiv des Duells mit dem deutschen Meister-Scharfschützen eine große Rolle, das von Historikern indes in Frage gestellt wird. Einen deutschen Super-Scharfschützen namens Erwin König oder eine analoge Figur gab es jedenfalls nicht.

Zum zweiten griff Annaud, der auch das Drehbuch geschrieben hat, auf das Sachbuch "Enemy at the Gates: The Battle for Stalingrad" von William Craig aus dem Jahr 1973 zurück, der allerdings nur am Rande erwähnt, dass es Duelle zwischen den Scharfschützen gab. Die im Film geschilderte Auseinandersetzung der beiden spezifischen Gegner darf man daher getrost als fiktional bezeichnen. Die deutsche Presse hing sich daran besonders auf und kritisierte, dass Stalingrad hier als bloße Kulisse eines western-artigen Showdowns missbraucht worden sei.

Doch um auf Annaud's Punkt zurückzukommen - das war eine, aber nicht die Sichtweise. Tatsächlich schätzen Zuschauer und viele Kritiker das Werk für dessen Fähigkeit, das Gefühl und das Aussehen von Kriegsgeschehen überzeugend zu reproduzieren und dabei spannend und atmosphärisch zu sein. Alle sind sich indes einig, dass die Liebesgeschichte mit Rachel Weisz deplatziert und überflüssig wie ein Kropf ist.

Gedreht wurde die rund 70 Millionen Dollar teure Produktion von Januar bis Mai 2000 ausschließlich in Deutschland, hauptsächlich in Brandenburg. Drehorte waren neben dem Filmstudio Babelsberg die Kavallerieschule Krampnitz bei Potsdam, das stillgelegte Chemiewerk in Rüdersdorf bei Berlin und das stillgelegte Tagebau-Revier Greifenhain in der Nähe von Cottbus.

In den USA und im Rest der Welt wurde die Paramount Pictures-Produktion ein mäßiger Erfolg mit einem Gesamteinspiel von knapp 100 Millionen Dollar. Weisz, Annaud und Law wurden für einen Europäischen Filmpreis nominiert.

Ein australischer Zuschauer schwärmt: "Das ist einer der besten Filme über den Krieg - wie er ist und wodurch er verursacht wird. Ich weiß, dass einige Leute die Liebesgeschichte unglaubwürdig finden, aber für mich illustriert sie, wie Eifersucht und Neid zu irrationalen Taten, Hass und sogar Krieg führen können. Dieser Film ist keine propagandistische einseitige Analyse des Krieges, sondern ein tiefschürfender und sehr bewegender Blick auf die Realität, Mensch in einer Kriegssituation zu sein - egal ob männlich oder weiblich, deutsch oder russisch."



"Underworld", Pro7, 22:45 Uhr:
Selene (Kate Beckinsale), eine Vampirkriegerin, ist in die Schlacht zwischen Vampiren und Werwölfen verwickelt. Sie verliebt sich in Michael (Scott Speedman), einen Menschen, der von den Werwölfen aus unbekannten Gründen gejagt wird.

Die Kritiker mochten diesen Horrorfilm, als er 2003 erschien, nicht, kritisierten ihn als öde und unoriginell, wenn sie auch zugestanden, dass Regisseur Scott Speedman ("Stirb langsam 4.0") ein visuell beeindruckender Streifen gelungen war. Der Vorwurf der mangelnden Originalität trifft allerdings nur bedingt zu - viele der inzwischen gängigen Vampir-Klischees spielen hier keine Rolle, und im Drehbuch hat Danny McBride die komplexe Vampir-Werwolf-Mythologie akribisch herausgearbeitet.

Der in Ungarn gedrehte Streifen kam beim Publikum gut an, wurde sowohl in den USA als auch international ein mäßiger Erfolg von rund 95 Millionen Dollar (bei Produktionskosten von 22 Millionen Dollar), so dass die Lakeshore Entertainment-Produktion profitabel und zur Blaupause für inzwischen drei Fortsetzungen wurde, der im kommenden Jahr mit "Underworld: Next Generation" der fünfte Teil folgen wird.

Ein australischer Zuschauer lobt: "Der Film kombiniert geschickte, moderne, schnelle Action mit den klassischen Vampir- und Werwolf-Motiven. Die Farbpalette mit wenigen Farben und dominierendem Blau lässt das Ganze cool und glänzend aussehen. Ich mag auch Action-Filme, in denen Frauen nicht nur Dekor sind, sondern wie hier sogar die Heldin - eine Rolle, die allzu leicht an einen Mann hätte gehen können."



"Camille Claudel 1915", Arte, 00:20 Uhr:
Winter 1915. Die Bildhauerin Camille Claudel (Juliette Binoche) ist von ihrer Familie in eine Psychiatrie im Süden Frankreichs eingewiesen worden, wo sie versucht, die Ärzte davon zu überzeugen, dass sie nicht wahnsinnig ist. Zugleich erwartet sie den Besuch ihres Bruder Paul (Jean-Luc Vincent).

Bereits 1988 war das Leben der Künstlerin, die von 1864 bis 1943 lebte, als "Camille Claudel" mit Isabelle Adjani in der Titelrolle verfilmt worden. Im Gegensatz zu jenem Werk konzentriert sich Regisseur und Drehbuchautor Bruno Dumont ("Twentynine Palms") in seinem französischen Drama auf einen spezifischen Zeitraum im Leben der Bildhauerin, wie der Titel andeutet. Als Quelle nutzte der Filmemacher die Briefe, die Camille und Paul schrieben. Dumont gelang eine unglaublich leidenschaftliche und demütige Betrachtung einer gepeinigten Künstlerin, die unvergesslich von der großartigen Binoche dargestellt wird. Keine leichte Kost, aber allein wegen der Hauptdarstellerin lohnt es sich.

In Deutschland war der in Frankreich positiv aufgenommene "Camille Claudel 2015" zwar im Wettbewerb der Berlinale 2013 zu sehen, kam aber nicht in die Kinos. Arte zeigt das Werk hier als deutsche Premiere.

Der britische Kritiker Mark Kermode lobte: "Die überwältigende Darstellung von Juliette Binoche ist das schlagende, gequälte Herz dieses ausgezeichnet gemachten und sehr berührenden Films."



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